August 14, 2024

Clever und cool handeln mit Benjamin Franklin und Schachstärke in 2024

Clever und cool handeln mit Benjamin Franklin und Schachstärke in 2024

„Wenn  du willst, dass es gut wird, mach es selbst“, so denkt mancher, nicht nur Napoleon. Für die nächsten 366 Tage kann’s nicht immer so gehen.

SchachspielerInnen wissen, dass  es auch auf Umstände und Gegner ankommt, vom Quantenzufall ganz zu schweigen. Aber die vielfältigen Erfahrungen im kognitiven Spielfeld Gehirn ermöglichen kluges Handeln, Ausdauer und Kreativität.


For life is a kind of chess…“ (Benjamin Franklin)

Mentale Einstellungen und Handlungskompetenz

Franklins klassische Prinzipien helfen in unsicheren Zeiten. Erstaunlich einfach erklärt der legendäre Denker seine Überlegungen mittels Schach. Diese sind auch relevant für Denken und Handeln im Alltag – auch für Nicht-Schachspieler!

Es geht um: Voraussicht, Umsicht, Besonnenheit/Vorsicht, Zuversicht und Beharrlichkeit trotz schlechter Lage sowie andauernde Suche nach Lösungen und Auswegen. Franklin warnt überdies vor Leichtsinn aufgrund früher Erfolge und empfiehlt vermehrte Aufmerksamkeit und Anstrengungen nach Fehlern.

ReflektIonen und Prinzipien für Schach und Leben – hochaktuell

Franklin übertragt Schacherkenntnisse aufs Leben (1786, Auszug, übersetzt von R.M.):
„Das Schachspiel ist mehr als ein Zeitvertreib. Mehrere sehr wertvolle psychische Eigenschaften und Gewohnheiten, die für das menschliche Leben nützlich sind, kann man dadurch erwerben oder stärken, sodass sie zu Fähigkeiten werden, die für alle Gelegenheiten zur Verfügung stehen.

Denn das Leben ist eine Art Schach, wo wir oft Punkte zu gewinnen und mit Gegnern zu ringen haben. Und wo es eine Vielzahl an guten und schlechten Ereignissen gibt, die in gewisser Hinsicht Auswirkungen unserer Klugheit sind oder ihres Fehlens. Beim Schachspielen können wir also lernen:

Erstens VORAUSSICHT, die in die Zukunft blickt und die Folgen beachtet, die eine Handlung haben kann… Welche Züge kann ich tun, um mich zu verstärken oder gegen Angriffe zu verteidigen…

Zweitens UMSICHT, die das ganze Schachbrett oder den Schauplatz der Handlung(en) betrachtet, die Beziehungen der einzelnen Steine und Situationen untereinander berücksichtigt, die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind sowie die Möglichkeiten sich gegenseitig zu unterstützen und zu schützen. Eine Umsicht, die ausserdem die Wahrscheinlichkeiten bedenkt, dass der Gegner diese oder jene Figur ziehen, angreifen oder schlagen wird und wie wir den Schlag verhindern können.

Drittens BESONNENHEIT / VORSICHT, die Züge nicht zu schnell auszuführen… Das Spiel entspricht dem menschlichen Leben, wo man, wenn man sich unbedacht in schlechte oder gefährliche Lagen gebracht hat, alle Folgen eigener Unbesonnenheit ertragen muss.

Schließlich erwerben wir beim Schachspiel die Fähigkeit, NICHT MUTLOS ZU WERDEN, wenn uns unsere augenblickliche Lage schlecht erscheint.

Vielmehr gewöhnen wir uns die Einstellung an, auf einen GÜNSTIGEN UMSCHWUNG ZU HOFFEN und NICHT MÜDE ZU WERDEN NACH NEUEN MITTELN ZU SUCHEN… Häufig findet man nach langem Nachdenken Auswege aus einer für unüberwindlich gehaltenen Schwierigkeit. So wird man beim Schach ermutigt, den Kampf bis zum Letzten fortzusetzen – in der Hoffnung auf einen Sieg durch unsere eigenen Fähigkeiten oder wenigstens ein Patt.“

Franklin warnt vor Leichtsinn und Überheblichkeit, zudem macht er Mut mit folgenden Bemerkungen, bei denen er wiederum Schach als Metapher des Lebens heranzieht:

„…und wirklich, wie oft kommt es im Schach vor, dass gewisse Vorteile Überheblichkeit und Unachtsamkeit hervorrufen, durch die schliesslich mehr verloren geht, als durch den ursprünglichen Vorteil erreicht war.
Andererseits regt eigenes Missgeschick manchmal zu mehr Aufmerksamkeit und Sorgfalt an, sodass der bisherige Nachteil möglicherweise ausgeglichen wird. Wer dies bedenkt, kann lernen, sich durch den gegenwärtigen Erfolg eines Kontrahenten nicht zu sehr entmutigen zu lassen, noch zu verzweifeln, bei jedem Hindernis auf dem Weg zu seinen Zielen.“

