Dezember 3, 2024

Der Hauptausschuss und seine Themen: Konsolidierung der Finanzen, E-Sports, Frauenachach.

Hauptausschuss Rosenheim 📸 Matthias Wolf

29 Delegierte der Mitgliedsverbände und Landesvorsitzende, plus neun weitere Funktionäre, Gäste und Mitarbeiter des Schachbundes erlebten eine interessante Veranstaltung, die live gestreamt wurde. Transparenz pur, die von den Anwesenden einstimmig beschlossen wurde. Denn ein Passus in der Satzung hatte zuvor Zweifel aufgeworfen, ob es überhaupt erlaubt sei, die Herbstsitzung des Hauptausschusses zu übertragen.

Ingrid Lauterbach und Alexander von Gleich📸 Matthias Wolf

Mit WGM Josefine Heinemann war auch die Athleten-Sprecherin vor Ort. Ihr Freund, GM Eltaj Safarli, spielt dieser Tage die Internationale Bayerische Meisterschaft am Tegernsee. „Normalerweise ist Politik ja nicht so meine Sache“, sagte die Nationalspielerin: „Aber es ist auch mal interessant, aus dieser Perspektive Einblicke zu bekommen. Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt.“ So suchte sie heute auch so manches Gespräch mit Funktionären am Rande einer Veranstaltung, die stets harmonisch und fair blieb – auch wenn bisweilen hart in der Sache diskutiert wurde. „Es war eine sehr gute Veranstaltung“, sagte eine zufriedene Präsidentin Ingrid Lauterbach am Ende: „Ich hoffe, Ihr seid nicht allzu sehr erschöpft.“ Denn das Programm war straff – und am Ende doch einen Tick zu lang.
Eigentlich kann der Hauptausschuss keine Wahlen durchführen. Wobei in diesem Jahr eine Ausnahme anstand: Durch den Rücktritt von Axel Viereck musste das Amt des Vizepräsidenten Finanzen neu besetzt werden – allerdings nur kommissarisch. Alexander von Gleich, ein ausgewiesener Finanzfachmann aus Hamburg, der auch Mitglied im Finanzausschuss des DSB zur Sicherstellung der Haushaltslage war, bekam ein Votum in Volkskammer-Manier. Ohne eine einzige Gegenstimme wählten ihn die Teilnehmer kommissarisch ins Amt. Alexander von Gleich kündigte bereits an, sich auch beim Bundeskongress im Mai – dann bei der turnusmäßigen Wahl – stellen zu wollen. „Ich übernehme dieses Amt sehr gerne“, sagte von Gleich, er freute sich, dass einige seiner Vorschläge aus dem Finanzausschuss bereits in die Arbeit des DSB eingeflossen sei: „Ich bin sehr optimistisch, was die Finanzlage des Verbandes angeht. Das sieht mittlerweile alles deutlich besser und strukturierter aus.“ Die Rolle des Stellvertreters für die Präsidentin, die auch Viereck innehatte, ging mit 79 Prozent der Stimmen an Dr. Jürgen Klüners, den Vizepräsidenten Sport.
Ingrid Lauterbach sprach ebenfalls davon, dass das gesteckte Ziel, finanziell in den schwarzen Bereich zu rutschen, gelungen sei. „Natürlich müssen wir weiter sparen, aber wir haben den Haushalt konsolidiert und haben jetzt eine halbwegs solide Basis“, so die Verbandschefin, die sich ausdrücklich bei den vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern bedankte, „die verstanden haben, dass wir das Geld nicht so einfach verteilen können“. Die Kernzahlen: Der DSB wird 2024 voraussichtlich 1,968 Millionen Euro ausgeben – und 2,015 Millionen einnehmen. Ein großes Zuschussgeschäft war der Mitropacup, bei dem der DSB in diesem Jahr Veranstalter war. Das passiert allerdings turnusmäßig nur alle zehn Jahre.
Leider gab es keine Bewerbungen für weiter noch zu besetzende Ehrenämter, für die Kandidaten gesucht wurden. Die Landesverbände wurden gebeten, weiter nach einem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit, einen stellvertretenden sachverständiger Beisitzer für das Schiedsgericht und einen stellvertretender Vorsitzender für das Bundesturniergericht zu suchen.

📸 Matthias Wolf

Eine lebhafte Diskussion entstand rund um das Thema E-Sports. Der Berliner Schach-Verband mit seinem Präsidenten Paul Meyer-Duncker hatte hier dringliche Fragen ans Präsidium, inwiefern sich der DSB bereits mit bereits für 2025 geplanten Olympic-E-Sports-Veranstaltungen beschäftigt habe. Am Ende stand ein klarer Auftrag ans Präsidium, keine Entwicklung zu verpassen. Das sei „eine Chance, aus der Nische heraus zu kommen – und Teil der Olympischen E-Sport-Bewegung zu werden“, so Meyer-Duncker, „Ja, da müssen wir ran. Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht außen vor sind, wenn es losgeht“, sagte Lauterbach. Eile sei hier in der Tat geboten, betonte der Berliner Landeschef.
Weitere wichtige Entscheidungen, ohne Gegenstimme: Die Turnierordnung der Deutschen Frauen-Einzelmeisterschaft (DFEM) – samt Namensgebung – wird an die DEM, die Einzelmeisterschaft der Männer, angeglichen. Hier gibt es keine „Ungleichbehandlung“ mehr, wie es Lauterbach nannte. Die Delegierten stimmten heute auch einer Erhöhung der Startgebühren für Deutsche Einzelmeisterschaften zu (mit knapp 60 Prozent der Stimmen) – von 120 auf 135 Euro. Den Antrag hatte der Berliner Landesverband gestellt, mit der Begründung, das sei nötig, um als Ausrichter bei der Qualität der Titelkämpfe keine Abstriche machen zu müssen.
Start 9 Uhr, Ende 17.30 Uhr. Tatsächlich mussten am Ende der Hauptausschuss-Sitzung einige wichtige Themen vertagt werden, die nur andiskutiert werden konnten. Hier soll es bis zum 15. Dezember ein Meinungsbild in den Landesverbänden geben. Über einige Punkte, wie zum Beispiel geplante Aktivitäten zum 150-jährigen Bestehens des DSB 2027, das Thema Ausbildungsentschädigung, mehr Gleichberechtigung von Frauen im Verband, berichten wir am Montag. Bereits jetzt können sich die Delegierten den Termin für den nächsten Bundeskongress vormerken: Er wird am 31. Mai 2025 in Paderborn stattfinden. (mw)