Schulschachkongress begeistert Teilnehmende
Am 9. November 1989 wurde von einem Moment auf den anderen die deutsch-deutsche Grenze brüchig und öffnete sich für gegenseitige Besuche – der Anfang der späteren Wiedervereinigung Deutschlands.
35 Jahr später am 9. November 2024 konnte so der 16. Schulschachkongress der Schulschachstiftung e.V und der Deutschen Schachjugend e.V. zum vierten Mal in den gar nicht mehr so neuen Bundesländern ausgetragen werden. Nach Erfurt, Halberstadt, Schwerin nun also Magdeburg, die heimliche Schachhauptstadt Deutschlands. Und so kamen die Referentinnen und Referenten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und vielen Bundesländern mehr zusammen um mit rund 60 Lehrerinnen, Lehrern und Vereinsvertretern über die Fortentwicklung von Schach in allen Schulformen zu diskutieren.
Wann kann ein Kongress als erfolgreich gewertet werden? Wenn am Sonntag in der Schlussrunde viele zufriedene, glückliche Gesichter zu sehen sind und die Forderung gestellt wird, dass das Ausbildungsangebot mit diesmal 18 Workshops in 3 Blöcken künftig noch um einen 4. Block erweitert werden soll. So groß ist der Wunsch nach einem intensiven Wissenstransfer!
Magdeburg hatte sich auf den Kongress eingestellt. So grüßte Emanuel Lasker leibhaftig die Teilnehmenden und die Magdeburger Bürger als Teil einer Wanderausstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes über jüdische Sportler und ihre Schicksale in Deutschland.
Das nahe dem Tagungsort (Haus Roncalli) gelegene Restaurant Wenzel empfing die Gäste vom Kongress mit einer umfänglichen Schachdekoration, die von Manfred Grömping und Günter Aschenbrenner von der Grundschule Raesfeld mit einigen Schachpartien sichtlich genossen wurde.
Da passte es gut ins Bild, dass Martina Dannies die Stadtführung durch Magdeburg mit den vielen Schachevents in Magdeburg verband.
Wie es kaum anders sein kann in Magdeburg war der Freitagabend dem Themenkomplex Kinderschach gewidmet. Es wurde die Arbeit des Vereins Kinderschach in Deutschland e.V. vorgestellt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Schach in möglichst viele Kindergärten zu bringen und dafür eine Ausbildung und ein Schachpaket für die Kindergärten geschaffen hat. Eine Arbeit, die noch viel zu wenig bekannt ist in Deutschland.
Dem schloss sich ein Vortrag zur Lasker Gesellschaft an, die viele gesellschaftspolitische Themen angeht und auch im Kinder- und Schulschach Akzente setzen möchte.
Final wurde dann noch ein neues Buchprojekt „Dein Schach-Abenteuer“ von Laura Schalkhäuser und Harald Schneider-Zinner vorgestellt. Das Buch wird in Kürze erscheinen und wer die beiden kennt, der weiß, das wird ein Hit!
Am Samstag dann der eigentliche Kongress mit drei Blöcken mit je sechs parallelen Workshops, die jeweils zweistündig durchgeführt wurden.
Bei der Auswahl der Themen wird darauf geachtet, dass das ganze Spektrum des Schulschachs abgedeckt wird. Es werden Trainingsmaterialien vorgestellt wie auch Trainingsmethoden. Dabei geht es um die klassischen Medien ergänzt mit den neuen wie zum Beispiel beim neuen Buch von Björn Lengwenus mit einem Onlinezugang zu Fritz & Fertig.
Aus den Niederlanden wurde das jetzt auch in deutscher Sprache erhältliche Schachlehrnprogramm Chessity vorgestellt und in einem Workshop konnte man weitere Onlinelehrformate kennenlernen und sich zugleich mit den Tücken des Onlinetrainings auseinandersetzen.
Es ging aber auch klassisch zu, wie zum Beispiel bei der Vorstellung der Schacharbeit an der Grundschule Raesfeld, beim Thema Schachrallye, beim Thema Methoden des Gruppentrainings. Es wurden auch bestimmte Zielgruppen ins Visier genommen wie die Förderung von Mädchen mit vielen konkreten Beispielen, wie das Schachangebot mädchengerecht gestaltet werden kann.
Und natürlich wurde auch zu Schach im Kindergarten referiert. Wie läuft das Magdeburger Modell ab, wie bringt man Schach kleinen Kindern bei, welche Lehrmaterialien gibt es dafür? Schach kann viel Positives bei Kindern und Jugendlichen bewirken. Das wurde thematisiert im Bereich Integration und Schach an Förderschulen.
Ein abwechslungsreiches, lehrreiches und interessantes Programm. Passend dazu konnten sich die Teilnehmenden in den Pausen am Schachtisch die angesprochenen Materialien anschauen, sie prüfen und auch kaufen.
Der lange anstrengende Kongresstag endete mit einem gemütlichen Beisammensein, gutem Essen und vielen Gesprächen. Emotional wurde es, als sich die Autorin von „Simon der Schachspieler“ Joyce van der Meijden per Videobotschaft meldete. Ihr Buch hat in den Niederlanden sehr zur Verbreitung des Schachspiels beigetragen. Unterdessen gibt es dort schon zwei Folgebände. „Simion der Schachspieler“ wird demnächst in neuer überarbeiteter Übersetzung bei uns zu kaufen sein. Joyce wollte selbst zum Kongress kommen, war aber nach einer schweren Krebserkrankung noch zu schwach für eine lange Reise.
Dann die Ehrung Schachlehrer des Jahres. Mit Heinz Martin von der Realschule an der Salzstraße in Kempten im Allgäu wurde ein Lehrer geehrt, der über 40 Jahre lang Schach seinen Schülern und Schülerinnen beibringt, auch noch jetzt nach seiner Pensionierung, und mit ihnen auch so manche Erfolge feierte.
Am Sonntag wurde ein neues Angebot ausprobiert. Let us talk about Schulschach mit Walter Rädler, der über viele, viele Möglichkeiten der Schulschacharbeit referierte. Er zeigte Videos, die im Unterricht einsetzbar sind, Trainingsmaterialien und vieles mehr.
Ein wunderbarer Schachkongress ging zu Ende und eingeladen wurde zum 17. Schulschachkongress vom 07.-09.11.2025 im Norbert-Gymnasium in Knechtsteden in Nordrhein-Westfalen, gelegen bei Neuss.
Wir freuen uns auf die Teilnehmenden!
Jörg Schulz
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