September 7, 2024

Tag der Sportpsychologie Schach, 27.10.2024 Viernach, Interview mit dem Vorsitzenden der Deutschen Sportpsychologen Jürgen Walter

Liebe Leserinnen, lieber Leser,

ich hoffe, ich kann zu dieser Veranstaltung kommen, weil sie sehr wichtig ist, auch wenn der Weg von München nach Viernheim doch weit ist.

Bei der Veranstaltung Tag der Sportpsychologie: Schach   Sportpsychologische Aspekte für den Erfolg im Schach werden Teilnehmer nicht nur etwas für den Schachsport mitnehmen!

Jürgen Walter, Geschäftsführer der Jürgen Walter Beratungsgesellschaft mbH, stellv. Bundesvorsitzender im VCD e.V. (Verkehrsclub Deutschland), Vorstandsvorsitzender der Landesgruppe NRW im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (2016-19), Vorstandsvorsitzender im Verband der praktischen Sportpsychologie e.V. Ausbildung und Qualifikation: Diplom-Psychologe, Sportpsychologe (asp/ BDP), Lehrbeauftragter der Fresenius-Hochschule Düsseldorf und der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin Zusatzausbildung: Fachpsychologe für Klinische Psychologie/Psychotherapie (BDP), Systemischer Berater, Trainer Autogenes Training

1) Lieber Jürgen Walter, wie wurdest du Sportpsychologe?

Als Arbeits- und Verkehrspsychologe habe ich zur Hälfe meiner beruflichen Tätigkeit eine neue Herausforderung gesucht und bei unserem Berufsverband BDP eine Zusatzausbildung zum Sportpsychologen gemacht. Grund war auch, dass ich bei meinen Lieblingssportarten, Tischtennis, Marathonlaufen und Schachspielen gemerkt habe, wie wichtig der Kopf ist, wenn es um Erfolg oder Misserfolg geht.

2) Du warst mehrfach ein sehr guter Referent bei der DSJ-Akademie. Wie kommst du zum Schach?

Mein Vater hat mir Schach beigebracht – übrigens auch Skat! In beiden Disziplinen bin ich ein leidenschaftlicher Spieler geworden. Hinzu kam, dass es an unserm Gymnasium eine Schach-AG gab. Später habe ich es dann sogar einmal zum Schulmeister gereicht. Den gewonnenen Pokal habe ich heute noch.

 

3) Wie kam es zum Tag der Sportpsychologie – Schach?

Unser Verband der praktischen Sportpsychologie e.V. hat bereits mehrfach erfolgreich einen „Tag der Sportpsychologie“ durchgeführt. Dabei hatten wir auch schon namhafte Referenten im Einsatz, wie Prof. Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Jan Fitschen, 10.000-m Europameister, Christian Keller, Schwimmweltmeister und Henning Fritz, Handball-Weltmeister und Welthandballer. Da wir in unserem erweiterten Vorstand mit Dominique Sattel und Manuel Pietzsch auch gute Schachspieler haben, kamen wir auf die Idee einen speziellen Tag der Sportpsychologie Schach zu veranstalten. Da Manuel in Leipzig wohnt haben wir diese Stadt als Austragungsort gewählt und mit dem Kulturzentrum Ariowitsch-Haus einen sehr geeigneten Austragungsort gefunden. Die Veranstaltung im letzten Jahr war mit knapp 70 Teilnehmenden ausgebucht und wurde von diesen als „sehr empfehlenswert“ beschrieben. Die nächste Veranstaltung „Tag der Sportpsychologie: Schach“ findet am 27.10.2024 in Kooperation mit dem SC Viernheim im dortigen Vereinsheim statt.

 

4) Wer ist für diese Veranstaltung das richtige Publikum?

Teilnehmen sollte jeder interessierte Schachspieler und jede interessierte Schachspielerin, die auch an Ihrer mentalen Stärke arbeiten wollen. Einmal sagte mir ein Bundestrainer Schach, dass er schon Großmeister gecoacht hat, die nach einer schlecht gespielten und verlorenen Partie die nächsten 3 Partien auch verloren haben, weil sie das Negativerlebnis in nachfolgenden Partien nicht aus dem Kopf gekriegt haben. Wer erfolgreich sein will, ob als Anfänger oder als Profi muss also nicht nur am Brett trainieren, sondern auch im Kopf.

 

5) Frau Professor Vollstädt-Klein erklärt, warum Schach gut für das Gehirn ist. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit Sport und Wissenschaft?

Es ist natürlich wichtig, dass auch zu sportlichen und sportpsychologischen Fragestellungen geforscht wird. Im Schach könnte man Untersuchungen machen zur Frage „Welchen Einfluss hat die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit oder lärmverursachende oder sonstige Störquellen auf die Leistung eines Schachspielenden?“ aber mit diesen Randbedingungen hat ja Jeder gleich zu kämpfen und diese Bedingungen lassen sich in der Regel nicht sofort abstellen. Auch im Fußball wurde schon geforscht zur Frage: „Welchen Einfluss hat die Trikotfarbe eines foulspielenden Spielers auf den Schiedsrichter, ob er Foul pfeift oder nicht? Mit solchen Fragen kommen aber keine Athleten zu mir, sondern es geht zu ca. 85% der Fälle um die Kernfrage: „Warum klappt es im Training aber nicht, wenn es darauf ankommt?“ Auch für Kinder und Jugendliche ist das Schachspielen besonders förderlich. Sie sind geistig gefordert, lernen sich – auch über einen längeren Zeitraum – zu konzentrieren und lernen zusätzlich das Verlieren. Fähigkeiten, die man im ganzen Leben benötigt um erfolgreich zu sein.

 

6) Wie siehst du die Zukunft des Schachs?

Das Schachspielen ist in und im Kommen. Jede Schule müsste eine Schach-AG haben. Auf Schulhöfen müssen zwingend Spielbretter stehen. Auch in öffentlichen Parks, Freibädern und Grünanlagen muss zum Schachspielen animiert werden. Und in der Politik sollte vor Verhandlungen erst mal eine Runde Schach gespielt werden!

 

Hier gibt es Infos zu der Veranstaltung:

Weitere Informationen unter Tag der Sportpsychologie: Schach – Sportpsychologische Aspekte für den Erfolg im Schach – Verband der praktischen Sportpsychologie e.V 

Vorträge
Malvin Jähn (Sportpsychologe & Doktorand Humanpsychologie):
„Während der Partie – Zeit für sportpsychologische Intervention?“
GM Rainer Buhmann (Elo 2562, Nationalspieler): „Der richtige Zug – Entscheidungsfi ndung während der
Partie. Die W.I.N. Methode – What´s Important Now.“
Simultan Veranstaltung an 7 Brettern mit GM Dennis Wagner (Elo 2613, Nationalspieler): Livekommentierung
durch IM Maximilian Meinhardt. Der GM und ein Spieler tragen eine Garmin Puls- und Herzfrequenzmessuhr
zur Veranschaulichung der Emotionen. Um „Stress“ zu erzeugen, wird mit Bedenkzeit gespielt.
Prof. Dr. Sabine Vollstädt-Klein (Leiterin AG Neuroimaging abhängigen Verhaltens im ZI Mannheim
& Schachspielerin): „Warum Schach gut fürs Gehirn ist und hilfreich bei Sucht sein kann“
Prof. Dr. Udo Rudolph (Professur für Allgemeine & Biopsychologie am Institut für Psychologie der
Technischen Universität Chemnitz): „Gefühle im Schach – Licht und Schatten“