Von Walter Siemon
Die OSG Baden-Baden wird sich in der Schachbundesliga vom deutschen Meistertitel verabschieden müssen. In zwei Begegnungen lief es für die OSG am vergangenen Wochenende quasi „normal“: 6,5:1,5 gegen Aufsteiger SC Ötigheim, 5,5:2,5 gegen die Schachfreude Deizisau, aber die vorentscheidende Spitzenbegegnung ging verloren: 3:5 in Runde zehn gegen den Tabellenführer und Gastgeber SC Viernheim. Auf dieses Match war die Schachwelt gespannt.
Neuer Anlauf im nächsten Jahr: Die Baden-Badener um Exweltmeister Viswanathan Anand haben den Meistertitel abgeschrieben.
Beide Mannschaften hatten Spieler aufgeboten, wie sie stärker kaum noch zu finden sind. Während die Südhessen jedoch ihre Traumbesetzung haben kämpfen sehen, unter anderen am Spitzenbrett die Nummer drei der Weltrangliste, Hikaru Nakamura, musste die OSG auf ihren nominell stärksten Mann verzichten, die Nummer zwei der Weltrangliste, Fabiano Caruana, der wegen seiner Vorbereitung für das im April startende Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft, an dem er teilnehmen wird, abgesagt hat.
So, wie es lief, musste Noppes den Viernheimer Sieg als „verdient“ anerkennen, da es keinem der OSG-Großmeister gelungen war, auch nur in die Nähe einer siegverheißenden Position zu kommen. Der Druck des Gegners führte, im Gegenteil, dazu, dass zwei der leistungsstärksten „Korsettstangen“ des OSG-Teams auf die Verluststraße gerieten: das neunzehnjährige deutsche Ausnahmetalent Vincent Keymer, der mit seinem Siegeswillen und – vermutlich – einem Seitenblick auf die anderen Bretter zu viel riskierte, sowie Nikita Vitiugov, der – für ihn untypisch – an einer Nahtstelle seiner Partie zu passiv agierte. Beide OSG-Spieler konnten in der Endspielphase ihrer Spiele gegen den iranischen Weltklassemann Parham Maghsoodloo und den nicht ganz so starken spanischen Großmeister David Anton Guijarro nichts mehr retten. Alle anderen Partien endeten remis.
Im Ergebnis beschlich OSG-Vorsitzenden Patrick Bittner das Gefühl, eine irgendwie gehemmte Baden-Badener Mannschaft gesehen zu haben, der, im Gegensatz zu anderen Gelegenheiten, die Kampfkraft fehlte. Auffallen musste jedenfalls, welch teilweise leichtfüßige Siege den OSG-Spielern in den anderen Begegnungen des Wochenendes gelangen. Gegen den SC Ötigheim und gegen die Schachfreunde Deizisau fuhren Exweltmeister Visvanathan Anand, Richard Rapport, Vincent Keymer, Nikita Vitiugov, Radosław Wojtaszek, Alexander Dochenko und Rustam Kasimdzhanov klar erspielte ganze oder halbe Punkte ein, Maxime Vachier-Lagrave und Levon Aronjan remisierten in allen drei Begegnungen des Wochenendes.
Dass sich der jetzt mit drei Mannschaftspunkten führende SC Viernheim in den letzten vier Runden der diesjährigen Schachbundesliga noch „die Butter vom Brot nehmen lässt“, hält OSG -Teamchef Sven Noppes für ausgeschlossen.
Den achtzehnten Titel wird Rekordmeister OSG Baden-Baden in der nächsten Saison wieder ins Auge fassen. Wie Noppes resümiert, arbeitet der ganze Verein daran, das seit viel Jahren stabilste und nachhaltigste Team in der Schachbundesliga zu bleiben. Allerdings, so Noppes, wird es zunehmend härter werden, unter anderem weil mit Aufsteiger Düsseldorf ein Verein auf den Plan treten wird, der einige der stärksten Weltklassespieler zu engagieren beabsichtigt oder bereits gebunden hat, die noch frei waren oder sind.
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