Soweit der amerikanische Philosoph, Staatsmann und Erfinder. Franklins lehrreiche Ausführungen seien noch mit eigenen Überlegungen ergänzt:

Schachstärke

Schachspielerinnen und Schachspieler haben Fähigkeiten und Kompetenz – Schachstärke – die auch im Alltag helfen können: Erkennen wichtiger Faktoren und Zusammenhänge, Suchen und Finden in unübersichtlichen Lagen. Mustererkennung, Umgehen mit nervenaufreibenden Situationen, Entscheidungen unter Unsicherheit oder Stress, bei Zwickmühlen, Multitasking und Task Switching, „Aufstehen“ nach Niederlagen, Analyse von Fehlern und Schwächen, Vergleichung alternativer Pläne, Vorwegnahme von Entwicklungen zudem Taktiken und Strategien des Angriffs und der Verteidigung sowie flexible Strategiewechsel usw.

Eingespielte Neuronennetze & Gehirn als verschränktes (Quanten)System [ausführlich dargestellt in den beiden verlinkten Quellen unten]

Gehirne trainiert in komplizierter Informationsverarbeitung, Planung, Kombinieren und Problemlösen können durch ihren ganzheitlichen analytischen Blick wichtige Informationen gewinnen und zielgerichtetes Handeln steuern.

Das Potential unserer neuronalen Netze für kognitive Aktivitäten, Intuition und Innovation ist flexibel anwendbar in unzähligen Lagen.

Eingespielte neuronale Verbindungen ermöglichen Schachkraft für Alltag, Beruf, Studium, Schule…

Beim Schach erlebt man, dass es meist richtig ist, mit seinen Kräften und Ressourcen sowie der Zeit haushälterisch umzugehen und auf eine lange Auseinandersetzung vorbereitet zu sein. Genauso lernt man jedoch, dass es manchmal erforderlich ist, sofort viele Ressourcen zu mobilisieren, rasch und entschlossen zu handeln.


Ausserdem kann man beim Spiel erfahren, dass es immer Ausnahmen von der Regel gibt und man durch kluge Analyse oder intuitives Erkennen (u.a. unbewusste Informationsverarbeitung, Mustererkennung, neuronale Quantenprozesse wie Verschränkung und Emergenz / Emergentlement und determinierende Tendenzen) herausfinden muss, wann die Regel gilt und wann die Ausnahme. Hierbei zeigt sich wahre Meisterschaft.

Des Weiteren ist Einbeziehung und Verstehen eventueller eigener Mitstreiter nötig und hilfreich. Auch diese sollten Franklins Prinzipien idealerweise kennen und beachten.

Franklin hat seine Empfehlungen allen Menschen vermacht. Falls Ihnen diese ohnehin vertraut sind, umso besser. Wenn nicht, lesen Sie Franklins Empfehlungen vor wichtigen Entscheidungen und nach Rückschlägen nochmals durch – bis sie in Fleisch, Blut und Gehirn übergehen!

Kant, ein Zeitgenosse Franklins, hat empfohlen: „Habe Mut dich deines eigenes Verstandes zu bedienen!“

Ich wünsche Ihnen Zuversicht und starke Lebenszüge!

Dr. Reinhard Munzert, 1. Januar 2024

Dieser Beitrag kann gerne unter Angabe der Quelle Schach-Ticker und Nennung der Urheber Benjamin Franklin und Reinhard Munzert in anderen Schachportalen, Schachzeitschriften veröffentlicht werden. Auch Nicht-Schachspieler könnten davon profitieren und vielleicht Interesse am Spiel gewinnen.

Literatur und Quellen:


Franklin, B.: The Morals of Chess. Columbian Magazin, 1786.

Franklin, B.: The Autobiography And Other Writings. Penguin Classics, 1986.

Hagedorn, R.K.: Benjamin Franklin and Chess in Early America. University of Pennsylvania Press, 1958.

Kant, I: Was ist Aufklärung? 1783.

Munzert, R.: Schachpsychologie (3. erweiterte Auflage, Kap. 26), 1993 / 1998.

Munzert, R.: Schachspieler versus Corona. Bayerischer Schachbund. Aktuelles, 18.5.2020.

Munzert, R.: Schach und Corona: Ein Erkenntnisgewinn. Bayerischer Schachbund, Aktuelles, 24.7..2020.

Munzert, R.: Schach dem Virus! Deutscher Schachbund 2020.


Munzert, R.: Gehirn: Mentales Material, neuronale Netze und kognitives Spielfeld, 2023.

Schach und Quantenphysik: Das SCHACH-Prozess-Modell (Update 2023)

Munzert, R.: Schach und Quantenphysik: Rückblick 2023.

Rückblick: Schach und Quantenphysik 2023