Chessy, die Spinne Gundula und das Mädchenschachcamp
Am ersten Sonntagabend im November saß Chessy bei sich zuhause in seinem Lieblingssessel. Gerade hatte er sich einen warmen Kakao mit Sahne gemacht. Chessy war heute viel draußen gewesen um noch die letzen schönen Sonnenstrahlen zu genießen, nun wollte er es sich gemütlich machen.
Doch plötzlich hörte er eine Stimme: „Duuu Chessy?“
Er wunderte sich. „Wer spricht denn da?“ Irritiert schaute er sich um!
„Hier oben!“ Doch Chessy sah immer noch niemanden. „Hinter dir! Warte kurz, ich komme runter zu dir!“
Immer noch sehr erstaunt schaute er sich um. Plötzlich kribbelt es auf seiner Schulter! Eine kleine Spinne mit Weihnachtsmütze auf dem Kopf hatte sich auf seine Schulter abgeseilt.
„Oh, du bist eine Spinne.“
„Ja, mit einer Weihnachtsmütze, denn es ist ja Herbst und bald ist Winter, da ist es immer kalt!“
Chessy schaute verwundert und sagte: „Ok, aber wieso ist es denn eine Weihnachtsmütze?“
Die kleine Spinne erklärte es ihm: „Naja, Halloween ist jetzt vorbei und für mich beginnt daher die Weihnachtszeit!“
„Aber die Weihnachtszeit beginnt doch erst nach Totensonntag und…“
Die kleine Spinne unterbrach ihn direkt: „Ich sagte für mich! Jeder kann das ja so sehen, wie er möchte! Außerdem hat meine Oma die Weihnachtsmütze für mich gestrickt.“
Chessy merkte, dass er sich auf diese Diskussion lieber nicht einlassen sollte. Die Vorstellung von einer alten Spinnenoma mit grauen Haaren, die mit ihren 8 Beinchen eine Mütze strickt, fand er sehr lustig. Daher sagte nur ganz entspannt: „Ok, du kannst das natürlich so sehen, wie du es so möchtest!“ Er fand die kleine Spinne ganz niedlich und wollte sie lieber nicht ärgern! „Wolltest du eigentlich etwas bestimmtes von mir?“
„Ja! Du magst doch Schach oder?“
Chessy schaute ganz erstaunt. Von einer Spinne, die auch Schach spielt, hatte er noch nie etwas gehört. „Kannst du denn gut Schach spielen? im Nachbarzimmer ist mein liebstes Schachbrett, wenn du möchtest kann ich es holen und wir spielen eine Runde!“
„Naja, ich kann aber nicht so gut Schach spielen“, sagte die Spinne schüchtern! „Aber ich war über Halloween beim Mädchenschachcamp in Schweinfurt! Ich habe dort nämlich erst Schach spielen gelernt.“
„Oh, das freut mich! Ich hatte leider keine Zeit, sonst hätte ich dort ja auch gerne vorbeigeschaut! Nur ein paar Anhänger und Aufkleber von mir habe ich hingeschickt. Ich hoffe, die Mädchen haben sich gefreut! Würdest du mir bitte erzählen, wie es war, ich bin sehr neugierig, ob alles geklappt hat?“
Die Spinne freute sich sehr. „Ja genau deswegen bin ich ja hier: Also…
Es war der Morgen des 31.10.2024 und die Spinne Gundula saß einsam und traurig am Bahnhof. Eigentlich war sie auf dem Weg zur schaurigsten Halloween-Party des Jahres gewesen, doch wie könnte es anders sein?!, ihr Zug war ausgefallen und nun steckte sie mitten im Nirgendwo fest. Aus Langeweile heraus begann sie die Menschen zu beobachten, die überall um sie herum wild über den Bahnhof wuselten und begann nachzudenken. Von welchen Orten kamen die wohl her? Und wo wollten sie hin? Waren einige vielleicht auch unterwegs zu Halloween-Partys?
