Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/1958100-albert-einstein-die-definition-von-wahnsinn-das-gleiche-immer-und/
Ja, im Frauenschach gibt es einen gewissen Nachholbedarf. Nachdem die erste weibliche Vize-Präsidentin des DSB, Olga Birkholz von ihren Kollegen mehr als schlecht behandelt wurde, die Vize-Präsidentin Finanzen Gulsana Barpijewa nach etwas mehr als einen Monat zurücktrat, führt jetzt eine Frau, Ingrid Lauterbach den Erfolg mit großem Erfolg. Das finanzielle Waterloo, welches ihre Vorgänger hinterlassen haben, hat sie mit einem knallharten Sparkurs wieder in die richtige Spur gebracht.
Dr. Carsten Karthaus wollte in Rosenheim beim Hauptausschuss diese Punkte elavuieren, die ich allesamt für sehr spannend halte.
file:///C:/Users/GMSK-LNB-01/Downloads/Diskussionspapier_Foerderung_Frauenschach-3.pdf
1. Satzungsänderung: Zweck, Grundsätze
§ 2 (1) Der Bund erblickt seine Aufgabe in der Pflege und Förderung des Schachspiels als einer sportlichen Disziplin, die in besonderem Maße geeignet ist, der geistigen und charakterlichen Entfaltung der Persönlichkeit zu dienen. Er ist parteipolitisch neutral und vertritt die Grundsätze der Toleranz wie der Gleichberechtigung aller Menschen. Der Bund fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichstellung aller Geschlechter und wirkt mit gezielter Förderung auf die Beseitigung bestehender Nachteile unterrepräsentierter Gruppen hin. Er strebt die Umsetzung der gleichberechtigten Teilnahme von Männern und Frauen in allen Organen und Gremien an.
Begründung: Wir müssen es als unser grundsätzliches Ziel betrachten Gleichstellung zu fördern
=> Meine Meinung: Das halte ich für unproblematisch
2. Satzungsänderung: Gleichstellungsbericht
§ 17
…
3. Berichte des Präsidiums, der Funktionsträger gemäß § 14 Abs. 1 Nr. 4 – 19 und des Vertreters des Bundes in der gemeinsamen Kommission 1. Schachbundesliga,
3a. Bericht des Präsidiums über den Stand der Umsetzung der Gleichstellung
4. Kassen- und Revisionsbericht
…
Begründung: Der Gleichstellungsbericht muss weiterentwickelt und etabliert werden
=> Meine Meinung: Das halte ich auch für unproblematisch
3. Satzungsänderung: Quoten
§25 (1) Das Präsidium des Bundes wird gebildet aus:
1. dem Präsidenten,
2. dem Vizepräsidenten Sport,
3. dem Vizepräsidenten Verbandsentwicklung,
4. dem Vizepräsidenten Finanzen.
Von den unter 1) – 4) genannten Personen muss ab 2025 mindestens eine weiblich und eine männlich sein.
§19 (3) Die Delegierten müssen von der jeweiligen Mitgliedsorganisation benannt werden oder sich durch schriftliche Vollmacht ausweisen. Ab 1.1.2026 dürfen die Delegierten einer Mitgliedsorganisation maximal zu 76% dem selben Geschlecht angehören, sofern die Mitgliedorganisation durch mehr als zwei Personen im Bundeskongress vertreten
ist. Eine Übertragung des Stimmrechts auf einen Delegierten einer anderen Mitgliedsorganisation ist nicht möglich. Die Vorsitzenden der Mitgliedsorganisationen bzw. deren Vertreter und die Delegierten dürfen jeweils bis zu zehn Stimmen vertreten.
§40 (1) Soweit im Folgenden nichts Besonderes bestimmt ist, gelten für die Arbeit der Kommissionen und Ausschüsse die nachfolgenden Vorschriften. Es sollen in die Kommissionen mindestens 30 Prozent weibliche und mindestens 30 Prozent männliche Mitglieder gewählt oder berufen werden (Ausnahme Frauenkommission).
Begründung: Wir brauchen mehr Frauen insbesondere in den Entscheidungsebenen. Daher sollten wir uns dies selbst auferlegen. Die Vorteile von vielfältigen Gremien gegenüber gleichgeschlechtlich besetzen Gremien sind in der Wissenschaft und Industrie hinlänglich bekannt. Der DOSB hat vor 10 Jahren damit begonnen sich derartige Verpflichtungen aufzuerlegen. Das bedeutet nicht, dass alles sofort passieren muss auch gestufte Modelle sind
möglich.
