In einem der südlichsten Punkte Deutschlands fand in den letzten zehn Tagen vom 10.-20.12. das German Masters statt: in Rosenheim südlich von München.
Das German Masters ist immer ein tolles Turnier und eine gute Herausforderung. Aus Erfahrung weiß ich zwar, dass das German Masters kein Zuckerschlecken ist: Alle Gegnerinnen sind stark, es wird sich intensiv vorbereitet und bis zum Ende gekämpft, aber das macht das Ganze ja auch so interessant!
Ich startete traumhaft in das Turnier: In der ersten Runde besiegte ich Melanie Lubbe mit einer schönen Partie, es folgte ein sehr glückliches Remis gegen Josefine Heinemann, anschließend aber wieder eine sehr zufriedenstellende Gewinnpartie gegen Fiona Sieber. Danach kam ich allerdings etwas ins Wanken und ein mir altbekanntes Problem, die Zeitnot, meldete sich zurück. Eine Sache, an der ich definitiv weiterhin intensiv arbeiten muss. Gegen Luisa Bashylina vergab ich eine positionell angenehmere Stellung und ließ gleich im Anschluss mit einem ärgerlichen Einsteller einen weiteren Verlust gegen Jana Schneider folgen. In Runde 6 konnte ich zwar wieder einen umkämpften Sieg gegen Sarah Papp einfahren, doch danach lief es auch nicht besser: Gegen Turniersiegerin Dinara Wagner gelang es mir nicht, mein Turmendspiel mit Bauer weniger zu halten. Die ärgerlichste Partie folgte in Runde 8, als ich gegen Hanna Marie Klek meinen Gewinnvorteil vergab und auch diese Partie verlor. Ein versöhnliches Ende nahm das Turnier mit einer guten Remispartie gegen Zoya Schleining. Diese dauerte zwar über fünf Stunden, die Stellung war aber die ganze Zeit über im Ausgleich und eine gute Leistung von beiden Seiten.
Das bedeutet im Endeffekt 4 Punkte aus 9 Runden, Platz 6 und damit eine Mittelfeldplatzierung. Zufrieden bin ich damit natürlich nicht: Zu viele ärgerliche Einsteller haben mich so manchen Punkt gekostet. Aber da bin ich zum einen natürlich nicht die einzige, der in diesem Turnier ärgerliche Fehler passiert sind – wohl zu einem nicht unbedeutenden Teil der enormen Drucksituation bei einem so wichtigen Turnier geschuldet – und zum anderen ist das etwas, woran ich arbeiten kann.
Wie immer möchte ich natürlich auch einige Partieausschnitte zeigen. Wer meine Instagram- bzw. Facebookstory verfolgt hat, dem werden die folgenden Diagramme teilweise bekannt vorkommen.
Diese Stellung entstand in Runde 1 gegen Melanie Lubbe. Ich fand hier die Gewinnfortsetzung Tbc1 Da5 Dh5 und die schwarzen Figuren sind zu schlecht entwickelt, um meine Mattdrohungen mit Df7 nebst Tc7 zu verhindern.
Es kam schlussendlich noch zu folgendem netten Matt in 3 Zügen: Dxg7+ Txg7 Td8+ Tg8 Lf6#
In meiner Gewinnpartie gegen Fiona Sieber ergab sich die folgende Stellung: Hier ist ein guter Zeitpunkt für Sd5!, da gerade der Springer von e7 weggegangen ist und nun das Feld d5 nicht mehr kontrolliert. Schwarz muss den Springer abtauschen und Weiß damit das Läuferpaar überlassen.
Ein nächster Schlüsselmoment folgte hier: Schwarz „droht“ seinen Springer über f7 wieder ins Spiel zu bringen, daher öffnete ich hier mit g4! die Stellung. Das Bauernopfer kann wegen Tbf1 nicht angenommen werden: Schwarz könnte dann die Mattdrohung auf f8 nur noch unter Figurenverlust abwenden. Weiß gewinnt einen wichtigen Bauern.
Gegen Sarah Papp ergab sich früh in der Eröffnung für mich die Chance in Vorteil zu kommen: Hier ist wichtig mit e5 das weiße Zentrum anzugreifen, bevor Weiß seine Entwicklung abschließen kann.
Meine Gegnerin setzte mit dem ungenauen Sf5 fort. Lxf5 exf5.
Hier dachte ich lange darüber nach, ob Sd4 oder d5 besser ist. Die anschließende Analyse zeigte, dass beide Züge exakt gleich gut sind. Ich bin mit meiner Entscheidung Sd4 aber sehr zufrieden: Der weiße König bleibt in der Mitte und nach dem Tausch auf d4 und einem Springerzug, kann man dies mit einem Schach auf a5 ausnutzen.
Eine kleine Anekdote habe ich noch zu erzählen: Bei der ca. neunstündigen Anreise mit dem Zug gönnte ich mir dieses Mal den Gepäckservice der Deutschen Bahn. Zwei Tage vor meiner Abreise wurde mein Koffer abgeholt und sollte dann pünktlich mit mir gleichzeitig in Rosenheim ankommen. Der Plan klang gut, aber die Realität sah anders aus: Mein Koffer kam erst mit einer Woche Verspätung in Rosenheim an, sodass ich in den ersten Tagen mit meinem kleinen Handgepäck klarkommen musste und zu mehreren Shoppingtouren in Rosenheim „gezwungen“ wurde. Den DB-Gepäckservice kann ich euch also nicht empfehlen (außer ihr braucht eine gute Rechtfertigung einer ausgiebigen Shoppingtour)! 🙂
Zur letzten Runde mit Weihnachtsmützenohrringen 🙂
In der Rosenheimer Innenstadt
Vielen Dank fürs Mitfiebern!
Ich wünsche euch allen besinnliche Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2024!
Bis bald,
eure Lara
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