September 12, 2024

15:52 Info-Mail Schach Nr. 2140 – DBSB-Seniorenmeisterschaft – Nachlese

Dieter Riegler gewann knapp die 23. Deutsche Seniorenmeisterschaft des DBSBblind
(von Gerhard Dyballa, Meschede)

Die 23. Auflage der DBSB-Senioren-Einzelmeisterschaft fand vom 27. August bis zum 2. September im Baunatal statt. Das Hotel „Stadt Baunatal“ wurde vom Deutschen Blinden- und Sehbehinderten- Schachbund (DBSB) für dieses Turnier ausgewählt, da dort gute Erfahrungen bei zwei schon ausgerichteten Meisterschaften des DBSB gesammelt wurden.

Die Teilnehmer und deren Begleiter waren mit dem Ausrichtungshotel sehr zufrieden.

Alle für uns gestellten Zimmer und viele weitere Einrichtungen im Hotel sind behindertengerecht gestaltet.

Der Geschäftsführer des Hotels Sebastian Will und das gesamte Personal präsentierten sich den Spielerinnen und Spielern gegenüber stets hilfsbereit, unterstützten das Erreichen des Fahrstuhles, des Treppenhauses und des Spielraumes und übernahmen die Frühstücksversorgung. Sie achteten darauf, dass die blinden und sehbehinderten Menschen ihren Aufenthalt genießen konnten.

Auch der weiträumige Spielsaal bot ausgezeichnete Spielbedingungen. Alle hatten an den großen Tischen viel Platz, nicht nur für ihre Blindenschachbretter, sondern auch für das dazu gehörige Material.

Insgesamt waren 17 Teilnehmer angereist, davon fünf Frauen.

Am Abend des 26. August trafen sich alle zur Spielerbesprechung mit dem Turnierleiter und dem bisherigen Rekordmeister der Seniorenmeisterschaften des DBSB Manfred Müller, der sich bereits dreizehnmal in die Siegerliste eintragen konnte und auch selbst zum zwanzigsten Mal am Start war, um alle Modalitäten für die Meisterschaften durchzusprechen.

Bei Punktegleichheit werden die Punkte der Gegner mit einem Streichergebnis gewertet.

Neu war es bei diesem Turnier, dass wegen der ungeraden Teilnehmerzahl die Spielfreien nicht einen Punkt dazu bekamen, sondern nur einen halben, als ob sie Remis gespielt hätten..

Das Turnier wurde in sieben Runden nach Schweizer System ausgetragen. Der Spielbeginn war täglich um 10 Uhr. Die Teilnehmer hatten genügend Zeit über ihre Züge nachzudenken, da die Bedenkzeit zwei Stunden für 40 Züge und danach 60 Minuten für den Rest betrug.

Neben dem von mir schon erwähnten Manfred Müller aus Senftenberg räumte man den B-Kader-Spielern des DBSB Anton Lindenmair aus Augsburg, Dieter Riegler aus Heidelberg und dem Berichterstatter Gerhard Dyballa aus Meschede Titelchancen ein.

1. Runde

Es war die spannendste DBSB-Seniorenmeisterschaft aller Zeiten.

Bereits in der Auftaktrunde gab es eine Überraschung. Manfred Müller kam gegen Matthias Steinhart nicht über ein Remis hinaus. Sonst setzten sich die Favoriten durch.

2. Runde

In der zweiten Runde spielten die Altmeister Dieter Riegler und Anton Lindenmair gegeneinander. Der Letztgenannte bekam relativ schnell einen Ausgleich. Im Mittelspiel einigten sich beide auf die Punkteteilung.

Manfred Müller gewann gegen Manfred Pinnow und ich konnte mich gegen den Belgier Alex Geerinck mit einem Mattangriff durchsetzen. Damit eroberte ich nach zwei Siegen die Tabellenspitze.

Beim ersten Frauenduell der Meisterschaft gewann Rita Rupp gegen Barbara Büche.

3. Runde

In der dritten Runde musste ich mich gegen Dieter Riegler durch Zeitüberschreitung geschlagen geben. In einer komplexen Mittelspielstellung berechnete ich zu lange meine Zugfolgen.

Anton Lindenmair musste sich mit einer Punkteteilung gegen Matthias Steinhart zufrieden geben. Manfred Müller besiegte Peter Ellinger und stand gemeinsam mit Riegler auf der Tabellenspitze.

Manfred Pinnow gewann seine zweite Turnierpartie mit Schwarz gegen Peter Staubach.

4. Runde

Die beiden Tabellenführer traten in der vierten Runde gegeneinander an. Müller gewann in der Partie gegen Riegler im Mittelspiel einen Bauern. Rieglers Läuferpaar sorgte aber für Kompensation und gleiches Spiel. Nach langem Kampf einigten sich beide Spieler auf ein Unentschieden.

Ich versuchte gegen Lindenmair mit einem Leichtfigurenspiel zum Vorteil zu kommen. Lindenmair verteidigte sich sicher und glich die Stellung aus. Mein Remisangebot nahm er nach einigen Minuten der Überlegung an.

