September 12, 2024

Zweimal David gegen Goliath – Deutsche Siege gegen Madagaskar und Andorra.

Der Saal sieht voll aus. Doch viele Tische blieben leer. (© Mark Liwschitz)

The Big Greek war – natürlich – mit Feuereifer bei der Sache. Erste Runde bei der 45. Schacholympiade, erstes Streaming für den Deutschen Schachbund. “Eine gelungene Premiere”, sagte IM Georgios Souleidis, “nach fünf Stunden Kommentieren bin ich aber etwas müde.” Vielleicht auch, weil die beiden letzten deutschen Partien nicht gerade Wachmacher waren. Sowohl die Frauen als auch die Männer siegten souverän. “Das waren zwei Pflichtsiege. Typische David- gegen Goliath-Duelle, wie sie in den ersten beiden Runden bei Olympiaden oft vorkommen”, so Souleidis.
Für die deutsche Männer-Nationalmannschaft begann das Turnier etwas seltsam. Man könnte es im Stile eines Volksliedes so formulieren: Wir lagen vor Madagaskar, und hatten zwar nicht die Pest an Bord – aber auch keine Gegner. Wo waren sie? Achselzucken, auch bei Bundestrainer GM Jan Gustafsson, der plötzlich auch etwas hibbelig wirkte: “Ich weiß von nichts, vielleicht kommen sie ja gar nicht.” Die ersten deutschen weißen Figuren setzten sich jedenfalls bereits in Bewegung, standen da sechs Minuten – und dann kamen endlich die ersten beiden Gegner. Ein kurzes “Sorry”, Händeschütteln – und los ging es. Die anderen beiden trudelten in ihren schicken Trainingsanzügen danach auch ein.
Kein Einzelfall. Es blieben heute zu Beginn viele Bretter leer – einige Teams hätten Visaprobleme, teilte die FIDE später mit. Hinzu kam, dass auch der Shuttleservice nicht richtig funktionierte. Das heißt, es begann alles mit deutlicher Verzögerung. Eigentlich kaum zu glauben für so eine gigantische Veranstaltung. Aber so mancher Kritiker hatte schon im Vorfeld geunkt, die FIDE habe doch recht spät mit dem Feintuning begonnen. Am Turniertag selbst, das muss man sagen, wimmelte es dann nur so vor Mitarbeitern – da griff dann rund um den eindrucksvollen Turniersaal ein Rädchen ins andere. Und darauf kommt es ja an.
Zu den Partien. Kurzum: Von den Spielern aus dem Inselstaat war nur einer wirklich zäh. GM Dimitrij Kollars hatte am ersten Brett schwer zu kämpfen gegen IM Fy Antenaina Rakotomaharo. Am Ende ein Remis. Das lag auch daran, dass er im Mittelspiel “ein aussichtsreiches Opfer ausgelassen hat”, so The Big Greek: “Im Grunde aber war es das einzige Brett, wo der Unterschied nicht ganz so groß war.” GM Matthias Blübaum (“Das war nicht die schwierigste Partie in meinem Leben. Es lief alles glatt.”) fertigte CM Heritiana Andrianiaina ebenso ab wie Alexander Donchenko dann Miora Andriamasoandro – so stand es schnell 2:0. “Ich habe schon nach 20 Zügen eine Figur gewonnen”, so Donchenko, das Anstrengste am heutigen Tag sei gewesen, “dass man schon eine Stunde vorher, also viel zu früh im Tuniersaal ist und dann das Turnier auch noch zu spät beginnt“.
GM Frederik Svane hatte gegen CM Dylan Rakotomaharo deutlich mehr Mühe. Er siegte dann aber noch klar, weil sein Gegner tief im Endspiel einen Fehler machte. “Man kann sagen, er hat ihn ausgetrickst”, so The Big Greek. Am Ende ein Arbeitssieg gegen krasse Außenseiter, oder wie der Bundestrainer es trocken sagt: “Business as usual.” Man sei ja schon “ab Brett zwei auf dem Papier deutlich vorne” gewesen.
Bei den Frauen sah das ähnlich aus. Ein Klassenunterschied in Sachen Elo gegen Andorras Equipe, die durch ihre leuchtende Kleidung einen Hauch von Sommer in den Turniersaal der BOK Hall brachten. Sportlich sah das weniger gut aus für die deutschen Gegner. Das 4:0 war auch so deutlich, wie es sich anhört. “Wir waren druckvoll und haben sie überspielt”, sagte FM Lara Schulze, “das ist schon ein gutes Zeichen für den weiteren Turnierverlauf.” Oder, um es mit WGM Hanna Marie Klek zu sagen: “In der ersten Runde gibt es oft nicht viel zu gewinnen. Aber heute in jedem Fall Selbstvertrauen.” (mw)

Der Saal sieht voll aus. Doch viele Tische blieben leer. (© Mark Liwschitz)

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Nationalmannschaft Männer 📸 Katharina Reinecke
Dinara Wagner (© Michał Walusza)
📸 Matthias Wolf