Der chinesische Schachgroßmeister Ding Liren hat kürzlich nach dem Superbet Rapid & Blitz in Polen 2023 in einem Interview mit chinesischen Medien erklärt, dass er sich noch nicht vom Schach zurückziehen werde, aber er sich mindestens weitere 3-4 Jahre Zeit nehmen möchte. Seinen Worten zufolge habe er keine Freude mehr am Spiel gefunden und wolle anderswo nach einem neuen Glück suchen.
Diese Situation, in der ein Schachspieler alle seine Gegner besiegt hat, das höchste Niveau erreicht und zum Weltmeister geworden ist, stellt ihn zwangsläufig vor eine böswillige Stimme, die sagt: „Ich habe alle meine Gegner besiegt, ich kann nicht weiterkommen. Also, was dann? Wofür wurde all diese Energie verwendet? Gab es einen Grund für all diese harte Arbeit?“
Alle ehemaligen Schachweltmeister haben dies erlebt und jeder hat auf seine eigene Weise reagiert. Lasker hat das Spiel aufgegeben, er hat zehn Jahre lang nicht gespielt und sein erstes philosophisches Werk geschrieben, in dem er eine „Wissenschaft des Kampfes“ konzipierte. Capablanca sagte, dass Schach ein kindisches Spiel sei, das in einigen Jahrzehnten verschwinden würde. Er bevorzugte Domino. Alekhine wandte sich dem Alkohol zu.
Quellen: Johannes Hendrikus Donner (1927-1988) in einem Artikel von 1959, veröffentlicht von Peter Heine Nielsen.
Nach der Leistung???
Hat in einem Spiel wirklich gezeigt, was er könnte und der Rest war so, dass ein Magnus schon vorher mit ihm den Boden aufgewischt hätte….
Da musa ich ja laut lachen !
Stimme ich dir vollkommen zu…
Carlsen sagte ja mal nach dem er wieder Mal Weltmeister wurde er müsste noch viel lernen. Das stimmt sicher, Schach ist noch lange nicht ganz erforscht.
sehr interessanter Artikel, Carlsen geht es im Grunde ja ähnlich, und Firouzja hat diese Einstellung im Grunde auch schon. Der Preis von absoluter Weltspitze in Schach scheint beträchtlich zu sein. und eventuell zuzunehmen.
Schach hat mich aus dem Dämon der ‚Kleinheit‘ befreit. ich kann nur jedem raten, das Schachspiel zu erlernen und zu üben, wärmstens empfehlen. Ling oder Fischer… werden nur Schachgenies.
Lasker hat Recht mit der Behauptung Schach sei ein kindisches Spiel es wird ja von Computern dominiert
Gemäß Bericht sagte das Capablanca
Wenn man diese – für mich nicht nachvollziehbare -Schlussfolgerung konsequent zuende denkt, dann müsste man im Grunde jede Form von sportlichen Wettkampf als kindisch (i.S.v. überflüssig?) …abqualifizieren: Natürlich kann ich als absoluter Laie mit entsprechenden technischen Hilfsmitteln nahezu jede Sportart dominieren. Deshalb ist bei Schwimmweltmeister-schaften sinnvollerweise der Einsatz von Jetskis verboten; während der ‚Tour de France‘ das Motorradfahren den Kameramännern vorbehalten.
Warum ist die ‚Man vs. machine‘-Diskussion im Schach immer noch ein Thema?
Engines wie Stockfish und Alpha Zero – sowie übrigens auch das Schachspiel selbst – sind letztlich Kulturleistungen des Menschen.
Unabhängig davon wäre es aber in der Tat kindisch, die großen Fragen (i.S.v. Sinn) des Lebens in der (erfolgreichen) Ausübung des Schachsports – oder jeder beliebigen anderen Sportart – zu suchen.
Insofern ist Ding Lirens Müdigkeit und Zweifel [„Gab es einen Grund für
all diese harte Arbeit?“] …nachvollziehbar.
Der Sinn von etwas kann nie in der Sache selbst liegen. Die Grund warum jemand gerne Fußball spielt kann alles mögliche sein – aber ganz sicher nicht der, Tore zu schießen.
Am Ende all unserer kultur-historischen Errungenschaften und der damit einhergehenden menschlichen Arroganz müssen wir uns gemeinsam mit Alpha-Zero fragen …wenn er/sie/es denn dereinst einmal in der Lage sein wird sich aus freiem Willen selbstständig die Zähne zu putzen … ob es da nicht noch etwas größeres gibt als uns selbst; etwas das uns beim Zähneputzen zusieht; jemand der sich an dieser Leistung erfreut; weil er der Schöpfer des Schöpfers ist.
you, my friend, are a legend. what a well written response. take my praise.
Schach sollte ein Spiel bleiben und nicht eine Wissenschaft
Eine der größten Leistungen im Schach ist wohl Aljechins Comeback. Als er sich dem Spiritismus und dem Alkohol „zugesandt hatte“, fing er sich nach der Niederlage gegen Euwe und gewann 2 Jahre später den Weltmeistertitel zurück, in einem Stil, der an einen junglichen Spieler voller Elan denken lässt.