Knappe Kämpfe gleich zu Beginn
Conrad Schormann – Ein Open, dessen erste Runde pünktlich beginnt? Das ist schon unter normalen Umständen eher die Ausnahme als die Regel. Aber zum Auftakt der OIBM am Tegernsee hielt (mehr oder weniger) der Zeitplan. Turnierdirektor Sebastian Siebrecht war zufrieden: „Super gelaufen.“
Unter den Teilnehmern hat Siebrecht in erster Linie Dankbarkeit registriert, dass das OIBM-Team unter dem Dach der Tegernseer Tal Tourismus das Turnier möglich gemacht hat, wenngleich unter einer strikten Hygieneregiment. „Alle haben sich an die Regeln gehalten, alle sind respektvoll miteinander umgegangen.“
Und so richtete sich der Blick der Verantwortlichen sehr bald auf die Bretter, die uns die Welt bedeuten. Auf denen entbrannte gleich zu Beginn mancher knappe Kampf, selbst die großmeisterlichen Favoriten an den ersten Brettern mussten hart arbeiten. Sie hatten ja auch starke Gegner zugelost bekommen.
Zum Beispiel 2635-Großmeister Jaime Santos Latasa am ersten Brett sei genannt. Auf ihn wartete zum Auftakt ein Großmeisterbesieger. Tino Kornitzky vom FC Bayern hatte im Frühjahr für Aufsehen gesorgt, als er in der DSOL den deutschen Nationalspieler Matthias Blübaum besiegte. Nun am Tegernsee machte er der spanischen Nummer vier das Leben schwer. Allerdings setzte sich tief im Endspiel nach mehr als 60 Zügen doch der Favorit durch.
Das war am zweiten Brett nicht der Fall. „Martin Böhm knöpfte Großmeister Dimitrios Mastrovasilis (Elo 2614) einen halben Punkt ab“ wäre eine unzutreffende Beschreibung des Geschehens. Am Ende konnte der Großmeister froh sein, dass sein friedlich gesonnener Böblinger Gegenspieler in einem unverlierbaren, aber durchaus zu gewinnenden Endspiel der Punkteteilung zustimmte.
Schön warmgespielt und voller Selbstvertrauen setzte sich GM Neuris Delgado Ramirez ans dritte Brett. Der 2596-Großmeister aus Paraguay hatte direkt zuvor ein GM-Turnier in Spanien mit 7,5/9 (!) gewonnen und seinen Elo wieder über 2600 geliftet.
Lukas Köhler aus Bamberg war davon herzlich wenig beeindruckt. Der Youngster lieferte dem Großmeister einen beherzten Kampf. Am Ende bedurfte eines natürlich aussehenden Zugs, der sich als taktischer Patzer entpuppte (siehe Diagramm rechts), um die Partie zugunsten des Favoriten zu wenden.
Und so ging es, von der einen oder anderen Eröffnungskatastrophe abgesehen, Brett für Brett weiter. Das beschleunigte Schweizer System hat dafür gesorgt, dass zu Beginn die nominell obere Hälfte der Teilnehmer unter sich bleibt, was wiederum dazu führte, dass sich die (groß)meisterlichen Schachfreunde an den ersten Brettern gleich zu Beginn hartnäckigen Widerstands erwehren mussten.
So darf es weitergehen.