Juli 16, 2024

Determinierende neuronale Quantentendenz und Schach

„The integrative action of the nervous system“ Nobelpreisträger Sir Charles Sherrington 1916, Entdecker der Synapsen.

DETERMINIERENDE TENDENZEN, FÜHRUNGSWELLEN UND NEURONALE NETZE

 

Bewusstseinslagen und der Verlauf des Denkens

Exkurs nach Würzburg zur vorletzten Jahrhundertwende. Um 1900 als Röntgen jene Strahlung entdeckte, Heisenberg dort geboren wurde – und für uns relevant, eine fast vergessene Gruppe von Psychologen und Philosophen an der Universität höhere Denk- und Willensprozesse mit systematischer experimenteller Selbstbeobachtung erforschte.

Würzburger Schule

Psychologen und Philosophen entdeckten und beschrieben Bewusstseinslagen der Überlegung, des Verstehens, der Überraschung, des Zweifelns, der Ratlosigkeit, der Verwirrung – bekanntlich kommen diese auch beim Schachspielen vor. Ausserdem erforschten sie Denkverläufe und (unbewusstes) zielgerichtetes Denken (ausführlich dargestellt in Munzert 1984).

Determinierende Tendenz

Meines Erachtens kann man lohnend versuchen, ein Ergebnis und Konzept der Würzburger Schule, die „determinierende Tendenz“ auch auf  Schach und manche Quantenprozesse zu übertragen. Ausserdem behaupte ich, dass der Gebrauch der alt-ehrwürdigen Methode der Selbstbeobachtung hoch aktuell ist und für Quantenuntersuchungen an freiwilligen Denkern und Schachspielern gewinnbringend verwendet werden kann.

Quantenphysik und mentale Prozesse – auch im Schach: Methodenüberblick


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden an der Universität Würzburg höhere geistige Prozesse des Denkens und Wollens untersucht und die Methode der Selbstbeobachtung erweitert und verfeinert. Neben der Frage, was im Bewusstsein erscheint, wenn wir denken, wurde der Verlauf des Denkens selbst und dessen Zielgerichtetheit zum Gegenstand der Würzburger Forschungen. Diese zeigten, dass zur Beantwortung vieler Fragen oder zur Lösung von Problemen ein Denken mittels Assoziationen (fester Gedankenverbindungen) nicht ausreicht. Vielmehr wird der bewusste Gedankenverlauf durch die Erfordernisse der Aufgaben oder eines Problems und durch sie hervorgerufene (teils unbewusste) Kräfte gesteuert. Diese Kräfte wurden von Narziss Ach als „determinierende Tendenzen“ bezeichnet. Humphrey beschreibt die Funktion der determinierenden Tendenz auf folgende Weise: Wie ein Schäferhund eine Schafherde in die angestrebte Richtung scheucht, so werden die Gedanken durch diese Tendenz gezügelt und gelenkt (1951, S. 159).

Determinierende Tendenzen beim Schach 


Beim Überlegen der Schachspieler während der Partie sind wohl auch determinierende Tendenzen am Werk. Schach haben die Würzburger leider nicht untersucht, aber das geht beim unsterblichen Spiel auch noch ein Jahrhundert später. Hier bietet es sich an, verschiedene Interpretationen der Quantenphysik an Hand von Schach durchzuspielen!

 

De Broglies Führungswelle und Bohms konzeptionelle Weiterentwicklung


Die Sichtweise von David Bohm (nicht zu verwechseln mit Bohr oder Born) stellte eine deterministische Alternative zur Kopenhagener Interpretation auf,

 

Schach und Quantenphysik (4) – Denk- und Spielmaterial (VII): Existieren Quanten wirklich?

 

bei der er eine Führungswelle, welche die Quanten lenkt, vorgeschlagen hat. „Während die Wellenfunktion in der Quantenmechanik eine abstrakte Wahrscheinlichkeitswelle ist, ist die Führungswelle eine konkrete Welle, die Teilchen leitet. Wie eine Meereswelle, die einen Schwimmer oder ein Schiff dahinträgt, ruft die Führungswelle eine Strömung hervor, die für die Bewegung eines Teilchens verantwortlich ist“ (Kumar 2009, S. 402, dort auch de Broglies Führungswellenmodell). 


Meine Idee: Determinierende Tendenz und Führungswelle übertragen auf Gehirn & neuronale Netze!


Zum Beispiel: Suche nach einer Mattkombination, oder bei Problemlage: wie kann ich den Turm retten….
Wobei die Gedankenexperimente bzw. empirische Studien sogar mit möglichen und tatsächlichen Vorgängen auf dem Schachbrett bzw. in Gehirnen von Schachspielern und deren introspektiven Ausführungen (z.B. über Bewusstseinslagen und determinierende Tendenzen) angereichert werden könnten. Informationen für Wahrscheinlichkeitswellen bzw. Wahrscheinlichkeitsfunktionen können hinsichtlich der möglichen Weiterentwicklung von Positionen aus Schachdatenbanken, vor allem Chessbase entnommen werden.

Determinierende neuronale [Quanten] Tendenz (DNQ)

 

Die Wellenfunktion eines Schachgedankens (Erste Grundwelle)

In Hinblick auf neuronale Netze finden sich Ausführungen zur Thematik in meinen Grundlagentexten, diese sind hier relevant

 

Neuronale Netze in Gehirn und Computer

 

GEHIRN: Mentales Material, neuronale Netze und kognitives Spielfeld (I)

Neuronale Netze / Neurocomputing im Schach: Munzert, R. ; Lai, M. (Giraffe), AlphaZero / Google; ChatGPT

 

Neben der Funktion, die Quanten in jeglicher bekannten Materie inne haben, wird die Bedeutung von zufälligen und absichtlich kognitiv-ausgelösten Quantenprozesse diskutiert. Ich bringe dazu weitgehend neue Überlegungen ins Spiel – auch an Schachgedanken von Spielern aufgezeigt: Prozess- und Strukturverschmelzung im Gehirn, Quantenprozesse in neuronalen Netzen (emergentlement), den Quanten-Schmetterlingseffekt, das psychische Betriebssystem und determinierende Tendenzen im Gehirn und beim Schachspielen.

 

Eine determinierende neuronale (Quanten)Tendenz kann auch als Mit- und Gegenspieler bei Vorgängen des Quanten-Schmetterlingseffekts und der Quanten-Lawine

Quanten-Schmetterlingseffekt und Quanten-Lawine

eine Rolle spielen.

Ich arbeite zudem an Konzepten, bei denen determinierende neuronale (Quanten)Tendenzen im Neuro-Computing und bei möglichen zukünftigen Neuro-Quantencomputern wesentlich sind.

Dr. Reinhard Munzert

Copyright Dr. R. Munzert, 2023