=> Meine Meinung: Jetzt wird es interessant, der Kongress des DSB nicht mehr ein Treffen alter, weißer Männer? Mindestens ein Viertel der Teilnehmer sollen Frauen sein, finde ich super. In jedem Landesverband sind tolle Funktionärinnen, die den Landesverband perfekt vertreten.
Photo Matthias Wolf
Zitat Homepage DSB: Meyer-Dunker weiter, mit Blick in den Saal (wo nur fünf Frauen saßen): „Schaut Euch um, wir müssen uns nicht in die Tasche lügen. Eine Runde mit lauter älteren Herren bildet nicht die Gesellschaft ab“.
Damengambit (ich finde es falsch, dass man im Internet anonym posten kann, ich schreibe immer mit meinem Namen) hat eine unglückliche Aussage von Ingo Thorn so ausgelegt, was sicherlich übertrieben ist.
Bedeutsam ist es jedoch, die Aussage des bayerischen Landesvertreters zu deuten und einzuordnen (“Bei mir gilt Qualifikation vor Proporz. Ich lasse mir als Landesverband nicht vorschreiben, wie ich meine Delegierten auswähle“).
So wie er södert, ist nicht davon auszugehen, dass er hier tatsächlich an einer sachlichen Diskussion interessiert ist. Das eigene präsidale Ich steht über den Regeln oder gibt sich diese selbst. Von einer Kompromissbereitschaft oder gar der Fähigkeit, sich einem legislatorischen Konsens unterzuordnen, fehlt jede Spur. Auch wenn dahinter noch mehr steckt, so wirkt allein vor diesem Hintergrund die Aussage auch nur dem Anschein nach sachlich. Eher offenbart sich hinter seiner Aussage eine Klammer, in der Mann und Frau stehen: “Qualifikation (Mann) vor Proporz (Frau)”. Dies ist eine recht typische Verschleierung von Geschlechterbevorzugung, wie sie seit Jahren beim Thema “Frauenquote” zu beobachten ist. Man übersieht leicht, dass die Aussage nicht auf die Sache, sondern auf die Konsequenz bezogen ist, gegen die argumentiert wird. Die perfide Funktion solcher Argumente zeigt sich insbesondere dann, wenn in Runden, vergleichbar dem Hauptausschuss (verschwindend wenige Frauen vor Ort), eine Frau empört diese Lesart anspricht. Dieser Kontext, seine Abwehrhaltung und die von ihm gesehene Statusbedrohung, enthüllen letztlich eine eigentliche – freundlich formuliert – “frauenskeptische” Haltung.
Dabei könnte es so viel interessanter werden, wenn in Bayern die Delegierten gewählt würden. Doch es wirkt, als würde er Qualifikation fürchten. Und so kann man sich wohl wirklich nur fragen, was wohl gewesen wäre, wenn man in der Vergangenheit auf Qualifikation gesetzt hätte.
4. Satzungsänderung: Förderbeitrag
§ 51 (5) Zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter haben die Landesverbände pro Einzelmitglied einen zusätzlichen zweckgebundenen Sonderbeitrag für das Frauenschach zu entrichten. Dieser Sonderbeitrag richtet sich nach dem Frauenanteil im DSB, maßgebend ist die Frauenquote aller DSB-Mitglieder am 1. Januar. Dieser Beitrag wird maximal 10 Jahre nach Einführung erhoben. Landesverbände mit einem eigenen Frauenanteil von mehr als 25% sind von diesem Sonderbeitrag befreit.
Ein Landesverband mit einem Frauenanteil unter 15 Prozent zahlt für einen Erwachsenen2 Euro, Kind 1 Euro und Shcüler 50 Cent dazu.
Ein Landesverband mit einem Frauenanteil zwischen 15 und 25 Prozent zahlt für einen Erwachsenen 1 Euro, Kind 50 Cent und Schüler 25 Cent.
Ein Landesverband mit einem Frauenanteil über 25 Prozent zahlt nichts.
