Dezember 18, 2024

Ein neuer Fall Bosman – Grundsätzliche Beratung zur Förderung von Frauen im Schach – Dr. Carsten Karthaus bittet DSB um Meinungsbild

Albert Einstein zitat: „Die Definition von Wahnsinn: Das Gleiche immer und immer wieder tun und ein anderes Ergebnis erwarten.“

Foto: Photograph by Orren Jack Turner, Princeton, N.J. Modified with Photoshop by PM_Poon and later by Dantadd. used under Public domain. Colored by quotepark.com / CC-BY-SA-4.0
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/1958100-albert-einstein-die-definition-von-wahnsinn-das-gleiche-immer-und/

Ja, im Frauenschach gibt es einen gewissen Nachholbedarf. Nachdem die erste weibliche Vize-Präsidentin des DSB, Olga Birkholz von ihren Kollegen mehr als schlecht behandelt wurde, die Vize-Präsidentin Finanzen Gulsana Barpijewa nach etwas mehr als einen Monat  zurücktrat, führt jetzt eine Frau, Ingrid Lauterbach den Erfolg mit großem Erfolg. Das finanzielle Waterloo, welches ihre Vorgänger hinterlassen haben, hat sie mit einem knallharten Sparkurs wieder in die richtige Spur gebracht.

Dr. Carsten Karthaus wollte in Rosenheim beim Hauptausschuss diese Punkte elavuieren, die ich allesamt für sehr spannend halte.

file:///C:/Users/GMSK-LNB-01/Downloads/Diskussionspapier_Foerderung_Frauenschach-3.pdf

1. Satzungsänderung: Zweck, Grundsätze
§ 2 (1) Der Bund erblickt seine Aufgabe in der Pflege und Förderung des Schachspiels als einer sportlichen Disziplin, die in besonderem Maße geeignet ist, der geistigen und charakterlichen Entfaltung der Persönlichkeit zu dienen. Er ist parteipolitisch neutral und vertritt die Grundsätze der Toleranz wie der Gleichberechtigung aller Menschen. Der Bund fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichstellung aller Geschlechter und wirkt mit gezielter Förderung auf die Beseitigung bestehender Nachteile unterrepräsentierter Gruppen hin. Er strebt die Umsetzung der gleichberechtigten Teilnahme von Männern und Frauen in allen Organen und Gremien an.

Begründung: Wir müssen es als unser grundsätzliches Ziel betrachten Gleichstellung zu fördern

=> Meine Meinung: Das halte ich für unproblematisch

2. Satzungsänderung: Gleichstellungsbericht
§ 17

3. Berichte des Präsidiums, der Funktionsträger gemäß § 14 Abs. 1 Nr. 4 – 19 und des Vertreters des Bundes in der gemeinsamen Kommission 1. Schachbundesliga,
3a. Bericht des Präsidiums über den Stand der Umsetzung der Gleichstellung
4. Kassen- und Revisionsbericht

Begründung: Der Gleichstellungsbericht muss weiterentwickelt und etabliert werden

