Nach dem verlorenen Weltmeisterschafts-Kampf im Jahre 1921 gegen Capablanca, prophezeite Dr. Emanuel Lasker den Remis-Tod des Schachs. Aus diesem Grunde mag es für ihn als Wissenschaftler ein Glücksfall gewesen sein, dass es in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Spieler gab, die mit neuen Ideen das Schachspiel bereicherten und ihn damit neu herausforderten.
Beim Turnier in New York im Jahre 1924, welches Lasker gewann, reihte Richard Reti mit seinem neuen Eröffnungszug 1.Sf3 gegen stärkste Gegnerschaft Erfolg an Erfolg. Selbst der neue Weltmeister Jose Capablanca hatte dem nichts entgegen zu setzen und verlor nach rund 8 Jahren erstmals wieder eine Partie. Lasker hingegen blieb es als einzigem Spieler vorbehalten, dieser Idee seine eigene Sichtweise entgegenzustellen und damit Reti eine vielbeachtete Niederlage beizufügen.
Im gleichen Jahr, beim Turnier in Meran führte Rubinstein gegen Grünfeld eine Variante in die Meisterpraxis ein, die wir heute als die Meraner Variante der halbslawischen Verteidigung kennen. Grünfeld war davon derart beeindruckt, dass er bei nächst bester Gelegenheit, ein paar Runden später, die Variante selbst mit Schwarz gegen Spielmann ausprobierte und damit ebenfalls gewann. Dass diese Eröffnung dem Ex-Weltmeister seinerzeit nicht entgangen ist, erkennen wir daran, dass er selbst, ein Jahr später beim Turnier in Moskau, die Idee Rubinsteins gegen diesen höchstpersönlich erstmalig mit Schwarz ausprobierte.
Das Meraner-System ist bis zum heutigen Tage sehr beliebt. Top-Spieler aus alle Dekaden brachten dieses System immer wieder aufs Brett. Zu ihren Verfechtern gehörten später unter anderem die Weltmeister Botwinnik, Tal, Kasparov und Anand. Beim Weltmeisterschaftskampf im Jahre 2008 in Bonn, spielte Anand sowohl in der 3. als auch in der 5. Partie mit den schwarzen Steinen das Meraner System und erzielte zwei wichtige Siege im Kampf um den WM-Titel im klassischen Schach.
Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie.
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