Dieses Geld kann einem nationalen Fördertopf Frauenschach diene
Er dient der Förderung des Frauenschachs und der Beseitigung bestehender Nachteile dieser unterrepräsentierten Gruppe, insbesondere der Mitgliedergewinnung von Frauen und Mädchen und der Gewinnung von Frauen in Führungs- und Sportpositionen (Trainer, Schiedsrichter, …) zur Schließung des Participation-Gaps.
Beispielsweise können:
• Vereine gefördert, Innovationen gefördert werden die sich um Frauenschach bemühen,
• wissenschaftliche Forschungen angestoßen,
• Umfragen durchgeführt,
• Ausbildungen, Kongresse/Seminare angeboten,
• Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen betrieben,
• Interviews geführt,
• Materialien erstellt,
• oder … gemacht werden.
Begründung: Damit wir dieses Thema Förderung von Mädchen und Frauen massiv fördern können benötigt der DSB Geld. Dieses muss zusätzlich akquiriert werden, wenn uns nix besseres einfällt, dann über Beiträge oder Umlagen.
Alternativ: Könnte ein Förderverein zur Förderung von Frauen und Mädchen im Schach gegründet werden, worin auch die Landesverbände Mitglied sind.
=> Meine Meinung: Auch ein interessanter Punkt, Punkt 3 und 5 sind meiner Meinung nach wichtiger.
5. Änderung der TO
Einführung einer Pflicht für die zweite Bundesliga ab Saison 2025/2026:
Eine Mannschaft besteht aus 8 Personen, wovon mindesteins eine Person weiblich sein muss. Sollte das bei einer Begegnung nicht möglich sein, wird dafür beim ersten Mal eine Strafe z.B. in Höhe von 500 €, beim zweiten Mal von 1000 € fällig. Bei der Dritten und allen weiteren Begegnung ohne weibliche Spielerin verliert die Mannschaft 8-0 kampflos.
Die Strafzahlungen soll der Frauenförderung zu Gute kommen.
Man müsste sich dann auch um einen Antrag bei Schachbundesliga bemühen, um in der ersten Bundesliga ähnlich zu verfahren. Der DSB muss hier den Anfang machen und mit einiger Zeit wird dies dann auch im Bundesliga e.V. ggf. möglich sein.
Des Weiteren könnte man perspektivisch noch weitergehen und ab 2026/2027 nur noch Aufsteiger aus Ligen in die zweite BL akzeptieren, welche eine ähnliche Regelung im Einsatz haben, bzw. wo auch mit Frauenquote gespielt wird.
Begründung: Wir müssen den Performance-Gap in der Spitze schließen und dafür sollen Frauen verstärkt Einsätze in der Bundesliga bekommen. Wir müssen die Vereine dazu bringen mehr Frauen einzusetzen. Einige Länder, z.B. Frankreich haben dies getan und eine Frauenquote für die Mannschaft in der ersten und zweiten Liga eingeführt und damit auch
erfolgreich ihre generelle Frauenquote erhöht. Mit den Strafen wird es möglich in Ausnahmefällen auch ohne weibliche Person zu spielen, jedoch maximal zwei Mal.
=> Meine Meinung: Bingo! Die einfachste Art, das Frauenschach zu fördern, in paar Jahren verstehen alle nicht mehr, warum das nicht immer schon so gewesen ist. Den Punkt halte ich für am wichtigsten!
Punkt 1 und 2 sind harmloses Warmup-Training, ab Punkt 3 wird es interessant. Wenn Fortschritte erreicht werden sollen, geht es mit dem einfach weiter so natürlich nicht weiter.
Ich verstehe nicht, inwiefern die Quotenregelung in der 2.Liga für Frauen zusätzliche Spielmöglichkeiten schafft. Ich stelle mir einen größeren Verein vor, der unter seinen 100 Mitgliedern 8 Frauen hat. Die beste Spielerin hat 1900, was eine ordentlich Spielstärke darstellt. Sie spielt neben Wettkämpfen in Frauenligen auch seit vielen Jahren in einer der offenen Mannschaft mit. Meistens spielt sie in der dritten Mannschaft in der fünften Liga. Dort spielt sie meistens gegen Männer, die alle grob in ihrem Spielstärkebereich sind. Nach dem Wettkampf analysiert sie ihre Partien meist noch zusammen mit ihren Teamkameraden, die alle grob in ihrer Spielstärke sind.
