Januar 30, 2025

Interview mit Richard Holzberger, Macher vom Müncher Pfingstopen und einem sehr, sehr wichtigen Münchner Schachaktivist

Die Schachfreunde München und Richard Holzberger  sind ein Synomym, es ist unglaublich, was unter ihm in den letzten Jahren entstanden ist.
Die erste Ausgabe des Münchner Pfingstopens hatte noch Anfangsprobleme, die zweite Ausgabe war super, und die dritte mit Sebastian Siebrecht wird noch besser!
Wer ist der Mensch, der in München sooo viel auf die Beine stellt?
 
1) Hallo Richard, bitte stelle dich kurz vor!
 
ich bin verheiratet und habe einen Sohn, sie geben mir Rückhalt, arbeite an der Bayerischen Staatsbibliothek. Ich habe in München ab 2000 Religionswisschenschaft, Indologie und Germanistische Linguistik studiert.
Bin 1977 in Sathmar (Rumänien) geboren, 1990 sind wir nach Deutschland gezogen. Im oberschwäbischen Biberach haben wir uns niedergalassen und bin da weiter zur Schule gegangen. Es gab einen Bezug zu Oberschwaben, da der Großteil meiner Vorfahren vor 200-300 Jahren von hier nach Sathmar gerufen wurden. Die Geschichte der Regionen Sathmar und Oberschwaben interessierte mich sehr, vor dem Schachprojekt hatte ich Genealogie intensiv betrieben und Einiges an Tage gefördert.
 
2) Du hast in München unglaublich viel erschaffen, wofür ich unglaublich Respekt habe. Bitte Berichte kurz von deinem Verein, deinen Projekten und deinen Turnieren.
 
Du kennst es ja selber auch aus Vaterstetten. Dein Projekt war ein Vorbild für uns und hat mich inspiriert.
Es ist aber auch etwas Neues daraus entstanden. Die erste Welle der Begeisterung hatte ich mit einem Interview mit GM Stefan Kindermann ausgelöst. Beim PSV München seinem ersten Verein hatte ich einen Schachkurs angekündigt. Er stand uns als Pate immer zur Seite und spielte mit den Kindern immer wieder mal Simultans. Es gab das erste Open, mehr als 30 Eltern halfen mit, eine ganze Sporthalle wurde abgedeckt und Tische aus der ganzen Stadt herangekarrt. Viele aus dem Bezirk halfen mit und es kamen 130 Kinder. Danach sind wir ins Gymnasium Moosach mit dem Turnier umgezogen und hier ist immer noch der Stützpunkt des Schachfestivals. Aber der Reihe nach Corona brachte dann den nächsten Aufschwung, das Engagement an den Schulen (zuerst online) und die Zusammenarbeit mit Chess4u ergab sich hier. Online-Training findet immer noch an veschiedenen Tagen statt. Es folgten die ersten DWZ- und Elo-Turniere und unsere Mannschaften waren auch an der DVM vertreten. Es gab 2021 den ersten Erfolg für den Verein mit dem 2. Platz in der U10, danach den 5. Platz 2023. Die U12 war in den letzten Jahren 6., 11. und die U14 10. Die Mädchenmannschaft holte Ende 2024 Bronze in der U12. In der Jugendherberge organisierten wir die DVM Ende 2022 für unsere vielverprechende U12-Mannschaft. Daraus ergaben sich dann weitere Synergieeffekte, da wir Marc Lang kennenlernten, die erste Übertragung auch stattfand und wir mit dem System der Sportförderung in München vertraut wurden.
 
3) Wie entwickelte sich der Verein Schachfreunde München?
 
Zur Anfangszeit war ich hautpsächlich für die verschiedenen Bereiche im Erwachsenen- und Jugendbereich mit Stephan verantwortlich. Wir feierten oft die Mannschaftssiege bei einem Bier bei ihm Zuhause.
Marcus Helfer ist unser Schatzmeister und leistet sehr gute Arbeit, er managet auch den Mitgliederbereich und die Anträge. Seit der letzten Saison hat er die Erwachsenenmannschaften und die Schachkurse übernommen. Nachdem Stephan Grotz verstorben war, ist Dr. Stefano Merenda als zweiter Vorsitzender nachgerückt. Unsere Jugendabteilung wird durch ihn professionalisiert. Wir haben ein sehr kompetentes Team für den Jugendbereich gebildet, das sind spielende Väter, die ihr fachliches Know-How in den Verein bringen. Das ursprünglich anvisierte Ziel von Stützpunkten, um die herum drei oder mehr Schulen liegen sollen, an denen Schach-AGs stattfinden, wird umgesetzt. Eine Idee am Anfang des Projektes war noch dafür zu sorgen, dass kein Kind es länger als fünf Minuten zum Schachtraining haben sollte. Mit den Online-Möglichkeiten und den Schach-AGs an den Schulen sind wir diesem Ziel näher gekommen.
 
4) Wie ist das Verhältnis zwischen den Vereinen Schachfestival und Schachfreunde München e.V.?
 
Der neue Verein Schachfestival München wurde gegründet um die Großprojekte zu managen. Die Schnittmenge zwischen beiden Vereinen ist groß, es gibt aber beispielsweise Eltern von Kindern, die sich nur im Verein Schachfestival engagieren. Wir haben durch unser Vorstandsmitglied Swami beste Kontakte zur Schachnation Indien.
 
5) Das Münchner Pfingstopen ist das Münchner Schachopen. Wie viel Helfer benötigt ihr, welches finanziellen Umfang hat es?
 