=> Meine Meinung: Das halte ich auch für unproblematisch

3. Satzungsänderung: Quoten
§25 (1) Das Präsidium des Bundes wird gebildet aus:
1. dem Präsidenten,
2. dem Vizepräsidenten Sport,
3. dem Vizepräsidenten Verbandsentwicklung,
4. dem Vizepräsidenten Finanzen.
Von den unter 1) – 4) genannten Personen muss ab 2025 mindestens eine weiblich und eine männlich sein.
§19 (3) Die Delegierten müssen von der jeweiligen Mitgliedsorganisation benannt werden oder sich durch schriftliche Vollmacht ausweisen. Ab 1.1.2026 dürfen die Delegierten einer Mitgliedsorganisation maximal zu 76% dem selben Geschlecht angehören, sofern die Mitgliedorganisation durch mehr als zwei Personen im Bundeskongress vertreten
ist. Eine Übertragung des Stimmrechts auf einen Delegierten einer anderen Mitgliedsorganisation ist nicht möglich. Die Vorsitzenden der Mitgliedsorganisationen bzw. deren Vertreter und die Delegierten dürfen jeweils bis zu zehn Stimmen vertreten.
§40 (1) Soweit im Folgenden nichts Besonderes bestimmt ist, gelten für die Arbeit der Kommissionen und Ausschüsse die nachfolgenden Vorschriften. Es sollen in die Kommissionen mindestens 30 Prozent weibliche und mindestens 30 Prozent männliche Mitglieder gewählt oder berufen werden (Ausnahme Frauenkommission).
Begründung: Wir brauchen mehr Frauen insbesondere in den Entscheidungsebenen. Daher sollten wir uns dies selbst auferlegen. Die Vorteile von vielfältigen Gremien gegenüber gleichgeschlechtlich besetzen Gremien sind in der Wissenschaft und Industrie hinlänglich bekannt. Der DOSB hat vor 10 Jahren damit begonnen sich derartige Verpflichtungen aufzuerlegen. Das bedeutet nicht, dass alles sofort passieren muss auch gestufte Modelle sind
möglich.
=> Meine Meinung: Jetzt wird es interessant, der Kongress des DSB nicht mehr ein Treffen alter, weißer Männer? Mindestens ein Viertel der Teilnehmer sollen Frauen sein, finde ich super. In jedem Landesverband sind tolle Funktionärinnen, die den Landesverband perfekt vertreten.

Photo Matthias Wolf

Zitat Homepage DSB: Meyer-Dunker weiter, mit Blick in den Saal (wo nur fünf Frauen saßen): „Schaut Euch um, wir müssen uns nicht in die Tasche lügen. Eine Runde mit lauter älteren Herren bildet nicht die Gesellschaft ab“.

Damengambit (ich finde es falsch, dass man im Internet anonym posten kann, ich schreibe immer mit meinem Namen) hat eine unglückliche Aussage von Ingo Thorn so ausgelegt, was sicherlich übertrieben ist.

Bedeutsam ist es jedoch, die Aussage des bayerischen Landesvertreters zu deuten und einzuordnen (“Bei mir gilt Qualifikation vor Proporz. Ich lasse mir als Landesverband nicht vorschreiben, wie ich meine Delegierten auswähle“).
So wie er södert, ist nicht davon auszugehen, dass er hier tatsächlich an einer sachlichen Diskussion interessiert ist. Das eigene präsidale Ich steht über den Regeln oder gibt sich diese selbst. Von einer Kompromissbereitschaft oder gar der Fähigkeit, sich einem legislatorischen Konsens unterzuordnen, fehlt jede Spur. Auch wenn dahinter noch mehr steckt, so wirkt allein vor diesem Hintergrund die Aussage auch nur dem Anschein nach sachlich. Eher offenbart sich hinter seiner Aussage eine Klammer, in der Mann und Frau stehen: “Qualifikation (Mann) vor Proporz (Frau)”. Dies ist eine recht typische Verschleierung von Geschlechterbevorzugung, wie sie seit Jahren beim Thema “Frauenquote” zu beobachten ist. Man übersieht leicht, dass die Aussage nicht auf die Sache, sondern auf die Konsequenz bezogen ist, gegen die argumentiert wird. Die perfide Funktion solcher Argumente zeigt sich insbesondere dann, wenn in Runden, vergleichbar dem Hauptausschuss (verschwindend wenige Frauen vor Ort), eine Frau empört diese Lesart anspricht. Dieser Kontext, seine Abwehrhaltung und die von ihm gesehene Statusbedrohung, enthüllen letztlich eine eigentliche – freundlich formuliert – “frauenskeptische” Haltung.
Dabei könnte es so viel interessanter werden, wenn in Bayern die Delegierten gewählt würden. Doch es wirkt, als würde er Qualifikation fürchten. Und so kann man sich wohl wirklich nur fragen, was wohl gewesen wäre, wenn man in der Vergangenheit auf Qualifikation gesetzt hätte.

4. Satzungsänderung: Förderbeitrag
§ 51 (5) Zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter haben die Landesverbände pro Einzelmitglied einen zusätzlichen zweckgebundenen Sonderbeitrag für das Frauenschach zu entrichten. Dieser Sonderbeitrag richtet sich nach dem Frauenanteil im DSB, maßgebend ist die Frauenquote aller DSB-Mitglieder am 1. Januar. Dieser Beitrag wird maximal 10 Jahre nach Einführung erhoben. Landesverbände mit einem eigenen Frauenanteil von mehr als 25% sind von diesem Sonderbeitrag befreit.