Nun wird sie vom Schachwart gefragt, ob sie in Zukunft in der ersten Mannschaft mitspielen kann, da diese eine Frau benötigen. Die Spieler der ersten Mannschaft kennt sie kaum. Plötzlich kommen Reisen auf sie zu. Sie spielt nun ständig gegen viel stärkere Gegner und verliert die meisten Partien. Nur einmal spielte sie gegen eine andere Frau in ihrem Spielstärkebereich, da die Inderin der gegnerischen Mannschaft für diesen Wettkampf abgesagt hatte. Wem wurde nun damit geholfen?
Für die kommende Saison hat sie leider abgesagt. Nun überlegt der Verein, ob er eine talentierte Jugendliche von einem anderen Verein abwerben soll, oder ob zukünftig für jeden Wettkampf eine Spielerin aus Bulgarien eingeflogen werden soll.
Zitat von Walter Rädler:
„Außer meinem Bauchgefühl, das ich für sehr gut halte, … kann ich das nicht wissenschaftlich beweisen. Ich glaube, das wäre für unseren Schachsport Gold wert!“
Darauf (und mit bezug auch auf einige andere Posts, die die genannten Studien hervorheben) schrieb ich auf Schachfeld.de:
Walters Bauchgefühl in allen Ehren – und sein Wert ist ja auch umumstritten, wenn es der „call of nature“ ist – sollte man Entscheidungen doch im wesentlichen auf der Basis von Fakten und logischen Überlegungen / Schlüssen treffen.
Grundsätzlich ist eine Frauenquote in höheren Ligen im Prinzip egal. Sie verzerrt zwar den Wettbewerb weiter, wird aber letztlich nicht viel ändern. Die reichen Vereine werden Weltklassespielerinnen aus China und Indien einfliegen lassen, die armen Klubs müssen mit einer WIM aus der Region zufrieden sein. Einige technische Fragen sollte man zuerst kläen, z.B. Anzahl der Ersatzspielerinnen / Ersatzkadergröße total.
In der Kritik der Studie hatte ich mich zurückgehalten. Die Nachfrage nach den realen Zahlen (14,5 % oder 18%) ist berechtigt. Würde eine solche Studie von einer Beratungsfirma abgeliefert, würde diese gefeuert und ihr „Werk“ Ablage P zugeführt. Ein Konvolut von Zahlen und Annahmen, die niemand verstehen kann, mit vielen Schwächen.
Die Autoren gestehen in einem Nebensatz sogar ein, das auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben könnten. Veränderungen über 34 Jahre werden einfach ignoriert, dafür ein monokausales Prokrustesbett offeriert. Einige Beispiele:
– Das Rauchverbot beim Spiel; das Qualmen während der Partie hat vorher sicher manche Frau abgeschreckt.
– Mehr Spielgelegenheit (Open) und Absenkung der Elo-Eintrittsschwelle, damit mehr Anreiz zu spielen.
– Die Entwicklung des Jugend- und Schulschachs, die in Deutschland bereits vor 1970 begann (Gründung DSJ) und zu einer Mitgliedersteigerung allgemein führte. Wann hat eine solche Entwicklung in Frankreich begonnen?
– Frankreich hat seit der 1.Hälfte des 19.Jahrh. im Leistungsschach keine Rolle gespielt, aber in den letzten Jahrzehnten einen enormen Sprung gemacht, was sicher insgesamt Schach populärer machte und einen allgemeinen Aufschwung sowohl im Spieilniveau als auch in Mitgliederzahlen bewirkte. Also eine andere Ausgangssituation.
Die Autoren zeigen keine einzige Aufstellung mit vergleichbaren Zahlen (z.B. Entwicklung aufgeschlüsselt nach Anzahl der Spielerinnen nach Altersklasssen), was Frank Hoppe für den DSB vorbildlich gemacht hat! Es werden nur Diagramme und Prozentwerte verwendet.
Prof. Smerdons Papier (ist angehängt) ist da schon deutlich besser und er zeigt zumindest einige Schaubilder, die das erhellen, aber auch weitere Fragen aufwerfen. Ich habe eines davon (S.24) angehängt. Bei ca. 14,5 % (in 2015) sind das ca. 4.500 Frauen, was eine Gesamtmitgliedszahl vom ca. 7fachen ergäbe, also ca. 35.000 Mitglieder statt der von meinem Kritiker PMD genannten 70.000!?
