- Lieber Leo, bitte stelle dich kurz vor.
Ich bin Leonid Löw und arbeite seit knapp zwei Jahren für die Deutsche Schachjugend. Dort bin ich unter anderem zuständig für die Koordination des Bundesfreiwilligendienstes und für die Förderung jungen Engagements.
- Die DSJ betreut Vereine, die Bufdis haben, also einen Bundesfreiwilligendienst anbieten. Warum sollen das Vereine machen?
Freiwillige können die Vereine (in der Regel in Vollzeit) unterstützen und dabei helfen, die vielen Projekte und Tätigkeiten auf mehr Schultern zu verteilen. Gleichzeitig ist es auch eine Investition in die Zukunft: Häufig engagieren sich ehemalige BFDler auch nach Ende ihres Freiwilligendienstes in der Einsatzstelle. Und ein weiterer Vorteil: (Junge) Freiwillige können frische Ideen in den Verein einbringen.
- Wie viel Ausgaben hat ein Verein für einen Bufdi im Monat?
Ein Verein, der einen BFD anbieten möchte, sollte mit Fixkosten von 260€ im Monat planen. Darin enthalten sind dann das Taschengeld der Freiwilligen (ca. 400€) und die Sozialversicherungsabgaben, die teilweise über einen staatlichen Zuschuss finanziert werden. Dazu kommen dann noch individuelle Kosten für Bildungsveranstaltungen, die die BFDler besuchen.
Viele Freiwilligen werden auch in Schulschach-AGs eingesetzt, für die der Verein – je nach Bundesland unterschiedlich – Aufwandsentschädigungen erhält. In Einzelfällen kann es dadurch passieren, dass der Bundesfreiwilligendienst den Verein effektiv gar nichts kostet.
- Ich schrieb beim FSJ oder BFD oft von einer Win-Win-Situation, wie siehst du das?
Ich würde noch einen draufsetzen und sogar von Win-Win-Win sprechen, denn am Ende profitieren von einem Freiwilligendienst alle: 1. Die Freiwilligen können sich ein Jahr lang ohne Leistungsdruck in der Praxis ausprobieren und profitieren von der fachlichen Anleitung im Verein und dem Austausch mit anderen Freiwilligen. 2. Die Einsatzstellen werden durch die „helfenden Hände“ der Freiwilligen entlastet und können dadurch auch Projekte verwirklichen, für die andernfalls die Zeit fehlen würde. 3. Auch die Gesellschaft als Ganzes profitiert, denn Freiwilligendienste sind eine nachhaltige Investition in demokratische Strukturen. Gerade in Zeiten, wo der Rechtsextremismus immer weiter zunimmt, wird das umso wichtiger.
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Ich mag keine Bürokratie. Gibt es bürokratischen Wahnsinn bei den Anträgen?
Wenn ein Verein erstmals als Einsatzstelle anerkannt werden möchte, ist das leider etwas bürokratisch. Wir unterstützen hier die Vereine, um den Prozess trotzdem so einfach wie möglich zu halten. Wenn das einmal geschafft ist, wird es leichter.
- Wer Fragen hat, an wen kann sie/er sich bei der DSJ wenden?
Freiwillige, die eine passende Einsatzstelle suchen, Vereine, die Einsatzstelle werden wollen, und alle anderen, die Fragen haben, können sich jederzeit bei mir unter bfd@deutsche-schachjugend.de oder 030-25092291 melden.
- Nach Münster und Lehrte habe ich vor Jahren in Vaterstetten einen Schach-Zivi in Vaterstetten eingeführt. Leider wurde die Bundeswehr abgeschafft. Danach hatten wir in Vaterstetten nur noch FSJler. Was ist der Vorteil, was der Nachteil von FSJlern?
Freiwilliges Soziales Jahr und Bundesfreiwilligendienst sind verschiedene Freiwilligendienstformate, aber letztlich gibt es für die Freiwilligen und Einsatzstellen kaum einen Unterschied, mit einer Ausnahme: FSJ können nur junge Leute unter 27 Jahren machen. Im BFD haben wir zwar auch viele junge Menschen, aber das ist auch Ü27 möglich.
Als nationaler Spitzenverband dürfen wir nur einen Bundesfreiwilligendienst anbieten. Die „FSJ-Vereine“ organisieren ihre Freiwilligendienste also nicht über uns, sondern über einen anderen Träger.
- Die DSJ hat auch einen Bufdi. Was macht der denn so den lieben langen Tag?
Bei einem Freiwilligendienst in unserer Berliner Geschäftsstelle kann man ein Jahr lang hinter die Kulissen der DSJ schauen, als Teamer zur DEM fahren, in alle Arbeitskreise reinschnuppern und – je nach persönlichen Interessen – verschiedene Schwerpunkte setzen. Aktuell ist beispielsweise ein wichtiger Punkt der Bereich Öffentlichkeitsarbeit, da unser AK Öff etwas unterbesetzt ist, und natürlich die Vorbereitung der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft in Willingen.
- Wie viele Schach-FSJler und -Bufdis gibt es derzeit in Deutschland?
In „unseren“ Einsatzstellen sind aktuell etwa 10 BFDler tätig. Dazu müssten im FSJ noch etwa 5 bis 10 weitere kommen, aber da kenne ich die genauen Zahlen nicht.
- Bitte zähle schnell die Stellen auf, wo sich jemand bewerben kann. Nach der Schule ist es optimal ein Jahr etwas anderes zu machen.
Unsere BFD-Einsatzstellen von Norden nach Süden (siehe Karte): SK Doppelbauer Kiel, HSG Stralsund, Deutsche Schachjugend (Berlin), SC Kreuzberg (Berlin), SK Münster, Schachzwerge Magdeburg, Schachfüchse Kempen, SC Landskrone, SK Mannheim-Lindenhof, Karlsruher Schachfreunde, Schachverband Württemberg (Stuttgart) und SC Garching. Ein paar weitere Vereine basteln aktuell noch ihren Einsatzstellenantrag, d.h. die Liste dürfte in den nächsten Monaten noch etwas länger werden. Eine Übersicht mit Kontaktdaten gibt es unter https://www.deutsche-schachjugend.de/bfd. Ein Freiwilligendienst beginnt normalerweise im Herbst und dauert ein Jahr lang, aber letztlich können das die Einsatzstellen und Freiwilligen frei vereinbaren.
Anton Kawelke war ein perfekter FSJler beim SC Vaterstetten. Ich kannte ihn zuvor nicht, lernte ihm immens während dem Jahr schätzen und wir sind immer noch befreundet.
1. Du warst FSJler beim SC Vaterstetten. Wie hat dir die Zeit gefallen?
2. Bist du dem Schach danach treu geblieben?
3. Warum soll jemand nach der Schule ein Schachjahr machen?
4. Worauf muss er bei der Dienststelle aufpassen?
5. Wo gab es Probleme bei deinem Dienst? (Als du mit Zwiebelbraten im Ofen meine Wohnung verpestet hast, habe ich dir die gelbe Karte gezeigt, das war in Ordnung von mir!)
6. Welche Vorteile hat der FSJler, der Bufdi für einen Verein, deiner Meinung nach?
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