Jetzt geht es los. In Viernheim sind die Bretter aufgebaut, die Schachspieler mehrheitlich schon am Tag zuvor angereist, der Eloschnitt in den örtlichen Hotels auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Stream ist vorbereitet, das Banner aufgehängt, Zeit, Schach zu spielen. Wer wird Meister, wer muss runter? Definitive Antworten werden die zentralen Runden in Viernheim nicht bringen, aber definitiv Vorentscheidungen.
Es ist angerichtet. Foto: Angelika Valkova
Wahrscheinlich nie zuvor in der Geschichte der Liga haben zentrale Runden derartiges Medieninteresse ausgelöst, was damit zusammenhängt, dass der SC Viernheim nicht wie üblich geheim gehalten hat, wer spielt. Stattdessen hat SCV-Chef Stefan Martin den Einsatz von Hikaru Nakamura offensiv angekündigt, um im Sinne des Sponsors d-fine damit maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Das Ergebnis: Schon am Tag vor den Partien reisten der Spiegel und die FAZ in Viernheim an, um den bekanntesten Schachspieler der Welt (neben einem gewissen Norweger) zu befragen. Wenn am Samstag Viernheim und Baden-Baden ihr vorentscheidendes Match um die deutsche Meisterschaft austragen, wird ein Team der Sportschau Bilder davon einfangen und rund um die Wettkämpfe Interviews führen. Ohne die vorherige Nakamura-Ankündigung wäre dieses Interesse an der Schachbundesliga nicht entstanden.
Zwischenzeitlich hat auch Marcus Wormuth vom SC Ötigheim bestätigt, dass seine Mannschaft mit WM-Kandidat Nijat Abasov antritt. Insofern bekommen Zuschauer am Sonntag einen Vorgeschmack auf das Kandidatenturnier 2024. Die WM-Kandidaten Nakamura und Absov werden beim Kampf Viernheim vs. Ötigheim am ersten Brett aufeinandertreffen, bevor sie im April klären, wer ende des Jahres Ding Liren zum WM-Kampf herausfordert.
Wer bei Titelverteidiger Baden-Baden spielt, wird sich erst im Lauf des Wochenendes offenbaren. Während Fabiano Caruana eher nicht zu sehen sein wird, er ist aus Ostholstein vom gerade beendeten Weissenhaus-Turnier zurück in die USA gereist, geht das Gerücht, Viswanathan Anand werde reaktiviert. Zeitlich/räumlich könnte das passen. Anand wird kurz nach den Bundesliga-Runden zum Schachfestival in Prag erwartet.
Speziell für den Samstag war und ist das Publikumsinteresse deutlich größer als die Kapazität des Bürgerhauses in Viernheim. An allen drei Tagen steht ein kleines Kontingent an Eintrittskarten an der Kasse zur Verfügung, solche Karten, die online bestellt waren, aber nicht bezahlt wurden. Trotzdem gibt es speziell am Samstag keine Einlassgarantie für Interessierte, die kurzfristig Weltklasseschach gucken wollen.
Freitag beginnt die Runde um 16 Uhr, Samstag um 14 und am Sonntag um 10 Uhr. An allen drei Tagen bietet der SC Viernheim auf seinem YouTube-Kanal einen Livestream an, moderiert von GM Ilja Zaragatski und Angelika Valkova, zu denen sich im Lauf des Programms wechselnde, mehrheitlich großmeisterliche Gäste gesellen werden.
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