Von Geraldine Hertneck, Münchhausen
Das Bundeskabinett berät derzeit über ein Selbstbestimmungsgesetz, das das soziale Geschlecht über das biologische stellt. Künftig soll man durch einfache Erklärung feststellen dürfen, dass man sich nicht als Mann, sondern als Frau fühlt und umgekehrt. Was bedeutet dies? Das Geschlecht, das jahrtausendelang fest definiert war, wird im Grunde völlig beliebig. Heute fühle ich mich als Mann und morgen als Frau! Ich muss mich nur entsprechend erklären und beim Standesamt eintragen lassen.
Kann das wirklich sein? Wer es nicht glaubt, sei auf die Homepage des Bundesjustizministeriums verwiesen:
- Der Erklärung über die Änderung des Geschlechtseintrags ist eine Eigenversicherung beizufügen, dass der gewählte Geschlechtseintrag beziehungsweise die verlangte Streichung des Geschlechtseintrags der Geschlechtsidentität am besten entspricht und der Person die Tragweite der durch die Erklärung bewirkten Folgen bewusst ist. Die Eigenversicherung soll die Bedeutung der Erklärung vor Augen führen und unbedachten oder nicht ernst gemeinten Erklärungen vorbeugen.
- Eine Überprüfung der Erklärung durch Dritte ist nicht vorgesehen.
- Auch die isolierte Änderung der Vornamen setzt eine Eigenversicherung voraus, dass die gewählten Vornamen der Geschlechtsidentität am besten entsprechen und der Person die Tragweite der durch die Erklärung bewirkten Folgen bewusst ist.
- Anders als bisher wird künftig das Standesamt für die Änderung zuständig sein. Bislang ist das Amtsgericht zuständig.
Das ist ja eine soziale Revolution ungeahnten Ausmaßes. Gerade für Schachspieler! Man denke nur an die Ratinglücke zwischen Männern und Frauen. Künftig kann man als Mann schnell und einfach in die Frauenrangliste und vielleicht sogar in die Frauen-Nationalmannschaft wechseln, wenn die Elozahl hoch genug ist. Ich bin begeistert von dieser Aussicht. Dann ist Elisabeth Pähtz zwar noch die erste deutsche Frau, die Großmeister wurde, aber ich wär dann schon die zweite, vorausgesetzt ich habe die Erklärung zum Geschlechtswechsel abgegeben. Des Weiteren wäre ich dann auf einen Schlag Nummer 2 der deutschen Frauenrangliste. Hinter Elisabeth und vor Dinara!
Ich male es mir schon so richtig schön aus, wie ich künftig in der Frauenrangliste stehe:
1 Pähtz Elisabeth 2477
2 Hertneck Geraldine 2456
3 Wagner Dinara 2447
Und wenn es sich nicht so entwickelt wie gedacht, dann kann ich ja immer noch binnen eines Jahres die Erklärung zurücknehmen und mich wieder als Mann fühlen.
Doch hier höre ich plötzlich kritische Stimmen: aber du bist ja gar keine Frau und hast dich immer als Mann gefühlt. Das stimmt natürlich, aber Gesetz ist Gesetz! Ja und ist das nicht unfair, den Frauen auf diese Art Konkurrenz zu machen? Nun ja, das mag sein, aber Gesetz ist Gesetz! Und wirst du dann überhaupt als Frau von den anderen Frauen akzeptiert? Du siehst ja gar nicht aus wie eine Frau… Nun ja, mag sein, aber Gesetz ist Gesetz! Kleidest du dich dann auch wie eine Frau? Naja, ich könnte es ja mal mit einem Rock probieren. Und außerdem tragen die meisten Frauen ja heutzutage Jeans. Ob ich zusätzlich noch eine Hormonbehandlung machen würde, na ich weiß nicht so recht. Ich will ja eigentlich gar keine Frau sein, ich will nur so tun!
Ich hoffe nur, dass nicht noch andere Schachspieler auf dieselbe raffinierte Idee kommen wie ich. Also bitte nicht weitersagen! Denn wenn alles so kommt, dann dürfte meine schachliche Zukunft gesichert sein!
Zum Schluss noch eine schlechte Nachricht. Aktuell wurde leider die Beratung über das Gesetz abgesetzt, aber kommt schon noch. Nur Geduld. Ich vertraue auf die Ampel und ihre Weisheit!
