Liebe Schachfreunde und -freundinnen!
Wie zu lesen ist, plant der DSB, bei den einzelnen Spielern die Angaben über das Geburtsjahr zu streichen. Angeblich folge man damit den Anforderungen des Datenschutzes. Man kann dies nur als Schnapsidee bezeichnen.
Denn danach würde es künftig beispielsweise nicht mehr möglich sein, zu erkennen, wer Senior ist und wer noch nicht. Veranstalter von Senioren-Turnieren hätten damit ein erhebliches Problem, zumal es bei den Senioren ja verschiedene Alterskategorien (50+, 60+ und 75+) gibt.
Auch würde nicht mehr sichtbar sein, wer noch Kind, Schüler oder Jugendlicher ist. Bekanntlich gibt es bei den Kindern und Jugendlichen noch mehr Altersklassen, nämlich allein sechs bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften. Wie will man diese künftig sichtbar machen ??
Plant der DSB oder die Deutsche Schachjugend etwa gar, die Jahrgangs-Meisterschaften der Jugendlichen abzuschaffen ?? Oder werden die Ergebnisse etwa der Altersklasse U 14 künftig geheim gehalten, weil man durch deren Veröffentlichung ja den Jahrgang der einzelnen Spieler/innen verraten würde?
Wird künftig vielleicht auch darauf verzichtet, weibliche Mitglieder als solche zu kennzeichnen ? Denn auch das gehört zum Thema Datenschutz. Dürfen dann auch Männer bei Frauen-Turnieren mitspielen ??
Man könnte sich noch weiteren Unsinn vorstellen…
Deshalb bleibt zu hoffen, dass der DSB diesen Irrweg schnellstens wieder verlässt.
Schöne Grüße aus dem Norden
Euer Henning
In der offenen Fragestunde der DSB-Präsidentin wurde mitgeteilt, dass das Geburtsdatum aus einer Ansicht entfernt wurde. Ich habe das in meinem Artikel auch kritisch beleuchtet.
Dass dies aber dazu führt, dass keine Senioren- oder Jugendturniere mehr ausgerichtet werden können/sollen, würde ich ausschließen.
Das Geburtsjahr wurde mindestens schon 2008 von mir aus den DWZ-Listen entfernt, weil es Datenschutz-Beschwerden gab. Es kann bei der Systemumstellung zu Contao 2013 kurzzeitig wieder aufgetaucht sein, wurde dann aber wieder deaktiviert. Das Geburtsdatum wurde meines Wissens nie angezeigt, seitdem DWZ-Abfragen beim DSB möglich sind.
Ja, in der quasi-öffentlichen DWZ-Liste (man braucht einen Account, aber jede(r) bekommt ihn formlos) steht beim Geburtsjahr schon seit Jahren **** – allerdings wird (falls vorhanden) die FIDE-ID verlinkt, und da wird B-Year erwähnt. Welche Datenschutzregeln gelten eigentlich für die FIDE? Vermutlich Schweizer Regeln, analog zu EU-Regeln (auch wenn die Schweiz kein EU-Mitglied ist).
Als Turnierleiter hatte ich über Swiss-Chess Zugriff zu quasi derselben DWZ-Datei – auch Namen, Vereine und aktuelle DWZ – mit nicht geschwärztem Geburtsjahr, das man ja für altersspezifische Turniere oder Geldpreise braucht. Geht das zukünftig nicht mehr, und was dann?
1) Geburtsjahr wird dann, und nur dann erwähnt, wenn Spieler dem ausdrücklich zustimmen. Aber da es vermutlich die meisten machen (nur 25-50 jährige haben gar keine Spezialturniere oder Spezialpreise) erscheint dann sonst implizit „will das Alter nicht verraten“ – eher noch sensibler als das Alter an sich?
2) Man braucht für noch mehr Turniere eine FIDE-ID – auch wenn sie nicht Elo-ausgewertet werden. Die kann man beim DSB formlos beantragen, muss allerdings sagen warum man sie braucht – bisher generell „Teilnahme an einem Elo-gewerteten Turnier“, bei mir war es „ich brauche sie für einen Schiedsrichterkurs“, zukünftig auch „ich will beim Schnellturnier in xx eventuell einen Seniorenpreis gewinnen“?
3) Oder Ausweiskontrolle durch Turnierleiter/Schiedsrichter? Dürfen die dann Daten speichern, z.B. für eine Turnierserie, und eventuell auch an andere weiterleiten? Oder muss bei jedem Turnier der Ausweis erneut kontrolliert werden?
Wie ist es eigentlich in anderen Sportarten? Jedenfalls im Laufsport, wo es noch mehr Altersklassen gibt (schon mit 30 ist man „alt“) wird Geburtsjahr in Ergebnislisten ganz öffentlich erwähnt, z.B. München Marathon https://www.generalimuenchenmarathon.de/ergebnisliste-2023/#1_C8F593 .
Ausweis-Kontrolle durch Turnierleiter/Schiedsrichter?
Diese von Herrn Richter ins Spiel gebrachte Idee kann hierzulande nicht umgesetzt werden, denn man ist in Deutschland nur öffentlichen Stellen gegenüber ausweispflichtig, nicht aber gegenüber Privatpersonen.
Bei den offenen hessischen Hochschulmeisterschaften im Schnellschach (andere Bundesländer willkommen, aber Zugehörigkeit zu einer Hochschule oder Universität Voraussetzung) mussten Teilnehmende das, nach vorheriger Anmeldung im Internet, vor Ort beweisen, d.h. generell den Studierendenausweis vorzeigen (vorab kommuniziert). Bei mir (Beschäftigter der Hochschule Fulda) reichte, dass ich für Kontakt vorab – um mitzuteilen, welcher von vielen Thomas Richters in der DWZ-Liste ich bin – meine Hochschul-Email verwendet hatte.
Natürlich konnte die Turnierleitung niemand zwingen, aber wer das nicht wollte oder nicht konnte durfte dann eben nicht mitspielen. Das ist auch bei Jugend- oder Seniorenturnieren denkbar. Und wer einen entsprechenden Sonderpreis gewinnen will sollte dann auch sein Alter nachweisen – wohl ebenfalls vor dem Turnier, da andere ja im Turnierverlauf wissen wollen wer die Konkurrenten sind.
Den Einwand kann ich nicht nachvollziehen – der Vorschlag von Thomas Richter setzt ja gerade keine allgemeine Ausweispflicht voraus, sondern zielt darauf ab, dass im Rahmen der (durch die Turnierausschreibung geregelten) Vertragsgestaltung zwischen Turnierveranstalter und Turnierteilnehmer die Teilnehmer verpflichtet werden können, ihre Identität durch Vorlage eines Personalausweises nachzuweisen.
Natürlich können auch künftig noch Senioren- und Jugend-Turniere ausgerichtet werden.
Nur kann man dann nicht mehr sicher sein, ob alle Teilnehmer den Alters-Bedingungen des Turniers entsprechen.
Zwar kann man das jeweilige Geburtsjahr über einen Dritten, nämlich die FIDE erfahren. Es ist aber immer misslich, wenn man auf Auskünfte von dritter Seite angewiesen ist. Auch könnte die FIDE irgendwann mal aus Datenschutz-Gründen die Geburtsjahre ebenfalls löschen.
Ich empfehle eine bessere Recherche zu dem Artikel. Viele Fragezeichen und Mutmaßungen ohne Belege, empfinde ich als nicht besonders aussagekräftig.