Es ist eine Premiere: Die erste Offene Deutsche Einzelmeisterschaft der Schachspieler mit Behinderung findet vom 25. November bis 1. Dezember 2024 in Augsburg statt. Ein guter Anlass, um mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung zu sprechen.
Behindertenbauftragter ist der 59-Jährige Jürgen Dusel für die 19. und die 20. Legislaturperiode. Der Jurist hat seine Amtszeit unter das Motto „Demokratie braucht Inklusion“ gestellt. Er ist großer Fußball-Fan (und freut sich als solcher über die Erfolge des Drittliga-Aufsteigers Energie Cottbus), hat aber auch eine Affinität zum Schach, wie Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit beim Interview mit Dusel feststellte.
Im Interview erwähnt er unter anderem, dass der DSB mit seiner ersten deutschen Meisterschaft schon eher spät dran ist:
“Es gibt andere Sportarten, die sind in Sachen Inklusion schon weiter. Aber es ist sehr gut, dass es eine solche Meisterschaft beim Schachbund jetzt gibt – weil dann auch ein Problembewusstsein wächst. Kurzum: Es ist nie zu spät, damit zu beginnen. Ich finde es persönlich gut – aber, um ehrlich zu sein: Sie sind als Deutscher Schachbund jetzt nicht gerade die Speerspitze der Bewegung.”
Außerdem geht er darauf ein, dass Schach sehr gutes Potenzial hat, noch inklusiver zu werden:
“Ich glaube schon, dass Schach das Potenzial hat, noch inklusiver zu werden. Ich meine, wenn jetzt jemand „nur“ im Rollstuhl sitzt, warum soll der denn bitteschön nicht Schach spielen können? Ganz normal wie alle anderen auch. Vorausgesetzt, es sind eben keine Stufen da, die er überwinden muss. Oder wenn jemand eine Hörbehinderung hat oder gar taub ist – warum sollte er da nicht sofort mitmachen können? Also es gibt eigentlich keinen Grund, warum das nicht klappt. Es müssen halt die Rahmenbedingungen stimmen und dann glaube ich, kann Schach wirklich ein ganz gutes Spiel für alle sein. Woran viele Leute teilhaben können.”
Und auf die Frage wie die Realität im Sport für Menschen mit Behinderung aussieht erzählt er folgendes:
“Wie schwierig es ist, überhaupt Sport zu treiben und wie gering eigentlich die Quote von Menschen mit Behinderungen ist, die überhaupt Sport treiben, zeigt ja der Teilhabebericht der Bundesregierung. Dort wird ja auch immer wieder Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, zitiert: Menschen mit Behinderungen treiben deutlich weniger Sport als Menschen ohne Behinderungen. Weil sie auf zu viele Barrieren stoßen. Und da kann man dann von der Gleichberechtigung und von der Gleichstellung nicht sprechen. Aber, nochmal, weil es mir wichtig ist: Willkommenskultur muss am Anfang stehen. Sie können noch so eine tolle, barrierefreie Sportanlage haben – wenn die Leute sich nicht willkommen fühlen, wenn die komisch angeguckt werden, wenn sie zum Sport wollen, dann machen die das auch nicht.”
Das gesamte Interview:
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