Ein Landesverband mit einem Frauenanteil unter 15 Prozent zahlt für einen Erwachsenen2 Euro, Kind 1 Euro und Shcüler 50 Cent dazu.

Ein Landesverband mit einem Frauenanteil zwischen 15 und 25 Prozent zahlt für einen Erwachsenen 1 Euro, Kind 50 Cent und Schüler 25 Cent.

Ein Landesverband mit einem Frauenanteil über 25 Prozent zahlt nichts.

Dieses Geld kann einem nationalen Fördertopf Frauenschach diene
Er dient der Förderung des Frauenschachs und der Beseitigung bestehender Nachteile dieser unterrepräsentierten Gruppe, insbesondere der Mitgliedergewinnung von Frauen und Mädchen und der Gewinnung von Frauen in Führungs- und Sportpositionen (Trainer, Schiedsrichter, …) zur Schließung des Participation-Gaps.
Beispielsweise können:
• Vereine gefördert, Innovationen gefördert werden die sich um Frauenschach bemühen,
• wissenschaftliche Forschungen angestoßen,
• Umfragen durchgeführt,
• Ausbildungen, Kongresse/Seminare angeboten,
• Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen betrieben,
• Interviews geführt,
• Materialien erstellt,
• oder … gemacht werden.
Begründung: Damit wir dieses Thema Förderung von Mädchen und Frauen massiv fördern können benötigt der DSB Geld. Dieses muss zusätzlich akquiriert werden, wenn uns nix besseres einfällt, dann über Beiträge oder Umlagen.
Alternativ: Könnte ein Förderverein zur Förderung von Frauen und Mädchen im Schach gegründet werden, worin auch die Landesverbände Mitglied sind.

=> Meine Meinung: Auch ein interessanter Punkt, Punkt 3 und 5 sind meiner Meinung nach wichtiger.

5. Änderung der TO
Einführung einer Pflicht für die zweite Bundesliga ab Saison 2025/2026:
Eine Mannschaft besteht aus 8 Personen, wovon mindesteins eine Person weiblich sein muss. Sollte das bei einer Begegnung nicht möglich sein, wird dafür beim ersten Mal eine Strafe z.B. in Höhe von 500 €, beim zweiten Mal von 1000 € fällig. Bei der Dritten und allen weiteren Begegnung ohne weibliche Spielerin verliert die Mannschaft 8-0 kampflos.
Die Strafzahlungen soll der Frauenförderung zu Gute kommen.
Man müsste sich dann auch um einen Antrag bei Schachbundesliga bemühen, um in der ersten Bundesliga ähnlich zu verfahren. Der DSB muss hier den Anfang machen und mit einiger Zeit wird dies dann auch im Bundesliga e.V. ggf. möglich sein.
Des Weiteren könnte man perspektivisch noch weitergehen und ab 2026/2027 nur noch Aufsteiger aus Ligen in die zweite BL akzeptieren, welche eine ähnliche Regelung im Einsatz haben, bzw. wo auch mit Frauenquote gespielt wird.
Begründung: Wir müssen den Performance-Gap in der Spitze schließen und dafür sollen Frauen verstärkt Einsätze in der Bundesliga bekommen. Wir müssen die Vereine dazu bringen mehr Frauen einzusetzen. Einige Länder, z.B. Frankreich haben dies getan und eine Frauenquote für die Mannschaft in der ersten und zweiten Liga eingeführt und damit auch
erfolgreich ihre generelle Frauenquote erhöht. Mit den Strafen wird es möglich in Ausnahmefällen auch ohne weibliche Person zu spielen, jedoch maximal zwei Mal.

=> Meine Meinung: Bingo! Die einfachste Art, das Frauenschach zu fördern, in paar Jahren verstehen alle nicht mehr, warum das nicht immer schon so gewesen ist. Den Punkt halte ich für am wichtigsten!

 

Punkt 1 und 2 sind harmloses Warmup-Training, ab Punkt 3 wird es interessant. Wenn Fortschritte erreicht werden sollen, geht es mit dem einfach weiter so natürlich nicht weiter.