Markus Angst – Das Jugendschachlager ist seit Jahren ein wichtiger Eckpfeiler der Schweizer Einzelmeisterschaften. Im vergangenen Juli erlebten an der SEM in Flims 50 Jugendliche eine ereignisreiche Woche mit Schwerpunkt Schach, aber auch mit diversen Freizeitaktivitäten.
Wir sprachen darüber mit Silvio Bucher, Verantwortlicher für das SEM-Jugendschachlager und Mitglied des Zentralvorstandes des Schweizerischen Schachbundes (SSB).
Welches Fazit ziehen Sie vom SEM-Jugendschachlager 2024?
Silvio Bucher: Ein äusserst Positives. Es gab keinerlei Zwischenfälle. Wir blieben von Krankheiten und Unfällen komplett verschont. Wir hatten ohne Ausnahme bestes Wetter, und wir konnten in allen Hauptturnier-Kategorien Teilnehmer auf den Podestplätzen vorweisen.
Das klingt ja höchst erfreulich. Woher kommt dieser Erfolg?
In erster Linie lag es natürlich am schönen Wetter – und am eingespielten Lagerleiterteam, bei dem ich mich auch an dieser Stelle noch einmal bedanken möchte. Es handelt sich um zwei Hände voll qualifizierter Personen, die ihre Ferien für Freiwilligenarbeit einsetzen, statt es sich am Strand bequem zu machen.
2025 wird das Jugendschachlager in Disentis wiederum stattfinden. Können Sie auf das gleiche Leiterteam zurückgreifen?
Die Abstimmungen laufen, aber derzeit sieht es so aus, als könnte ich wiederum auf mehr als drei Viertel aller Leiter zählen. Mit einer geringfügigen Fluktuation ist zu rechnen und schadet auch nicht. Im Gegenteil: Oft kommen so neue Ansichten und Ideen in die routinierte Runde. Ich habe auch bereits neue Leiter rekrutieren können. Wir müssen abwarten, ob das reicht.
Warum sollte das nicht reichen, wenn Sie doch bereits heute Ihr Leiterteam beisammen haben?
Dieses Jahr musste ich leider aufgrund der relativ kleinen Unterkunft rund 20 Jugendlichen absagen. Das ist mir persönlich sehr schwergefallen, weswegen wir dieses Jahr alle Register ziehen und auf eine deutlich grössere Unterkunft setzen. Sollte ich die neue Unterkunft komplett belegen können, bedeutet dies aber auch, dass ich ein grösseres Leiterteam brauche, um die Teilnehmer(innen) adäquat betreuen zu können.
Was für Personen suchen Sie?
Grundsätzlich Personen mit Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die sich eine Woche der Förderung des Jugendschachs widmen und mit einer zweckmässigen – sprich: kein Hotel – Unterkunft kein Problem haben. Mehrsprachigkeit hilft bei dem Teilnehmerfeld aus allen Regionen der Schweiz, ist aber kein Muss. Sehr gute Schachkenntnisse sind als Trainer(in) erforderlich, aber alle anderen Leiterfunktionen sind grundsätzlich für alle offen. Ideal wäre beispielsweise ein zweiter Lagerkoch oder eine zweite Lagerköchin. Thomas Freiburghaus ist ein routinierter und exzellenter Koch und wird auch von erfahrenen Küchenhelferinnen assistiert. Eine zweite Person würde seine Belastung aber deutlich verringern und ist bei mehr Teilnehmer(inne)n ein Muss.
Was wird sich für die Teilnehmer(innen) 2025 ändern?
Der Ablauf wird sich grundsätzlich nicht ändern. Das Jugendschachlager findet parallel zur SEM statt und ist eine äusserst kostengünstige Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, an diesem grossartigen Turnier teilzunehmen. Die Teilnehmer(innen) werden rund um die Uhr betreut, erhalten täglich Trainings und Analysemöglichkeiten und sind auch kulinarisch bestens versorgt. Einzig die Unterkunft macht Anpassungen notwendig.
Was ändert sich an der Unterkunft?
Um möglichst viele Teilnehmer(innen) bei uns im Lager begrüssen zu dürfen, haben wir uns für eine deutlich grössere Unterkunft entschieden, die bis zu 85 Personen aufnehmen kann. Das sind 35 Personen mehr als in Flims. Die Gruppenunterkunft befindet sich ausserdem direkt im Spiellokal, beziehungsweise unterhalb des Spiellokals, denn es handelt sich um eine geräumige Zivilschutzanlage direkt unterhalb des Centers Fontauna. Im Center Fontauna selbst haben wir diverse Räumlichkeiten für die Trainings und Abendprogramm, so dass in der Gruppenunterkunft eigentlich nur geschlafen wird. Ausserdem gibt es diverse Spiel- und Sportplätze direkt beim Center Fontauna, so dass die Jugendlichen in den Pausen selbstständig draussen sportlichen Aktivitäten nachgehen können. Das ist im Vergleich zu diesem Jahr ein absoluter Luxus.
Gibt es sonst noch etwas Erwähnenswertes?
Ja. Wir mussten das Jugendschachlager 2025 in Disentis um einen Tag kürzen. Leider sind so grosszügige Gruppenunterkünfte sehr begehrt und die vorangehenden Gruppen reisen erst spät am 12. Juli ab. Die Teilnehmer des Hauptturniers können also erst am Sonntag, 13. Juli, anreisen, eine Runde spielen und danach die Zimmer beziehen. Das Lager endet dann aber wie schon in diesem Jahr am Samstag, 19. Juli.
Wird das SEM-Jugendschachlager 2025 damit günstiger?
Natürlich haben wir die verkürzte Lagerzeit in den Kosten berücksichtigt. Wir können das Jugendschachlager zu einem noch einmal deutlich reduzierten Preis durchführen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass wir dieses Preisniveau auch 2026 halten können. Für die SEM in Grächen erwarten wir wieder deutlich höhere Kosten. Auch wenn wir keinen Profit machen, so müssen wir zumindest die Kosten decken.
Dann sind Sie also zuversichtlich, was das SEM-Jugendlager in Disentis anbelangt?
Ja, ich bin davon überzeugt, dass wir das SEM-Jugendschachlager 2025 sehr schnell füllen werden. Wir erwarten wiederum Teilnehmer(innen) aus allen Regionen und jeglichen Alters. Ich hoffe nur, dass ich nächstes Jahr nicht wieder 20 potenzielle Teilnehmer(innen) enttäuschen muss – deshalb: «De gschwender esch de schneller.»
Hier finden Sie die Ausschreibung des SEM-Jugendschachlagers 2025 in Disentis.
Hier können Sie sich anmelden.
Hier finden Sie einen Bericht über das SEM-Jugendschachlager 2024 in Flims.
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