Geraldine hat völlig recht mit dem satirischen Aufsatz. Das Gesetz stellt keine Bedingungen, fordert nichts, … es schützt sich durch nichts vor Missbrauch, ja, die, die es voran bringen wollen, kämpfen ja gerade darum, dass es genau so bleibt. Gibt es noch ein anderes Gesetz, das so „unguarded“ ist? Vielleicht im Bereich Steuer? Was zählt ist einzig die Selbstauskunft, Überprüfungen sind diskriminierend? Bei den Grünen hat sich kurzerhand ein Mann als Frau „identifiziert“, ganz klar um einen Frauenlistenplatz zu ergattern, das hat man dann irgendwie abgewürgt. Allerdings „gesetzeskonform“ ist das nicht wirklich, da das Gesetz ja überhaupt nicht nach Gründen fragt, die man nachweisen müsste. Jeder Grund ist dann gut genug, oder? Da ist es egal wie das Gesetz „gedacht“ ist, man muss es schon in den Gesetzestext reinschreiben und Bedingungen stellen. Vielleicht nicht mal wegen der Trans-Leute selbst, sondern wegen den Anderen, die auch von den Möglichkeiten angezogen werden. In der Frauenrangliste ganz oben zu stehen und man sich daher „als Frau identifiziert“, ist rein formal, wenn im Gesetz keine Bedingungen stehen (es wird ja wirklich nichts verlangt, man muss sich nicht den Vollbart rasieren, kein Kleid anziehen, meines Wissens auch nicht den Namen ändern, nachdem man Frau wurde, kann man einfach sein Leben als „Dieter“, oder so weiterleben), ein Grund wie jeder andere. Nicht besser, oder schlechter. Wenn man es anders haben will, muss man das ins Gesetz reinschreiben. Wie dieses Gesetz Mittel- oder Langfristig Transsexuellen wirklich helfen soll, ist mir ein Rätsel. Wer in dieser Haltung „Transenhass“ erkennt…., tja, da kann ich dann auch nichts machen!
Ich denke, gesellschaftliche Akzeptanz ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Aspekt.
Betroffene Menschen aller Geschlechter verdienen Akzeptanz, ihr Bestreben, einem anderen Geschlecht
zugeordnet zu werden, und auch entsprechent zu leben, ist legitim und muss in einem liberalen Staat
möglich sein. Der beschriebene ( weibliche ) Schachweltmeister Dieter würde diese Akzeptanz nicht erlangen.
GM Hertneck führt eine gespenstische Diskussion. Meines Erachtens sollte der Referent für Leistungssort des DSB sich mit der Problematik befassen und in seinem Bereich Lösungen für vielleicht??
auftretende Problemen entwickeln.
Beste Grüße
Eckhard Fischer
Tomate Olive (in meinem Pass steht Thomas Oliver) Richter macht da nicht mit.
Ich verstehe eure Art der „Entrüstung“ und eure Art des „Humors“ diesbezüglich. Ich bin damals, im Jahre 1985, in Zürich, beim jährlichen Leichtathletikfest in der Vorhalle des Hotels (Nova Park) der Gewinnerin des 800 Meter Laufs Kratochvilova begegnet. Das war, wie man so schön sagt, eine „unheimliche“ Begegnung. Was auch immer sie damals „weibliches“ an sich hatte — es war schon etwas verwegen. Sie war nicht das einzige Beispiel, und hier ist durchaus von höheren Ehren die Rede im Vergleich dazu, die Nummer 2 im Schach bei den Damen in Deutschland zu werden. Und ich bin ziemlich sicher, dass es hier und da schon vorkam, dass man „unlauteren“ Gebrauch von Geschlechtsumwandlungen gemacht hat, um ein (relativ) höheres Leistungsniveau zu erreichen. Dennoch steht die Änderung des Gesetzes demgegenüber, dass vorher „unmenschliche“ Tests (kurz gefasst: „Lass die Hosen runter, dann kannst du vielleicht…“) durchgeführt wurden, um einem Menschen, der tatsächlich dem weniger gefühlten Geschlecht zugeordnet wurde, eine ihm entsprechende Änderung vorzunehmen. Und hier sollte man durchaus ein wenig mehr Ernsthaftigkeit an den Tag legen.
Allein durch den Beitrag und die Kommentare wird im Übrigen genau die Wirkung erzielt und das Denken bewahrt, welches von Betroffenen so sehr verabscheut wird. Selbst wenn ich in gewisser Weise anerkenne, dass es sich um eine Art „Comedy“ handelt. Es ist und bleibt ein sensibles Thema, welches uns mit Sicherheit noch eine gute zeitlang alle beschäftigen wird.
Lieber Schachfreund Paulsen,
ich habe nicht die Absicht, die Stimmungsmache
von Gerald Hertneck zu unterstützen und wünsche,
die humoristische Einlage des DSB Referenten
für Leistungssport verschwindet im Sommerloch.
Möge er sich in der Zukunft einer sachlichen
Lösung der auftretenden Probleme zuwenden!
Beste Grüße
Eckhard Fischer
Der Referent Leistungssport des DSB sitzt tief im Sommerloch.
Ein Blick über über den Rand ist aus der Tiefe nur eingeschränkt möglich.
Beste Grüße
Eckhard Fischer
Ich spiel eh schon Damengambit …
Petra Teuschel
Bin dabei. Franziska Jittenmeier
Klaudia Micaela Buck überlegt auch.