Plötzlich wurde Gundula aus ihren Gedanken gerissen, als jemand in einem Tempo, das einem ICE Konkurrenz machen könnte, an ihr vorbei sprintete und fast auf sie drauf getreten wäre. “Pass doch auf!”, wollte Gundula schon hinterherrufen, doch dann sah sie, was die rennende Person in der Hand trug. Ein Schachbuch! Das machte Gundula, die seit Jahren Schach lernen wollte, natürlich neugierig, und so sauste sie kurzerhand los um die Person noch einzuholen. Gundula fand die andere im Zug wieder und es stellte sich heraus, dass es Julia war, die gerade zum Halloween-Mädchenschachcamp der Deutschen Schachjugend nach Schweinfurt reiste.
Von einem Mädchenschachcamp hatte Gundula ja noch nie etwas gehört, erst recht nicht von einem zum Thema Halloween, aber sie war sofort hellauf begeistert von der Idee und beschloss kurzerhand einfach mitzukommen und in Julias Reisetasche zu übernachten. Und so kam es, dass die Spinne Gundula vier abenteuerliche Tage, gefüllt mit Schach und guter Laune, in Schweinfurt verbringen konnte und eine Menge großartiger und schachbegeisterter Mädchen treffen durfte.
Die vier Betreuerinnen Sonja, Dorothee, Julia, Sophia
Gundula folgte Julia überall hin und konnte daher live miterleben, wie wunderschöne Schachmappen und Armbänder gebastelt, die Stadt Schweinfurt auf einer Schnitzeljagd erkundet und viele Runden Werwolf, aber auch Tandem und andere Varianten wie das Hexenschach gespielt wurden. Außerdem ließ sie sich das leckere Essen der Jugendherberge schmecken.
Gundulas persönliches Highlight war jedoch, den Mädchen beim Training über die Schulter schauen zu können und zu sehen, mit wie viel Motivation, Ausdauer und Kreativität die Teilnehmerinnen schon in so einem jungen Alter ans Schachbrett gehen. Gundula hofft, dass die teilnehmenden Mädchen genauso viel Spaß hatten wie sie, und auch so viel gelernt haben wie sie, und sie ist sich sicher, dass aus einigen großartige Schachspielerinnen werden können, wenn sie weiterhin mit so viel Fleiß und Interesse trainieren. Vor allem aber ist Gundula überglücklich, so viele tolle neue Menschen kennengelernt zu haben.
Als Gundula, die kleine Spinne mit ihrer Weihnachtsmütze, fertig war von ihrer Reise zu berichten, kribbelte es plötzlich auf Chessys anderer Schulter. Eine andere Spinne saß plötzlich dort und fing auch an von ihren Erfahrungen im Mädchen Schachcamp in Schweinfurt zu erzählen:
„Als ich in Schweinfurt ankam, war ich noch ganz aufgeregt. Aber dann haben wir erstmal Namensschilder gemalt und uns kennengelernt. Und auch das Basteln am nächsten Tag hat super viel Spaß gemacht. Mit rotem und pinkem Perlgarn habe ich einen Schlüsselanhänger geknüpft, an dessen Ende eine kleine Schachfigur befestigt ist. Jetzt hängt er an meinem Schlüsselbund und erinnert mich jeden Tag an die tollen Tage auf dem Mädchencamp“
Chessy hörte den Spinnen sehr aufmerksam zu. Aber nicht nur ihn interessierten ihre Geschichten, auch er hatte eine kleine Hausspinne. Diese war nach den schönen Berichten vom Camp etwas traurig geworden, denn sie hatte die Ausschreibung auf der Internetseite der Deutschen Schachjugend gesehen, sich aber leider nicht getraut dran teilzunehmen. Aber sie nahm sich ganz doll vor beim nächsten Schachcamp dabei zu sein.
Aus ihrem Spinnennetz an der Decke beobachtete sie nun Chessy und die beiden Spinnen, wie sie mit Chessys Lieblingsschachbrett einige Partien Schach spielten. Die beiden Spinnen waren richtig gut, sie hatten ja auch viel gelernt beim Mädchenschachcamp in Schweinfurt.
Julia, Sonja und Sophia
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