6/9 reichen für Sieg bei den Ü50-Senioren / Königsgambit Sieg über Zude
Hartmut Metz hat einen der größten Erfolge seiner Schach-Karriere gefeiert: Im hessischen Bad Wildungen wurde der Kuppenheimer deutscher Meister der Ü50-Senioren. Bei seinem 97. Titelgewinn im Einzel beziehungsweise mit der Mannschaft spielte der FM zwar oft am ersten Brett, so auch in der letzten Runde gegen den Kölner Thorsten Cmiel. Doch im Schlussdurchgang war er auf Schützenhilfe angewiesen. Den Topfavoriten und Titelverteidiger Arno Zude (Hofheim) hatte Metz zwar in einem Königsgambit mit einem mächtigen Angriff überrollt und aus dem Meisterschaftsrennen geworfen.
Die Attacke schloss der 59-Jährige von der Rochade Kuppenheim in der achten Runde kurzerhand mit einem Qualitätsopfer samt folgender Springergabel und Figurengewinn ab. Der ehemalige Weltmeister im Problemlösen gab sofort auf – und ebnete damit eigentlich den Weg für Christian Willsch.
Der Preetzer hatte wie Cmiel und Metz 5,5/8, allerdings die beste Buchholz-Wertung. Gegen den Berliner Michael Hoffmann (Gardez Robe), der für seine bescheidene Elo von 1942 auf starke fünf Punkte vorgerückt war, galt der bis dahin souverän spielende Willsch mit Weiß als klarer Favorit. Er musste nur dasselbe Resultat erzielen wie Metz oder Cmiel im direkten Duell am ersten Brett. Doch Hoffmann entpuppte sich als Königsmacher. Bei dem Angriff von Schwarz entging Willsch ein Turmeinschlag auf e3, was bei Annahme ein Matt auf f2 erlaubt hätte. Mit einem Läufer weniger kämpfte der Führende noch lange weiter – indes vergebens. „Ich habe die ganze Nacht vor Aufregung nicht geschlafen“, klagte Willsch nach seinem Fauxpas. Angesichts der nun besten Buchholz-Wertung konnte Metz die zweite Remis-Offerte von Cmiel in siegverheißender Stellung getrost annehmen, um mit sechs Punkten den deutschen Meister-Titel abzusichern. Zude schloss dadurch zwar wieder auf, aber landete lediglich noch vor Cmiel und Hoffmann.
Metz hatte so sein großes Ziel erreicht, auch wenn der 59-Jährige die sechs Punkte und beste Turnierperformance von knapp 2250 Elo als enttäuschend bewertet: 2018 hatte der achtfache badische Pokalsieger bei der deutschen Meisterschaft stolze 7,5/9 geholt, landete aber trotz seines damaligen Sieges über IM Dieter Pirrot in der Ü50 hinter dem punktgleichen Saarländer. Diesmal spielte die Buchholz aber Metz, der wie Cmiel die Fortschrittswertung für gerechter hält, in die Karten. Sechs Remis und drei Siege genügten für den Titel. Im Schnellschach war Metz mit 6,5/9 auf dem undankbaren vierten Platz gelandet. Im Blitz hatte der Kuppenheimer mit 6,5/11 unter 49 Konkurrenten sogar nur Rang zwölf belegt, ehe dann in Bad Wildungen im Turnierschach der große Wurf gelang mit dem wertvollsten Senioren-Titel.
Das Endergebnis findet sich unter:
https://chess-results.com/tnr794574.aspx?lan=0&art=4
Ein Bericht zur Senioren-DM findet sich bei Chessbase unter:
https://de.chessbase.com/post/drei-bademeister-bei-den-senioren
Der Preetzer heißt Matthias Willsch, nicht Christian