In diesem Jahr wurde der DBSB der Gruppe 1 bei den Schachfreunden Siemensstadt in Berlin zugelost. Kurz vor Anreise am 27.01.2024 dann der Schreck: Die GdL kündigte einen Streik bei der Deutschen Bahn, zu dem auch die S-Bahn in Berlin gehört, an. Einer Verlegung konnten die Berliner nicht zustimmen, da der Veranstaltungsort als Wahllokal für die Nachwahlen des Bundestages in zwei Wochen dient.
Durch die Begleiter von Dominik und Mirko konnten zwei Autofahrer gefunden werden, die auch die anderen von Bahn und Bus abholten, sodass wir eine Vierermannschaft stellen konnten. Nur unser eigentlich geplantes „Brett 3“ Thorsten fand keine zumutbare Möglichkeit, nach Berlin zu kommen.
Die Schachfreunde Siemensstadt boten in der Sekundarschule „An der Jungfernheide“ ideale Spielbedingungen für die SG Leipzig, den Hamelner SV, den DBSB sowie die Gastgeber selbst. In der ersten Runde wurden die Paarungen SG Leipzig gegen SF Siemensstadt und DBSB gegen Hamelner SV gelost.
Die Hamelner, Heimmannschaft unsers Bundestrainers FM Bode, mussten auf ihr Spitzenbrett verzichten. Wilfried Bode blieb uns als Mannschaftsführer und Trainer erhalten. Es kam dennoch zu einem spannenden Wettkampf, bei dem die Hamelner letztendlich unter Wert geschlagen wurden. Dominik brachte am Brett 2, mit weißen Steinen spielend, den DBSB nach ca. zwei Stunden mit 1 : 0 in Führung. Das schien die anderen drei Spieler zu motivieren. Ausgerechnet am Brett 4 schaffte es Axel Eichstädt bei seinem ersten Einsatz in einer Deutschen Meisterschaft gegen das Hamelner Talent Yannick Koch, der ca. 200 ELO-Punkte höher gesetzt ist, mit schwarzen Figuren zu gewinnen. Mirko sicherte dann mit einem Remis den Mannschaftssieg. So konnte Olaf seine Partie gegen den ca. 250 Punkte „schwereren“ Kontrahenten Lutz van Son ausspielen und auch er gewann. Wie schreiben die Hamelner gern in ihrem Blog: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Dieser Satz bewahrheitete sich diesmal zu unseren Gunsten. Die zweite Paarung ging 4 : 0 an die haushohen Favoriten aus Leipzig.
Am Sonntag spielten wir in den gleichen Farben gegen Leipzig. Die Leipziger waren sehr fair, als ein Mannschaftsmitglied auf Grund einer defekten Schlüsselkarte im Hotel nicht pünktlich am Spielort erscheinen konnte, dafür nochmals unseren Dank! Zuerst remisierten Laurin Haufe und Dominik Müller am Brett zwei. Leider konnte unser „Joker“ Axel diesmal nicht punkten, sein Kontrahent Manuel Pietzsch war mit 2067 ELO-Punkten doch zu stark. Auch Olaf musste gegen den starken FM Stefan Schiffer die Segel streichen. Mirko konnte am Brett 1 gegen Marvin Henning gewinnen. So hat es diesmal für uns nicht zum Mannschaftssieg gereicht, wir verloren mit 1,5 : 2,5. Glückwunsch an die Leipziger und viel Glück in der Zwischenrunde!
Danke auch an den sympathischen und souveränen Schiedsrichter Starke aus Berlin und an den Ausrichter!
Ein kleiner regeltechnischer Kritikpunkt sei noch gestattet: Der Mannschaftsführer darf gegenwärtig nicht mehr bei Mannschaftskämpfen über Remisangebote entscheiden bzw. vorschlagen. Gerade bei hochgradig sehbehinderten und blinden Spielern ist das ein großer Nachteil, da sie bei ihren Mannschaftkollegen die Brettstellung nicht sehen und somit auch nicht bewerten können. Das ist natürlich gerade bei knappen Verläufen ein großes Manko!
„Ein kleiner regeltechnischer Kritikpunkt sei noch gestattet: Der Mannschaftsführer darf gegenwärtig nicht mehr bei Mannschaftskämpfen über Remisangebote entscheiden bzw. vorschlagen.“
Warum das nicht? Das halte ich für erläuterungsbedürftig. Gängige Lesart ist doch meines Wissens, dass der Mannschaftsführer dem eigenen Spieler im Falle eines Remisangebotes des Gegners sagen darf: „Lehn ab!“, „Nimm an!“ oder „Das musst du selber entscheiden!“ bzw. seinen Spielern proaktiv auffordern darf, dem Gegner Remis anzubieten – das alles natürlich, ohne sich in irgendeiner Weise zu den Stellungen der anderen Partien zu äußern. Sehbehinderte Spieler gegenüber Sehenden hier zu benachteiligen, sollte sich doch wohl von selbst verbieten.
Die FIDE-Regeln wurden diesbezüglich geändert, es ist (leider) seit 2023 nicht mehr erlaubt. Siehe z.B. hier:
https://arbiters.fide.com/wp-content/uploads/Publications/Manual/ARBManual2022_1st_October.pdf
S. 145 Punkt 3.2.5
Schönen Dank für den Hinweis. Darin geht es allerdings nicht um die „FIDE-Regeln“ (Laws of Chess), der Abschnitt ist zudem mit „Technical Recommendations für Tournaments“ überschrieben. Die nationalen Schachverbände sind nicht gezwungen, diesen Empfehlungen für den eigenen Spielbetrieb zu folgen. Wer den ganzen Abschnitt durchliest, wird merken, dass es hier um internationale Mannschaftswettbewerbe der FIDE geht, z. B. in 5.2:
„The National Federation may replace the Captain or Head of Delegation in the event of unforeseen circumstances.“
Der DSB ist ganz sicher nicht berechtigt, den Mannschaftsführer einer DPMM-Mannschaft auszuwechseln, das verantwortet allein der teilnehmende Verein!
Zudem heißt es in der Einleitung zu Chapter 9 auf Seite 140:
„National Laws of the hosting country take precedence over FIDE Rules.“
Es ist demnach allein Sache des DSB, hier für seinen Spielbetrieb eine verbindliche Regelung zu schaffen bzw. eine Abkehr von der bisherigen Praxis (siehe meinen ersten Beitrag) anzuordnen.
Stimmt alles. Ich habe aber in letzter Zeit von mehreren Schiedsrichterlehrgängen gehört, wo diese „Neuerung“ thematisiert wurde. Der Trend scheint also dahin zu gehen, dass der DSB das übernimmt.