Oktober 26, 2024

Jugend-WM zwischen Brett und Badehose in Brasilien. „Eine Medaille? Schwierig – aber nicht unmöglich.“

Trainer des Jahres 2022 Henrik Teske

Schachspielen im Urlaubsparadies? Florianopolis, Brasilien, liegt an der Atlantikküste. Zum großen Teil auf einer dem Festland vorgelagerten Insel. Ein Ort, der auch vom Tourismus geprägt ist – gibt es doch mehr als vierzig Strände. So mancher, mit herrlicher Brandung, lädt zum Surfen ein. Auf der Erfolgswelle?
„Ich werde die Badehose einpacken“, sagt Bundesnachwuchstrainer IM Bernd Vökler und lächelt, „wir haben ja auch einen freien Tag, den wir nutzen können.“ Doch insgesamt werden er und die Talente im Aufgebot des Deutschen Schachbundes für Sonne, Strand und Meer kaum Zeit haben. Denn in diesem Jahr findet im brasilianischen Florianopolis die Jugendweltmeisterschaft für die Jahrgänge U14 bis U18 statt.
Die Anreise für den Großteil des deutschen Teams mit Vökler und den Trainerkollegen GM Henrik Teske und IM Robert Baskin erfolgt über den zentralen Treffpunkt Frankfurt. Am kommenden Sonntag, 27. Oktober, geht es los. Die erste WM-Runde findet am 29. Oktober statt. Das Turnier geht bis 11. November. Den meisten DSB-Spielerinnen und -Spielern bleibt nur eine Akklimatisierungszeit von 26 Stunden. „Normalerweise rät jeder Sportwissenschaftler mit Blick auf den Jetlag zu einer früheren Anreise“, weiß Vökler, „den Flugstress kann man ja nicht einfach über Nacht weglächeln.“ Aber das ist ja auch noch die Schule als Pflichtveranstaltung für die Jungs und Mädels…
Auch deshalb ist das Aufgebot von Bundestrainer IM Bernd Vökler – arg dezimiert. Der letztjährige Medaillengewinner FM Magnus Ermitsch (Silber U14) und IM Leonardo Costa (Bronze U16) verzichteten aufgrund schulischer Verpflichtungen auf ihren Start. IM Marius Deuer, FM Christian Glöckler und FM Hussain Besou fehlen ebenfalls – aus unterschiedlichsten Gründen. „Ich will ehrlich sein“, sagt Vökler, „eine Medaille bei der WM zu holen ist prinzipiell schon nicht leicht – aber wenn dann auch noch wichtige Top-Talente fehlen, wird es noch schwieriger.“ Eine Mission Impossible? Vökler gehört nicht zu den Pessimisten im deutschen Schachsport. „Nein, unmöglich ist es nicht. Ich lasse mich gerne positiv überraschen. Prinzipiell glaube ich immer daran, dass da was gehen kann.“
Zwei C-Kader-Akteure kommen zum Einsatz. WFM Charis Peglau, die vor zwei Jahren schon einmal Vize-Weltmeisterin wurde – und FM Bennet Hagner. Sie können um die Top-Ten-Plätze mitspielen, glaubt Vökler – und vielleicht mehr. Insbesondere Bennet hat in der Bundesliga zuletzt beim Einsatz für Serienmeister OSG Baden-Baden aufhorchen lassen. Gegen Bayern Münchens FM Makan Raffie hat er seine Endspielkünste siegreich unter Beweis gestellt, gegen den Deggendorfer GM Vyacheslav Tilicheev lieferte er eine Glanzpartie – und gewann grandios. „Er ist aktuell in sehr guter Form“, so Vökler.
Der DSB ist mit insgesamt zwölf Spielerinnen und Spielern vertreten. Womöglich schlummert im Aufgebot auch so manche Überraschung, zum Beispiel im Jahrgang 2008. „Ich würde mich freuen, wenn es die WM von Dora Peglau wird“, sagt Vökler, „das würde ich ihr sehr gönnen. Ich habe ein gutes Gefühl.“ Wer weiß, ob nicht doch ein DSB-Akteur überraschend auf der Erfolgswelle surfen kann. (mw)