Die Situation von Menschen wie Arkadi Dvorkovich ist äußerst komplex und gefährlich. Obwohl er nach außen hin sympathisch wirken mag, steht er als ehemaliger hochrangiger Politiker und jetziger Präsident der FIDE unter immensem Druck. Er befindet sich in einem schwierigen Dilemma zwischen Loyalität zum Kreml und der Möglichkeit, sich offen gegen den Krieg zu stellen.
Wenn Dvorkovich sich klar gegen die russische Regierung oder den Krieg in der Ukraine äußern würde, könnte das als Verrat angesehen werden. Das Putin-Regime ist bekannt dafür, Kritiker und „Verräter“ unerbittlich zu verfolgen. Es gibt viele Beispiele von Oligarchen, Journalisten und Oppositionsführern, die entweder ins Exil gezwungen oder unter mysteriösen Umständen gestorben sind. Diese Drohung hängt wahrscheinlich auch über Dvorkovich.
Ein offener Bruch mit dem Kreml könnte für ihn und seine Familie verheerende Folgen haben. Andererseits ist sein Schweigen oder seine indirekte Unterstützung auch problematisch, da es hilft, das Regime zu stabilisieren und den Krieg zu legitimieren. Viele russische Eliten befinden sich in einer ähnlichen Lage: Sie haben entweder keine Möglichkeit, ihre wahre Meinung zu äußern, oder sie vermeiden es aus Angst vor Repressalien.
Der Spielraum für Menschen wie Dvorkovich ist also extrem eng. In solchen Systemen kann selbst das Verlassen des Landes nicht immer eine sichere Lösung sein, denn Putin lässt vermeintliche Verräter oft auch im Ausland verfolgen. Abgesehen von der persönlichen Sicherheit könnte Dvorkovich zudem seine wirtschaftlichen und politischen Netzwerke verlieren, auf die er viele Jahre aufgebaut hat. Diese Zwänge machen es für ihn extrem schwer, einen offenen Kurs gegen den Krieg oder den Kreml einzuschlagen.
Am Ende muss man sich fragen, inwiefern es für Menschen in dieser Position überhaupt möglich ist, moralische Entscheidungen zu treffen, wenn ihr ganzes Leben – beruflich und persönlich – in einem derart repressiven System verankert ist.
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