September 3, 2024

50 Jahre Jugendschachstiftung Schweiz – ein Blick in die Tessiner Jugend-Schachszene

Im Tessin gibt es viele halb- oder ganztägige sonntägliche Turniere im Rapid-Format.

Markus Anhst 2024 feiert die Jugendschachstiftung Schweiz ihr 50-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass finden Sie im laufenden Jahr auf der Website des Schweizerischen Schachbundes (SSB) jeden Monat und in allen sechs Ausgaben der «Schweizerischen Schachzeitung» einen spannenden Artikel über die Welt des Schweizer Jugendschachs. Heute werfen wir einen Blick in die Tessiner Jugend-Schachszene – mit einem Artikel von Roberto Cattomio, Sekretär des Tessiner Schachverbands (FSTi).

In den letzten Jaren haben sih im Zug der Covid-Pandemie auch junge Tessiner(innen), die gezwungenermassen zu Hause bleiben mussten, dank der Netflix-Serie «The Queen’s Gambit» der Welt des Schachs genähert. Die positive Welle hält bis heute an – dank des Engagements in der Schule unter Gleichaltrigen und in der Familie bei Herausforderungen mit jüngeren Brüdern und Schwestern, so dass eine gute Zukunft mit mehr jungen Menschen, die sich für das königliche Spiel interessieren, in Sicht ist.

Der wunde Punkt ist die Unbeständigkeit der Interessen von Jungen und Mädchen: Oft wenden sich Jugendliche nach einem Jahr anderen sportlichen Interessen zu und geben das Schachspiel auf. Vielleicht ist es gerade die Unkenntnis, dass Schach als Sport gilt – verbunden mit der Überlegung, dass man für geistige Höchstleistungen auch einen gesunden und leistungsfähigen Körper braucht, die Jugendliche und ihre Eltern dazu bringt, sich für andere, klassischere Sportarten zu entscheiden.

Unterstützung für junge Menschen

Im Tessin fördern alle zehn Klubs, die dem Tessiner Schachverband (FSTi) angeschlossen sind, mehr oder weniger stark die Einbindung von Jugendlichen in ihre Schachaktivitäten. Der FSTi unterstützt Aktivitäten für junge Schachspieler(innen) auf dreierlei Weise:

  • Durch das jährliche Einzelturnier für Jugendliche, das in Altersgruppen unterteilt ist.
  • Durch finanzielle Unterstützung für Turnierveranstalter, Vereine zur Förderung des Spiels bei Jugendlichen und Eltern mit Jugendlichen, die wettkampfmässig aktiv sind.
  • Und durch die Pflege des Kalenders und spezifische journalistische Beiträge auf seiner Website.

 Im Vordergrund stehen häufig halb- oder ganztägige sonntägliche Turniere im nicht für die Führungsliste gewerteten Rapid-Format, um junge Menschen für den Schachsport zu begeistern. Natürlich gibt es auch gewertete Turniere mit längeren Spielzeiten, und es ist schön zu sehen, dass die Tessiner Jungen und Mädchen mit Begeisterung daran teilnehmen.

Schach nach dem Fussball

Diverse Schachspieler sind als Schachlehrer tätig, die entweder im Rahmen von Nachhilfeunterricht oder als Privatlehrer Jugendliche unterrichten. Einige von ihnen tragen sogar den Titel eines FIDE-Meisters oder FIDE-Trainers. Im Vergleich zur übrigen Schweiz gibt es im Tessin noch keine richtige Schachschule, obwohl es bekannte Beispiele von talentierten Jugendlichen gibt, die das Angebot des Schulsports in Tenero nutzen.

Allein die Tatsache, dass Schach nach Fussball die zweitbeliebteste Sportart ist, sollte den Schulbehörden zu denken geben, um den Unterricht in dieser Sportart zu verstärken. In den letzten Jahren sind auch Ausländer aus Osteuropa ins Tessin gekommen – darunter mehrere Jugendliche, die Schach spielen wollen, da das Spiel in ihren Herkunftsländern weit verbreitet ist und auch als Schulfach gilt.