Es gibt dieses Jahr beim 3. Münchner Schachfestival drei statt zwei Blöcke und die Turniere fangen eineinhalb Wochen früher als in den vergangenen zwei Jahren an. Dies ist zum Teil ein Zugeständnis an den Bezirk, da die Münchner Einzelmeisterschaft in der zweiten Pfingstwoche stattfinden soll, zum Teil ist es eben der Deutschen Meisterschaft geschuldet.
 
Es geht also diesmal bereits am Feiertag, dem 29. Mai mit dem Münchner Open los, es ist das schnelle Aufwärmturnier, dieses Turnier findet im Kulturhaus Milbertshofen statt. Wir werden neben Auf- und Abbau mit ca. zehn Helfern auch die Garderobe betreuen und wollen auch die Übertragung gewährleisten.
Danach folgen die Normenturniere im Salesianum. Hier haben wir wieder mit dem Pfarrsaal einen neuen Ort für Schach erschlossen. Es spielen wahrscheinlich 30 in drei Gruppen zwischen den zwei Opens um Normen mit. Hier wird neben Auf- und Abbau für die Übertragung ein Helfer benötigt. Die Interessenten und die GMs kommen aus Australien, Dänemark, Georgien, Frankreich, Island, Kasachstan, Malaysia, Singapur, Tschechien und vor Allem aus Indien.
Das letzte und größte Turnier, an dem wir bis zu 25 Helfer einsetzen, wird der Höhepunkt des Schachfestivals.
 
Das erstaunliche war doch, dass die ersten zwei Jahre ohne einen größeren Privatsponsor finanziell bewältigt wurden. Um Schach zu organisieren braucht es keine Unsummen. Entscheidend war die öffentliche Förderung des Projektes, auf die wir dieses Jahr auch als Absicherung setzen. Die Crowdfunding-Kampagne mit der Münchner Bank geht in die 3. Runde. Aber auch für private Sponsoren werden wir immer interessanter.
 
6) Warum soll eine Schachfreundin, ein Schachfreund dort unbedingt mitspielen? Was ist das Besondere daran?
 
Die Schachhauptstadt München wird auch nach der Deutschen Meisterschaft weiter pulsieren. Es gibt Angebote für alle so z.B. auch für Familien Schach und Reisen bzw. Stadtbesichtigung zu verbinden, aber auch für die, die starke Turniere hintereinander spielen wollen. Es ist sogar möglich 27 Partien hintereinander zu spielen. Das Teilnehmerfeld ist sehr stark, die Nr. 2 der Junorinnenliste und viele andere sind schon dabei.
 
Das freut mich sehr!

Wir können noch nicht alles verraten, es wird aber auch Kunst und Kultur um die Turniere herum geben.
Den dritten und letzten Akt, den Höhepunkt des Schachfestivals, nämlich das Internationale Pfingst-Open im Gymnasium München Moosach wird GM Sebastian Siebrecht leiten! Hier wird das erste Mal auch ein Studio eingerichtet.
 
Wer kommt bislang: der Weltmeistertrainer GM Ubilava Elizbar, der ADHS-Experte und Fide-Schiedsrichter Luis Blasco, Stefan Löffler, Conrad Schormann und viele andere.
Fide hat das Jahr Social Chess ausgerufen, wir wollen dem auch gerecht werden und mindestens drei Kinder fördern und zu unseren Turnieren einladen. Zum B-Turnier des Münchner Opens haben wir bereits den zweitbesten der U7-Liste eingeladen, es ist eine fünfköpfige Familie aus Sathmar.
 
7) Dein Vorschlag war es auch, die Deutsche Schachmeisterschaft in München auszutragen. DANKE, ich freue mich sehr darauf. Wie bringst du dich bei der Meisterschaft ein?
 
Ich finde es auch unglaublich, aber es liegt auf der Hand, dass München beste Karten hat. Wir werden mit unserem Helferteam vor Ort sein und nehme an den Planungsmeetings teil, was ich sehr schätze. München hat es sich verdient und vor Allem das 125-jährige Jubiläum hat es in sich. Alle dürfen gespannt sein.
 
8) Du hast viele tolle Projekte, sprudelst vor Ideen, was mich extrem beeindruckt, was hast du als nächstes vor?
 
Natürlich soll das Schachfestival verstetigt werden. Ich glaube, dass die jetzige Form mit Normturnieren zwischendrin sehr gut ist. Letztendlich wollen wir uns dann von Jahr zu Jahr verbessern. München hat eine unglaubliche Ausstrahlung, ich hoffe, dass wir mit unseren internationalen Kontakten vor Allem mit Luis Blasco und mit Swami nach Indien das Schachfestival immer weiter entwickeln und für Spitzenschach sorgen werden. Aber auch hinsichtlich des Breiten- und Jugendschachs ergeben sich eventuell Synergien für Großprojekte. München soll als Standort für Schachturniere sich neu erfinden und etablieren. Es gibt und gab viele Bundesligaclubs und damit Spitzenschach in der Stadt, aber für GMs und Super-GMs kaum Events. Auch im Breiten- und Jugendbereich gibt es Nachholbedarf.
 
9) Warum ist es deiner Meinung nach so wichtig, dass viele Kinder Schach spielen?
 
Über die Vorzüge vom Schach für Kinder sind wir uns einig. Als Breitensport für möglichst viele Kinder auch aus bildungsfernen Schichten als auch als Spitzensport liegt uns Schach am Herzen. Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag, den wir wahrnehmen und nehmen das von der Fide ausgerufene Year of Social Chess ernst. Letztendlich geht es um die persönliche Entwicklung der Kinder. Mit den Worten des Weltmeistertrainers GM Ubilava Elizbar bildet Schach den Charakter eines Menschen