September 15, 2024

Was ist Safe Sport? Interview mit der DSB-Ansprechpartnerin Prävention sexueller Gewalt Astrid Hohl

Liebe Leserin, liebe Leser,

das Thema ist wahrlich nicht vergnügungssteuerpflichtig, aber sehr wichtig.

Den Satz aus dem Interview finde ich erschreckend, ES GEHT UM SPORT, NICHT SPEZIELL UM SCHACH! Die SicherImSport-Studie der Deutschen Sporthochschule Köln in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Ulm hat den Vereinssport in Deutschland untersucht und belegt, dass etwa sieben von zehn befragten Sportler:innen angeben, bisher mindestens einmal eine Form von Gewalt oder Grenzverletzung im Sport erlebt zu haben. Dabei sind jüngere Sportler:innen im Alter von 16 bis 30 Jahren mit 84 Prozent deutlich häufiger betroffen.

Sie wissen jetzt, das ist leider ein Thema. HELFEN SIE MIT IHREM GROSSEM ENGAGEMENT, BEKANNTEN EMPATHIE UND EINDRUCKSVOLLEN PERSÖNLICHKEIT MIT, DASS ES NICHT IN IHREM VEREIN EIN THEMA BLEIBT ODER WIRD! VIELEN DANK! Ihr Walter Rädler

1) Bitte stellen sie sich vor!

Lieber Herr Rädler, vielen Dank für die Gelegenheit, mit Ihnen über Safe Sport zu sprechen. Mein Name ist Astrid Hohl und ich bin für den Deutschen Schachbund e. V. in den Bereichen Finanzen und Safe Sport tätig.

2) Sie sind Ansprechpartner des Deutschen Schachbundes für prävention sexueller Gewalt. Was kann man darunter verstehen?

Richtig, seit Mitte letzten Jahres betreue ich das Themenfeld Safe Sport. In erster Linie bin ich Ansprechpartnerin für alle, die Fragen zu diesem Thema haben. Darüber hinaus gibt es viele Aufgaben, die vor allem durch das DOSB-Stufenmodell zur Prävention und zum Schutz vor sexualisierter Belästigung und Gewalt vorgegeben sind und die es im Verband umzusetzen gilt. In diesem Zusammenhang gab es z. B. bereits Schulungen der hauptamtlichen Mitarbeiter:innen und Angebote für A- und B-Trainer:innen, erste Schritte in der Vernetzung u.a. der Mitgliedsorganisationen etc.

 

3) Wie viele Anfragen erhalten sie im Jahr?

Da ich das Themenfeld noch nicht so lange betreue, kann ich noch keine statistischen Angaben machen. Die Anfragen nehmen jedoch deutlich zu.

 

4) Erhalten sie Anfragen auch von Männern? Die Anfragen sind inhaltlich unterschiedlich und kommen von vielen Seiten, sie sind geschlechtsunabhängig. Es geht oft um Austausch und Vernetzung und natürlich werden auch Fälle gemeldet oder angezeigt, die nicht nur sexualisierte Gewalt betreffen, sondern alle Formen von Gewalt, also auch psychische oder physische Gewalt.

 

5) In Foren gilt oft die Annahme, sexuelle Gewalt ist im Schach ist kein Thema. Was sagen sie dazu?

(Sexualisierte) Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass wir im Schachsport nicht damit konfrontiert werden. Kein Thema ist es vermutlich für diejenigen, die bisher nicht selbst betroffen waren oder von Vorfällen wissen. Die SicherImSport-Studie der Deutschen Sporthochschule Köln in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Ulm hat den Vereinssport in Deutschland untersucht und belegt, dass etwa sieben von zehn befragten Sportler:innen angeben, bisher mindestens einmal eine Form von Gewalt oder Grenzverletzung im Sport erlebt zu haben. Dabei sind jüngere Sportler:innen im Alter von 16 bis 30 Jahren mit 84 Prozent deutlich häufiger betroffen.

 

6) Wie können Sie Leuten helfen? Das ist eine der Fragen, die ich mir und den Menschen, die sich an mich wenden, sehr oft stelle. Ich sehe meine Aufgabe hier in erster Linie als Informations- und Koordinationsstelle, die versucht, den Schachsport langfristig sicherer zu machen.

 

7) Wie kann der Deutsche Schachbund eine Kultur des „Hinsehens“ entwickeln?

Wir haben uns auf den Weg gemacht, das Thema mehr und mehr zu integrieren, z. B. indem wir das Themenfeld Safe Sport hauptamtlich bearbeiten. Durch Information und immer wiederkehrende Thematisierung sollen alle Beteiligten sensibilisiert werden. Dabei müssen wir uns natürlich an den bestehenden Strukturen orientieren und mit Geduld, aber auch mit Nachdruck Veränderungen herbeiführen.

 

8) Was sind ihre Wünsche für die Zukunft? Ich wünsche mir vor allem, dass der DSB gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden allen Schachspielerinnen und Schachspielern einen sicheren Rahmen für ihren Sport bieten kann.

 

9) Wenn jemand Probleme hat, wie kann man sie erreichen?

Sie erreichen mich per E-Mail unter praevention@schachbund.de oder telefonisch unter 030 / 3000 78 50.