Vom 31.10. bis zum 03.11. fand das Leer-Open statt, bei dem ich nun schon zum 6. Mal teilgenommen habe.
Anders als bei den meisten anderen Turnieren startete das Turnier am ersten Tag gleich mit einer Doppelrunde, in der Dominik und ich beide 100% holten.
Mein Gegner wagte in der Eröffnung mit 1.e4 e5 2.Sc3 Sf6 3.Sge2!? ein Experiment, das er schon wenige Züge später bereuen sollte. Hier hatte mein Gegner zwar zwischenzeitlich einen Bauern mehr, aber hinkt gewaltig mit der Entwicklung hinterher. Nach 9…d5 ist eine Stellungsöffnung nicht zu verhindern und die weiße Stellung nicht zu halten.
Dominik, der im B-Turnier (<1850 Elo) an Rang 9 startete, gewann die erste Runde ebenfalls souverän, da sein Gegner mehrere Läuferspieße zuließ.
In der zweiten Runde überspielte ich meinen Gegner in einer Rossolimo-Variante. Ein besonders wichtiger Augenblick war hier: Wieder befindet sich der gegnerische König noch in der Mitte, also Stellungsöffnung! 17.e5 dxe5 18.Lxe5 Db6 19.Lxb7 Dxb7
Doch wie kann man die geöffnete e-Linie jetzt am besten nutzen? 18.Lxf6! gxf6 19.Dh5 und Schwarz hat keinen sicheren Platz mehr für seinen König.
In der Mitte droht u.a. Txe6, aber nach der langen Rochade, was in der Partie gespielt wurde, konnte ich mit Se3, Tea1 und Txa6 zu einem durchschlagenden Königsangriff kommen.
Dominik bestrafte seinen Gegner aus der zweiten Runde für seinen verfrühten Bauernsturm am Damenflügel mit der hübschen Kombination 15…Sxb4! 16.cxb4 Lc2! und Schwarz bekommt den Springer auf b3 zurück und hat einen wichtigen Bauern eingesammelt.
Er ließ Weiß keine Chance zurück in die Partie zu finden und sammelte wenig später den ganzen Punkt ein.
Ich kam in der 3. Runde nicht über ein Remis hinaus, während Dominik den nächsten taktischen Schlag auspackte: Hier hatte er mit Weiß zwar eine Figur mehr, aber die schwarzen Freibauern bieten hervorragende Kompensation. Der letzte Zug (La4) lässt aber 25.Sxc3! zu. Nun muss Schwarz aufgrund der ungedeckten Dame auf a1 zunächst die Damen tauschen: 25…Dxc1 16.Txc1 So rettet Weiß auch automatisch den Turm aus dem Angriff, greift den nun ungedeckten Läufer auf a4 an und hat alle Gefahren, die von den Freibauern ausgingen, beseitigt. Einige Züge später war auch diese Partie gewonnen.
In Runde 4 bekam ich eine angenehme Stellung aus der Eröffnung mit dem Läuferpaar. Ich war sehr zufrieden mit meiner Idee, an dieser Stelle mit Dd6 den Damenabtausch zu forcieren. Egal, was Schwarz spielt, es folgt immer b4 mit Damentausch. Das Endspiel gewann ich souverän, mein weißfeldriger Läufer war einfach eine tolle Figur.
In den folgenden Runden holte ich noch ein Remis gegen IM Michael Kopylov, musste mich FM Mees van Osch geschlagen geben und musste in der letzte Runde ein weiteres Remis in Kauf nehmen. Alles in allem erreichte ich mit 4,5/7 eine akzeptable Perfomance, die zu genau +/- 0 Elo führten.
Dominik zog allerdings im B-Turnier weiter durch.
In Runde 4 bekämpfte er die Vorposten-Springer auf d6 mit der radikalen Lösung 23…bxc5 24.bxc5 Sxc5!
Dies funktioniert hier ganz wunderbar, da nach 25.Sxf7 Kxf7 26.Txc5 der Abzug mit 26…Lxg2+ funktioniert und eine Qualität gewonnen wird. Wieder gewonnen!
Auch sein Gegner in Runde 5 musste zusehen, wie zuerst ein Bauer verloren ging und ihm dann auch noch der Königsflügel aufgerissen wurde. Hier gab sein Gegner nach Sa5! auf. Der Springer wird abgelenkt und Weiß setzt mit Td4-h4 Matt!
In der 6. Runde folgte dann das Duell gegen den einzigen anderen Spieler mit 100%, Arne Marzik. Ein schwieriges Endspiel mit Springer gegen Läufer entstand, in dem Dominik einen Abtauschfehler seines Gegners ausnutzte, um in ein gewonnenes Bauernendspiel abzuwickeln.
Nun hatte er sich schon einen ganzen Punkt Vorsprung erarbeitet und brauchte in der letzten Runde „nur“ noch ein Remis für den Turniersieg. Doch mit diesem Ziel vor Augen ist dies leichter gesagt als getan, zumal seine Gegnerin, Diana Kopylov, in der letzten Runde auf eine kämpferische Partie eingestellt war. Als Dominik sich dann aber einen soliden Mehrbauern erkämpft hatte und Remis anbot, um den 1. Platz abzusichern, nahm sie das Angebot an.
6,5 Punkte aus 7 Runden, Platz 1, ein großes Elo und DWZ Plus. Besser hätte es nicht laufen können!
Eine Besonderheit am Leer Open ist stets der Blick aus dem Turniersaal auf den Deich mit Schafen. Daher darf natürlich auch ein Foto mit den Schafen nicht fehlen…
… und auch ein Fotoshooting am Hafen von Leer ist immer ein Muss. 🙂
Bis bald,
eure Lara
Meine Homepage: www.laraschulze.de
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