Vermutlich werden sowohl hier als auch in der Studie aktive Spieler / elo-gewerte Spieler und Spielerinnen gemeint, während es ja tatsächlich um Gesamtsmitgliederzahlen geht.
Prof. Smerdon ist schon viele realistischer in seinem Urteil:
„Evidence on gender quotas is mixed. Sometimes they work, sometimes they do nothing, and sometimes (but rarely) they can even backfire.“
Das Bauchgefühl beim Schach (System 1 bei Kahnemann, unbewusstes Erkennen / Beurteilen) basiert auf gesammeltem Wissen und Erfahrungen und genau dies fehlt bei den enthusiastischen Protagonisten einer Frauneförderung von oben herab.
Den folgenden Text habe ich auf Schachfeld.de veröffentlicht. Da das aber nicht alle verfolgen hier noch einma.
Wenn Denksportler – und ganz besonders deren Repräsentanten – einen Plan oder ein Projekt ausarbeiten, sollte man meinen, dass sie Zahlen und Fakten als Grundlage einbeziehen. Das scheint hier jedoch leider nicht der Fall zu sein. Beginnen wir mit einigen Zahlen:
Der DSB hat Stand 1.1.2924 (Quelle „DSB Mitgliederentwicklung, https://www.schachbund.de/mitgliederentwicklung.html)
94.811 Mitglieder, davon weiblich 8.990 = 9,48 %
Für die Besetzung von Vorstands- und Kommissionsposten kommen mit wenigen Ausnahmen nur Mitglieder der Altersgruppen ab 19 Jahren in Betracht.
Bei den Damen sind das
Altersklassen:
19 – 26 1.055; 26 – 40 1.034; 41 – 60 1.502; älter als 60 785
Insgesamt also 4.376, die für solche Ämter in Betracht kommen. Vermutlich reduziert sich diese Zahle noch durch die Frauen, die wegen Studium und Berufsstart keine Zeit dafür aufwenden könne, die sich zu alt fühlen, die bereits anderweitig engagiert sind oder die generell nie ein Amt anstreben / ausüben möchten.
Ich weiß nicht, wie viele Posten außer dem Bundesvorstand und den Landesvorständen zu besetzen sind (dies wären wohl zumindest 170+), plus solche in Kommissionen und großen Unterverbänden. Es dürften aber wohl zumindest ca. 300 sein. Dafür müssten sich also ca. 90 Frauen finden lassen, was ungefähr jede 49ste der weiblichen Mitglieder betrifft.
Auf die 61.331 Männer in diesen Altersgruppen wäre die Pro-Kopf-Rate dann bei 210 Posten jeder 292ste.
Abgesehen davon, dass die Frauen damit ein Übergewicht in den Gremien erhielten, dass in einem krassen Missverhältnis zu ihrem 9,48 % Gesamtanteil am Mitgliederbestand steht, spitzt sich das noch zu, wenn es sich um kleine Verbände geht, deren Frauenanteil nach absoluten Zahlen sehr gering ist.
Zudem muss ja für solche Posten auch die nötige Qualifikation (Sachkenntnis, Erfahrung, Durchsetzungsfähigkeit, Interesse an der jeweiligen Materie usw.) vorhanden sein. Dies ist ja oft genug selbst bei dem großen Pool männlicher Kandidaten nicht der Fall, kann man das bei den wenigen Frauen tatsächlich erwarten?
Einige Fragen drängen sich auf:
Wird eine Frauenquote wirklich die Anzahl weiblicher Mitglieder erhöhen?
Es wurden ja in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Anstrengungen unternommen. Von 2015 (7,84 %) stieg der Frauenanteil über die Jahre 2021 (8,69 %), 2022 (8,86 %), 2023 (9,2 %) auf aktuell 9,48 %. Oder in Mitgliederzahlen von 2015 (7.027) auf in 2024 (8.990). Allerdings liegt die Ursache zu einem erheblichen Teil im Kinder- und Jugendschach, wo der Mädchenanteil von 2015 (3.534) auf in 2024 (4.613) anstieg. Waren die zahlreichen Maßnahmen wirklich sehr erfolgreich?
Werden die in Gremien gewählten Frauen wirklich einen Einfluss ausüben können?
