August 25, 2024

Deutscher Schachbund lehnt Pläne zur Rückkehr russischer und belarussischer Athleten bei internationalen Turnieren strikt ab.

„Das deckt sich nicht mit unserer Haltung zu einem blutigen Angriffskrieg“

Die Generalversammlung des Schach-Weltverbandes FIDE findet vom 21. bis 22. September in Budapest statt. Einige Anträge bergen hierbei große politische Brisanz. Unter dem Punkt 4.3.1 „Federation proposals regarding Russia and Belarus restrictions“ geht es darum, die Rückkehr russischer und belarussischer Spielerinnen und Spieler an internationale Bretter ohne Einschränkungen zu ermöglichen. Das stößt beim Deutschen Schachbund auf strikte Ablehnung.

Geht es nach zwei Schachverbänden, der kirgisischen Schachunion (KCU) und der Schachföderation Russlands (CFR), sollen laut ihren Anträgen die russischen und belarussischen Spielerinnen und Spieler wieder „fully and equally“, also vollumfänglich und gleichberechtigt, zu internationalen Turnieren zugelassen werden.

Damit würde ein Beschluss des FIDE-Councils, in damals außerordentlichen Sitzungen, vom 27. Februar 2022 und 14. März 2022 gekippt, wonach russische und belarussische Schachspieler und -spielerinnen aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine suspendiert sind. Die Nationalmannschaften von Russland und Belarus wurden auf Beschluss des FIDE-Rates von der Teilnahme an offiziellen FIDE-Turnieren ausgeschlossen. Spieler aus diesen Ländern durften seitdem an einzelnen Turnieren des FIDE-Weltmeisterschaftszyklus nur unter der FIDE-Flagge teilnehmen. Russische und belarussische Staatssymbole, die Flagge und die Hymne, wurden bei allen von der FIDE gewerteten internationalen Schachveranstaltungen verboten.

Ich habe befürchtet, dass sowas auf uns zukommt“, sagt nun Ingrid Lauterbach, Präsidentin des Deutschen Schachbundes zum Antrag. „Unsere Position ist hier aber klar: Aus unserer Sicht decken sich diese Anträge nicht mit der Haltung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und auch unserer Haltung zu diesem Krieg.“ Man liege auf der Linie des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB) und des IOC, so Lauterbach: „Sportlerinnen und Sportler aus einem Land, das einen blutigen Angriffskrieg führt, dürfen nicht mit Hymne und Fahne an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, diejenigen Sportler die den Krieg unterstützen sind ganz auszuschließen wie das IOC dies ja auch für die Sommerspiele in Paris gehandhabt hat.Ingrid Lauterbach betont weiterhin: „Wir sind zutiefst solidarisch mit der Ukraine. Wir müssen hier ganz klar die Grenze ziehen – und wenn ich es auch stark bezweifle, hoffe ich, dass dies die Mehrheit der Verbände ebenso sieht.

Der Antrag liegt in drei möglichen Abstimmungsvarianten vor:

  1. alle vom FIDE-Rat auferlegten Beschränkungen für russische und belarussische Schachspielerinnen und -spieler aufzuheben,
  2. die Beschränkungen (in nicht näher aufgeführter Form) abzumildern und
  3. die Resolution des FIDE-Rates und somit die Suspendierung nicht aufzuheben.

Ingrid Lauterbach: „Für uns kommt nur die dritte Variante in Frage. Es muss beim Ausschluss russischer und belarussischer Spielerinnen und Spieler bleiben.

Ingrid Lauterbach und der Deutsche Schachbund sind in ihrer Haltung so konsequent, dass sie als Präsidentin derzeit jeglichen direkten Kontakt zum russischen FIDE-Präsidenten Arkadi Dworkowitsch zu vermeiden versucht. Die Ethikkommission der FIDE rügte Dworkowitsch im Juni dieses Jahres. Hintergrund ist Dworkowitschs Nähe zum russischen Schachverband CFR, den der Ethikrat vorläufig für zwei Jahre von der FIDE-Mitgliedschaft suspendierte, weil dem Kuratorium sowie dem Aufsichtsrat mehrere im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine mit internationalen Sanktionen belegte Mitglieder angehören.

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