Das klassische Format unseres geliebten Spiels gerät unter Beschuss.
Viele Leute beschweren sich über die langweiligen Remis bei Super-GM-Turnieren und kommen mit allen möglichen Verbesserungsvorschlägen daher. Sie wollen wie im Fußball eine 3-Punkte-Regel einführen und die Bedenkzeit sowie das traditionelle Turnierformat ändern.
Erst kürzlich wird beim Norway Chess in Stavanger ein neuer Versuch unternommen, um das Turnier aufregender zu gestalten. Milde ausgedrückt, hat das neue Format nicht wirklich überzeugt.
Nach wie vor gab es viele Remispartien und einige davon waren wahre „Perlen“ der Schachgeschichte. Seht Euch nur diese Partie an:
Können wir den Spielern einen Vorwurf machen, dass sie sich, ohne einen einzigen neuen Zug zu spielen, auf ein Remis geeinigt haben? Sie haben einfach ausgenutzt, dass sie nicht vier Stunden lang spielen müssen, sondern das Duell in einem Bruchteil der Zeit entscheiden konnten. Einige Leute nennen das Effizienz, andere Zynismus.
Das Thema ist uralt und bestand schon zu Capablancas Zeiten. Es ist nicht im Schach an sich begründet, sondern Langweil-Meistern wie Leko & Co. Natürlich kann „man“ etwas dagegen tun: Solche Spieler eben nicht mehr einladen! Die Turnierveranstalter glaub(t)en offenbar, dass bloße Elo-Masse schon Zuschauermassen magnetisierten, aber: Das Gegenteil ist der Fall.
Ebenso unattraktiv ist, nebenher gesagt, eine Bundesliga, in der gefühlt 95% der Spieler nicht aus GER kommen – aber klar, es ist ja angeblich „die stärkste Liga der Welt“ (selbst daran sind Zweifel erlaubt) – die den normalen Vereinsspieler eher wenig interessiert.