Eine mögliche Maßnahme könnte z.B. sein, die Vorstände mit zusätzlichen Positionen aufzublähen, die kaum mehr als Sinekuren wären. Das würde die Kosten erhöhen, ohne in irgendeinem Bereich etwas zu verbessern. Und wieso sollten mehr Frauen in Vereine eintreten, nur weil in höheren Gremien nun mehr Frauen sitzen?
Würde es zu Spannungen führen, wenn die Frauenquote eingeführt würde?
Wenn Männer, die qualifiziert und bereit sind, ein Amt auszuüben, ihnen dieses nur wegen ihres Geschlechts verwehrt würde und vielleicht sogar mit einer weniger erfahrenen / kompetenten Frau besetzt würde, könnte dies böses Blut erzeugen und die Amtsinhaberinnen belasten.
Sind überhaupt genug Frauen an diesen Maßnahmen interessiert?
Hat sich jemand die Mühe gemacht, mit einer Umfrage (selbst einer solchen, die nicht statistischen Standards entspricht), diese Frage zu klären? Dies sollte eine der ersten Maßnahmen sein.
Weitere Punkte des Antrags zeigen, dass die Ersteller wenig praktische Ahnung vom Spielbetrieb haben. Ein Frauenbrett in höheren Ligen würde überwiegend lediglich mit Ausländerinnen besetzt werden, ergo dem deutschen Frauenschach nichts bringen.
Die harschen Maßnahmen sind völlig praxisfremd und wurden viele Probleme schaffen. Jede Mannschaft müsste mehrere Frauen im Kader aufstellen, denn der Ausfall der Stammspielerin würde teuer, die Mannschaft schwächen und im Wiederholungsfall zum Ausschluss / Abstieg führen, dadurch den gesamten Wettbewerb verzerren. Die Spielerinnen könnten auch den Klub unter Druck setzen angesichts solcher Maßnahmen.
Die Umlage zur Frauenförderung ist ebenfalls fragwürdig. In 10 Jahren käme eine Summe von ca. 1,5+ Millionen € zusammen, die vermutlich für Maßnahmen wie Kongresse, Seminare, Referentenhonorare, Materialien etc. ausgegeben würde, deren Nutzen zweifelhaft ist. Dies würde wahrscheinlich nur eine kleine Gruppe von „Experten“ begünstigen und eine Anzahl Studien hervorbringen, die für die Praxis wenig zu bieten hätten.
Man muss letztendlich einfach akzeptieren, dass das Interesse am Schach bei Frauen geringer ist als bei Männern und wenn sich daran etwas ändern soll (was wohl auch nur marginal möglich ist) muss dies von unten wachsen, nicht von oben mit dubiosen Maßnahmen aufgepfropft werden.
Das vorliegende Papier würde bei Umsetzung kaum etwas verbessern, aber viele Probleme hervorrufen, also eine „Verschlimmbesserung“ sein. Es ist traurig, dass ein so wenig substantielles Papier überhaupt zur Vorlage gebracht wird.
Ich habe dazu auch weiteres geschrieben, vor allem bzgl. der erwähnten Studie zum Schach in Frankreich, die einfach nur schlecht und einsetig ist. Es gibt viele weitere kritische Punkte und man sollte sachlich und auf echt wissenschaftlicher Basis an diese Sache herangehen, was die Befürworter leider vermissen lassen.
Vorschlag 5 ist schlicht und ergreifend grober Unfug!
Vor Jahren gab es im Jugendschach ein Pflicht-Mädchenbrett – diejenigen, die meiner Erinnerung nach dessen Abschaffung am meisten begrüßt haben, waren tatsächlich die Mädchen, die zuvor regelmäßig Partien mit erheblichen Spielstärkeunterschieden spielen mussten (oder allzu oft gar nicht spielen durften, weil das einzige Mädchen des gegnerischen Vereins ausfiel).
Zudem sind die exorbitanten Strafen ganz sicher nicht mit dem Gleichheitsgrundsatz vereinbar: Wenn ein Verein in der 2. Bundesliga ein Brett freilässt, zahlt er 100 (Runden 1 bis 8) bzw. 200€ (Runden 9 bis 11) Strafe; selbst im Wiederholungsfall ist kein Zwangsabstieg vorgesehen.
