Eine besondere Konstellation brachte uns einen Tag, der mit gemischten Gefühlen enden sollte. Beide deutschen Teams spielten in der letzten Runde vor dem spielfreien Tag am Spitzentisch um die Tabellenführung. Der klare 3:1 Sieg unserer Männer gegen das bei Team-Wettwerben schwer bezwingbare Armenien glich einer Machtdemonstration. Der Kampf unserer Frauen endete hingegen in einer extrem unglücklichen 1.5:2.5 Niederlage.
Die Frauen wirkten gut vorbereitet und insbesondere Dinara blitzte ihre Züge bis ins Mittelspiel geradezu heraus. Während die Stellung hier aber als erste im Remis enden sollte, erarbeiteten sich Josefine Heinemann und Hanna Marie Klek mit der Zeit immer bessere Stellungen. Josefine hatte sogar zwei verbundene Freibauern am Damenflügel, die so aussahen, als ob sie die Partie entscheiden sollten. Als ihre Gegnerin im 36. Zug Remis anbot, war sie sich aber nicht sicher, wie sie die weißen Drohungen gegen ihren König parieren sollte, weshalb sie sich trotz hervorragender Stellung auf die Punkteteilung einließ.
Hanna Marie hatte im 30. Zug die große Chance, mit g4! ihrer Gegnerin den entscheidenden Schlag zu verpassen. Was zweischneidig aussieht, weil der weiße König entblößt wird, würde unweigerlich zu einer Gewinnstellung führen. Diese Chancen blieb leider ungenutzt, doch auch danach blieben Gewinnchancen. Im verflixten 40. Zug wählte Hanna Marie allerdings eine Abwicklung, die in ein Turmendspiel führt. Entgegen ihrer ursprünglichen Planung gewann dies keinen Bauern, so dass der Vorteil weg und die Partie Remis war.
Somit blieb die Partie von Elisabeth Pähtz. Auch hier wirkte es zwischen dem 20. und 25. Zug eher so aus, als ob die deutsche Nummer eins Gewinnchancen erhält. Als diese verflachten sah es lange ausgeglichen aus. Doch nach dem Übergang ins Schwerfigurenendspiel im 40. Zug entstand eine schwierige Stellung. Objektiv ausgeglichen verblieb Eli mit einer passiven Stellung, die unangenehm zu verteidigen war. Mammadzada verbesserte die Position langsam aber stetig und nach 71 Zügen ging die Partie und der Kampf verloren. Eine ganz bittere Niederlage gegen Aserbaidschan, in der auch ein völlig anderes Ergebnis möglich gewesen wäre.
Bei unseren Männern war Schachgöttin Caissa dann jedoch wieder auf unserer Seite.
Dmitrij Kollars prüfte am vierten Brett mit Weiß spielend den Armenier in einem scharfen Abspiel der Bauernraub-Variante des Najdorf-Sizilianers auf Herz und Nieren. Tatsächlich musste der Nachziehende viele präzise Züge finden, um seine auf der Grundreihe festgehaltenen Figuren ins Spiel bringen zu können. Doch dank genauen Spiels konnte sich der Armenier aus Dmitrijs Klammergriff befreien und die Partie in ein ausgeglichenes Endspiel überführen, das kurze Zeit später auch Remis gegeben wurde. Doch dann ging es Schlag auf Schlag.
Am dritten Brett kam Matthias Blübaum mit Schwarz bereits gut aus der Eröffnung und nahm alsbald das Heft des Handelns in die Hand. Nachdem er erst eine Bresche in die gegnerische Königsstellung schlug, folgte dann das gewinnbringende Manöver mittels Durchbruch im Zentrum inklusive eines sehenswerten Damenopfers. Die Führung für die deutsche Mannschaft!
Kurze Zeit später legte dann auch Vincent Keymer am Spitzenbrett nach. In einer eher remislastigen Variante der Tarrasch-Verteidigung wurde konsequent in ein Endspiel abgetauscht, in welchem Vincent einen Bauern für schwarzfeldrige Kontrolle gab. Die Partie blieb lange Zeit objektiv im Gleichgewicht. Doch als sein Gegner in beginnender Zeitnot in Anbetracht der absehbaren Niederlage am zweiten Brett auf Sieg spielen musste, kippte auch diese Partie zu Gunsten der Deutschen. Vincent konterte sehenswert die weißen Gewinnversuche aus und machte kurz vor der Zeitkontrolle kurzen Prozess mit dem weißen König.
Den 3:1-Sieg komplettierte Rasmus Svane am zweiten Brett mit einem weiteren Remis. Dank starker Eröffnungsvorbereitung kam der Lübecker mit einem Mehrbauern aus der Eröffnung. Doch bei einer Abwicklung im Endspiel übersah Rasmus eine Verteidigungsressource, die dem Armenier noch einen glücklichen halben Punkt bescherte.
Damit gehen unsere Männer mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung an der Tabellenspitze in den spielfreien Tag!
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