Es gibt zahlreiche Bücher, die das Schachspiel sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene erklären, während italienische Lehrbücher für Lehrer fehlen, was zur Folge hat, dass der Unterricht zwar effektiv, aber nicht gerade einheitlich ist. Der ansteckende Enthusiasmus der jungen Leute hilft jedoch den Lehrern, erfolgreich zu sein.

Die Analyse der eigenen Spiele mit dem Gegner

In der Zwischenzeit ist die Zahl der treuen jungen Spieler relativ gering, so dass es noch keinen wirklichen Generationswechsel in den Vereinen gibt. Es ist daher notwendig, die Werbung für junge Leute zu verstärken und ihnen auch die Gewohnheit zu nehmen, online gegen unbekannte Gegner zu spielen, da diese Praxis sie isoliert und eine richtige Sozialisierung verhindert, die im Schach sehr nützlich ist. Man denke nur an die Analyse nach der Partie zwischen den beiden Kontrahenten, um die Partie des Gegners besser zu verstehen.

Es gibt ein Konzept, das besagt, dass man aus Niederlagen mehr lernt als aus Siegen, da man in der Niederlage neue Taktiken und Strategien des Gegners kennenlernt. Deshalb ist es wichtig, die eigenen Partien mit dem Gegner zu analysieren.

Für die Zukunft wünschen wir uns eine stärkere Einbeziehung der Eltern und der Behörden, nicht nur der Schulbehörden, um den Zugang junger Menschen zu diesem wichtigen Sport zu verbessern. Wie die berühmte Susan Polgar sagte: «Schach kann einem Kind helfen, logisches Denken, Entscheidungsfindung, Argumentation und Mustererkennung zu entwickeln, was wiederum mathematische und sprachliche Fähigkeiten fördern kann. Schach ist eine Miniaturversion des Lebens. Um erfolgreich zu sein, muss man diszipliniert sein, seine Ressourcen einschätzen, verantwortungsvolle Entscheidungen treffen und sich anpassen, wenn sich die Umstände ändern.»

Roberto Cattomio

Werden Sie Donator(in) der Jugendschachstiftung!

Um das Schweizer Jugendschach auch in Zukunft tatkräftig unterstützen zu können, ist die Jugendschachstiftung auf möglichst viele Donator(inn)en angewiesen. Diese verpflichten sich, die Stiftung während fünf Jahren jährlich mit mindestens 500 Franken zu unterstützen.

Auch sonstige Spenden von Privaten oder Firmen sind sehr geschätzt (IBAN CH47 0483 5002 7259 9000 0 bei Credit Suisse). Sie können die Jugendschachstiftung auch in Ihrem Testament begünstigen.

In vielen Kantonen können Spenden an die Jugendschachstiftung von den Steuern abgezogen werden. Das gespendete Geld kommt uneingeschränkt der schachinteressierten Jugend zugute, da der Stiftungsrat ehrenamtlich arbeitet.

Die Jugendschachstiftung wird von einem achtköpfigen Stiftungsrat geführt. Diesem gehören neben Präsident Michael Hochstrasser auch André Vögtlin (SSB-Zentralpräsident), Ruedi Staechelin, Peter A. Wyss, Adrian M. Siegel (alle drei ehemalige SSB-Zentralpräsidenten), Rahel Umbach (SSB-Juniorencoach), Gundula Heinatz Bürki (ehemalige Präsidentin SSB-Kommission Turniere und Nationalspielerin) sowie Lindo Duratti (Regionalcoach West) an.

Website Jugendschachstiftung Schweiz

Kontakt: Michael Hochstrasser, Präsident

Lesen Sie in der nächsten Folge im Oktober eine Story über einen erfolgreichen Junior.