Gerade mal vor zwölf Jahren wurde im Herzen von Augsburg ein neuer Verein ins Leben gerufen. Ihre erste Saison begannen sie in der Kreisliga und stiegen von da an fast jede Saison auf. Nun traten sie in der höchsten bayerischen Liga gegen zahlreiche etablierte Teams an. Nach neun Runden standen 17 von 18 möglichen Punkten auf ihrem Konto; lediglich ein Unentschieden mussten die Schachfreunde gegen den Zweitplatzierten Noris Tarrasch Nürnberg hinnehmen. Der Erfolg beruht auf den vielen Stammspielern, die mit einem ausgeprägten Teamgeist jeden Spieltag bestreiten.
Aufgrund der Reform der 2. Bundesliga musste der Oberligasieger noch ein Relegationsspiel gegen den FC Bayern München II absolvieren. Auch wenn der Kampf eigentlich 4-4 ausging, ergab eine erste Schiedsrichterentscheidung ein 8-0 zugunsten des FC Bayern mit der Begründung laut Ergebnisdienst ,,Einsatz eines nicht spielberechtigten Spielers.“ Hier werden wohl noch Details in einem Protestfall geklärt, um dann abschließend festzustellen, wer die bayerische Fahne in der neu geschaffenen zweithöchsten Klasse hochhält.
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Kommentar aus der Ferne – ich bin ja seit gut zwei Jahren nicht mehr in München: Aus eigener Erfahrung zuvor (anders gelagerter Fall im Jugendbereich) weiß ich, dass ein auf Regelauslegung des Schiedsrichters basierendes und dann im Internet veröffentlichtes Ergebnis in Bayern nicht immer definitiv ist – da wurde diese Entscheidung in drei Protestinstanzen überprüft (im „Viertelfinale“ bestätigt, in „Halbfinale und Finale“ dann verworfen).
Hier geht es anscheinend, bildhaft gesprochen, darum ob der Stichkampf zweier bayerischer Mannschaften um Aufstieg in die Zweite Bundesliga oder Klassenerhalt (und Wechsel aus dem Osten – gibt es nächste Saison auf diesem Niveau nicht mehr – in den Süden) in Bayern oder in Deutschland stattgefunden hat. Ich bin mir nicht sicher, ob das Reglement da eindeutig ist.
Was war offenbar passiert? Ein Spieler der SF Augsburg hat auch Schachfreunde in einem anderen Landesverband und spielte daher in zwei Oberligen – Bayern und für Stuttgarter SF Württemberg. Aus bayerischer und württembergischer Sicht offenbar kein Problem – war schon in der Saison zuvor der Fall (SF Augsburg noch in der Landesliga). Diese Saison konnte er in beiden Ligen acht von neun Partien spielen, da es nur einmal eine Terminüberschneidung gab.
Im Stichkampf spielte er auch. Der Wettkampf endete am Brett 4-4 mit besserer Berliner Wertung für SF Augsburg (ohne GMs angetreten und damit nominell klarer Außenseiter). Dann wurde er vom Schiedsrichter Ralph Alt mit 8-0 für Bayern München 2 gewertet – ob er das nachträglich selbst entdeckte oder ob Bayern München 2 (die zuvor vielleicht dachten „wir gewinnen sowieso“) protestierte ist mir nicht bekannt. Begründung jedenfalls „Einsatz eines nicht spielberechtigten Spielers“. Unklar ist auch, wer eigentlich diesen Artikel geschrieben hat (Autor „Bayerischer Schachbund & Schachjugend“, dort nicht oder nicht mehr vorhanden).
Der Rest ist informell. In meinem Schiedsrichterkurs sagte der Referent (Stefan Jäger, auch deutschlandweit bekannt), dass ein Oberliga-Schiedsrichter einen Mannschaftsführer auf eine fehlerhafte Aufstellung hinweisen und ihm die Chance geben sollte, diese zu korrigieren. Noch besser wäre es gewesen, SF Augsburg vorab zu informieren.
Beide Vereine äußern sich nun anscheinend nicht öffentlich – nachvollziehbar, wenn es noch ein schwebendes Verfahren ist. Welche Protestinstanzen zuständig sind und wie viele es gibt, das weiß ich nicht.
Das Reglement ist eindeutig. Die Stichkämpfe sind in der Turnierordnung des DSB geregelt, die Ausschreibung hat ein DSB-Funktionär verfasst (und kein bayerischer). Wenn in der nächsten Saison in der 1. Schachbundesliga der Hamburger Schachklub und der FC St. Pauli aufeinandertreffen, gilt mit Sicherheit die DSB-Turnierordnung und nicht die des Hamburgischen Schachverbandes.
Sich über die Inhalte der geltenden Turnierordnung zu informieren, ist allein die Pflicht des teilnehmenden Vereins, zumal bei einer Sonderregelung (Spielrecht für passiv Gemeldete) mit nur regionaler Geltung, von der allgemein bekannt ist, dass auf DSB-Ebene anderes gilt.
https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=stich
Der Schiedsrichter hat entschieden, dass das Match Bayern – Augsburg mit 8:0 entschieden worden ist, was laut Reglement ganz eindeutig ist.
Ich bedauere das, weil in Augsburg hervorragend gearbeitet wird, aber das Regelwerk ist hier eindeutig.
Die Formulierung: „Hier werden noch Details geklärt, um dann abschließend festzustellen, wer die bayerische Fahne in der neu geschaffenen zweithöchsten Klasse hochhält.“ finde ich für diesen Sachverhalt sehr originell.
Wurde denn auch Schach gespielt oder gab nach der Aufstellung die Entscheidung des Schiedsrichters? Wer wurde denn aufgestellt der keine Spielgenehmigung hatte?