(Wie wäre es denn eigentlich mit Vorschlag 6 zur Förderung des Frauenschachs: Die Außendarstellung wird deutlich dadurch verbessert, dass Elisabeth Pähtz in Zukunft auf unsägliche Jammertiraden über angebliche Benachteiligung verzichtet und stattdessen wahrheitsgemäß klar herausstellt, dass sie gegenüber gleichstarken männlichen Spielern in erheblichem Maße privilegiert ist?)
Die Pflicht, in den Spitzenligen eine Frau in der Aufstellung zu haben, mit den Mädchenbrettern in der Jugend zu vergleichen ist der eigentliche Unfug. Während die Mädchenbretter eine Maßnahme in der Breite sind, die wegen fehlender Breite zum Scheitern verurteilt ist, ist der Ansatz in den Topligen eine Maßnahme in der Spitze, die aufgrund seiner Begrenztheit und völlig anderer Möglichkeiten der Vereine problemlos umsetzbar ist. Das zeigen auch diverse andere europäischen Ligen von Spanien, Frankreich bis nach Griechenland. Der Vergleich mit den Mädchenbrettern ist ein Kurzschluss, weil beides völlig unvergleichbar ist.
Wir reden über 24 Teams in der 2. Bundesliga und ggf. 16 Teams in der 1. Bundesliga. Ich bin mir sicher, dass das für die Vereine mehr als stemmbar ist. Die Folge wäre, das 40 Frauen und ggf. einige weitere Ersatzspielerinnen in den Genuss zusätzlicher Einsatzzeiten in einem spielstarken Umfeld kommen und dass diese 40 Vereine sich in vielen Fällen zum ersten Mal damit auseinandersetzen müssen, sich um attraktive Bedingungen für Frauen zu kümmern. Einige Legionärinnen würden profitieren, einige deutsche Spielerinnen und insgesamt würde es wieder etwas mehr für Frauen in Deutschland geben.
Es gibt eine ganze Studie zu dem Fall in Frankreich, wo es erst in der ersten und kurz darauf in der zweiten und dritten Liga eingeführt wurde und wo es eine einzige Erfolgsgeschichte ist. Frauenanteil seit der Einführung 1990 von 6% auf 18% gesteigert, auch wenn zugegebenermaßen es dort mit weiteren Frauenförderungsmaßnahmen und -Pflichten auch noch weitergehende Maßnahmen gab. „Trickle-Down Effects of Affirmative Action: A Case Study in France“ von de Sousa und Niederle. Absolute Pflichtlektüre für eine ernsthafte Auseinandersetzung. https://www.nber.org/papers/w30367
Für alle Mitglieder (ob passiv oder aktiv) müssen in der Regel Verbandsbeiträge bezahlt werden. Als Kassenwart eines kleineren Schachvereins mit einem moderaten Jahresbeitrag weiß ich, dass für aktive Mitglieder der Verbandsbeitrag schnell 50% oder sogar mehr des Mitgliedsbeitrags betragen kann. Bei beitragsfreien Frauen und Mädchen müsste der dann eventuell dennoch fällige Verbandsbeitrag von den beitragspflichtigen Vereinsmitgliedern mitbezahlt werden. Eine signifikante Erhöhung des weiblichen Mitgliederanteils würde dann auch bedeuten, dass ohne eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags kaum noch Geld für den Verein selbst übrig bleibt. Andererseits dürfte eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags aber auch zur Folge haben, dass beitragspflichtige (männliche) Vereinsmitglieder dann ihre Mitgliedschaft beenden. Diese Form der Erhöhung einer Frauenquote im Verein ist sicher auch nicht gewünscht.
Die Forderung Frauen und Mädchen beitragsfrei zu stellen kann nicht auf den Schultern allein der Vereine abgeladen werden. Sollte so etwas in Erwägung gezogen werden, dann muss auch der zu zahlende Verbandsbeitrag für Frauen und Mädchen in Frage gestellt werden und hier eine für die Vereine tragbare Lösung gefunden werden.
Ich halte diese Vorschläge für zu weitgehend, solange der Frauenanteil im Verband nur bei ca. 10 % liegt.
M.E. sollten die Vereine verpflichtet werden, Frauen und Mädchen b.a.w. beitragsfrei zu stellen. Diese Maßnahme könnte vielleicht dazu führen, den Frauenanteil binnen relativ kurzer Zeit deutlich zu erhöhen.