Die längste Partie des Tages spielten Irmgard Korf und Angela Vollbrecht. Am Ende standen nur zwei Könige auf dem Schachbrett.

5. Runde

Die drei Spitzenpaarungen der fünften Runde endeten mit Unentschieden..

Lindenmair gegen Müller, Riegler gegen Pinnow und Steinhart gegen Dyballa einigten sich am Ende ihrer Kämpe auf eine Punkteteilung.

Peter Ellinger nutzte die Chance und gewann mit Schwarz gegen Heinrich Traub.

Er schloss zu den mit 3,5 Punkten führenden Müller, Pinnow, Riegler und Steinhart auf.

Mit nur einem halben Punkt hinter diesen fünf Spielern suchten Lindenmair und Dyballa ihre Medaillenchancen.

6. Runde

In der 6. Runde einigten sich schnell Pinnow gegen Ellinger auf ein Unentschieden. Damit erkämpften sie sehr gute 4 Punkte.

Lindenmair gewann mit Schwarz gegen Robert Weichenmeier und kam damit ebenfalls auf 4 Punkte.

In der Spitzenpaarung des Tages gewann Riegler gegen Steinhart. Er griff auf dem Königsflügel an und der Angriff kam dort auch durch. Damit wurde er alleiniger Spitzenführer mit erzielten 4,5 Punkten.

Ich spielte mit Weiß eine fast viereinhalbstündige Partie gegen Manfred Müller. In der Eröffnung verspeiste er einen vergifteten Bauern. Ich griff sofort mit einem Zwischenzug seine Dame an und gewann damit einen Springer. Müller verteidigte sich noch sehr lange, musste sich aber am Ende geschlagen geben.

7. Runde

Die letzte Runde verlief ziemlich unspektakulär. Da sich die Gegner in den Partien Ellinger gegen Riegler und Pinnow gegen Dyballa auf Remis einigten, nutzte der vor der Runde auf dem sechsten Rang platzierte Müller seine Chance und gewann mit Weiß gegen Geerinck schnell seine Partie. Damit wurde er Dritter mit bester Buchholzwertung.

Dieter Riegler stand mit erkämpften 5 Punkten als Sieger fest.

Vor dem Turnier wurde Lindenmair auf Platz 3 der Startrangliste gesetzt. Mit seinem Sieg gegen Staubach verbesserte er sich um einen Rang und erreichte mit 5 Punkten hinter dem punktgleichen Riegler den zweiten Platz. Die zweite Wertung, die Buchholzpunkte, entschied zu seinen Ungunsten.

Auch Steinhart ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen und siegte schnell gegen. Weichenmeier.

Resümee

Es war eine sehr umkämpfte Seniorenmeisterschaft. Am Ende trennten den Meister Riegler von dem Siebten Peter Ellinger nur ein halber Punkt.

Riegler und Lindenmair gewannen drei Partien und spielten viermal Unentschieden.

Mit je einer Niederlage erkämpften 5 Spieler 4,5 Punkte.

Manfred Müller wurde verdient Dritter. Er zeigte von dem ersten bis zum letzten Zug immer ein kämpferisches Schach.

Ich kam auf den undankbaren vierten Platz. Die Zeitnotniederlage gegen Riegler entschied am Ende meine Platzierung hinter den Medaillenrängen.

Fünfter wurde Matthias Steinhart. Er verlor nur die eine von mir erwähnte Partie gegen Müller.

Auf dem sechsten Platz landete Manfred Pinnow, der nur eine Niederlage gegen Riegler hinnehmen musste.

Mit seiner Punktzahl und dem siebten Rang war Peter Ellinger sehr zufrieden.

Peter Staubach, Dietmar Hillesheim und die beste Frau Rita Rupp erspielten je 3,5 Punkte.

Sie erkämpften die Ränge 8 bis 10.

Achter wurde Staubach mit der gleichen Buchholzwertung 25,0 wie der Vizemeister Lindenmair. Er musste gegen Ellinger, Pinnow, Steinhart und Lindenmair spielen.

Es folgen auf dem Plätzen 11 bis 13 der Belgier Alex Geerinck, Heinrich Traub und Barbara Büche.

Vierzehnter wurde Robert Weichenmeier mit 2,5 Punkten und einer Buchholzwertung von 25,5.

Auch er hatte gegen 4 Spieler gespielt, die am Ende die Plätze 2 bis 6 belegten.

Den 15. Platz errang Monika Traub ebenfalls mit 2,5 Punkten.

Irmgard Korf und Angela Vollbrecht erreichen in ihren Partien interessante Stellungen, hatten aber dabei kein Spielglück.

Am Abend des letzten Spieltages fand die Siegerehrung statt. Dieter Riegler wurde der Siegerpokal überreicht. Die drei Besten erhielten je eine Urkunde und erspielten einen Geldpreis.