November 23, 2024

Frauenbundesliga: Schwäbisch Hall ist Deutscher Meister

Mit einer großartig von Ausrichter SC Bad Königshofen organisierten zentralen Endrunde ist am Wochenende die Saison 22/23 der Frauenbundesliga zu Ende gegangen. Dem SK Schwäbisch Hall gelang es, Titelverteidiger OSG Baden-Baden, eigentlich vor jeder Saison der hohe Meisterfavorit, zu entthronen und nach vielen zweiten Plätzen mit dem Traumergebnis 22-0 Punkten die zweite Meisterschaft nach 2017 zu holen. In den letzten drei Runden gab es die entscheidenden Begegnungen der zu diesem Zeitpunkt die Tabelle anführenden Mannschaften aus Schwäbisch Hall, Deizisau und Baden-Baden. Zunächst gewann Baden-Baden 5,5-0,5 gegen Deizisau und verdrängte die Schachfreunde damit auf Platz 3 der Tabelle. Derweil löste Schwäbisch Hall seine Pflichtaufgabe gegen Bayern München souverän mit 6-0 und behauptete die Tabellenführung. Die Bayern kämpften aber das ganze Wochenende couragiert, Marianne Spiel wehrte sich zum Beispiel gegen Pauline Guichard über 5 Stunden und überschritt in einer am Ende immer noch ausgeglichenen Stellung die Zeit. Und in der letzten Runde schaffte Carolin Dirmeier ein Remis gegen Elisabeth Pähtz, hier wäre sogar mehr drin gewesen, hätte Carolin nicht schon am Vortag die mit über 5,5 Stunde längste Partie der Runde gespielt, die gegen Mara Jelica (Deizisau) erst endete, als beide Seiten nur noch den König auf dem Brett hatten.

Dann kam es in Runde 10 zum Gipfeltreffen zwischen Baden-Baden und Schwäbisch Hall. Da Baden-Baden zuvor schon gegen Bad Königshofen verloren hatte, hätte Schwäbisch Hall schon ein 3-3 zur Verteidigung der Tabellenführung und zum fast sicheren Meistertitel gereicht. Beide Mannschaften traten mit einer Topbesetzung an. Bei Baden-Baden spielten erstmals diese Saison die Muzychuk-Schwestern, Schwäbisch Hall setzte vorne wie meist in den letzten Jahren auf seine georgische Achse unter anderem mit der frischgebackenen Europameisterin Meri Arabidze. Dazu kam mit Ekaterina Atalik eine der zuverlässigsten Scorerinnen der Liga. Etwas überraschend für die Gegner spielten an Brett 5 und 6 mit Nataliya Buksa und Pauline Guichard zwei Saison-Neuzugänge, und ausgerechnet die beiden entschieden das Match. Nach Remispartien an den vorderen Brettern schaffte Pauline Guichard die Schwäbisch Haller Führung gegen die seit über 2 Jahren in der Bundesliga ungeschlagene Josefine Heinemann, sie drehte in beiderseitiger Zeitnot eine bis dahin ausgeglichene Stellung in wenigen Zügen. Die Führung baute Nataliya Buksa gegen Teodora Injac nach einem Qualitätsopfer aus, durch das die Stellung zwar immer noch im Gleichgewicht war, aber für die Gegnerin gerade bei herannahender Zeitnot viel schwerer zu spielen war. Damit sorgte sie für die Entscheidung. Am Ende stand es 4-2 für Schwäbisch Hall, und die Meisterschaft war schon vor der letzten Runde entschieden.

Schwäbisch Hall, von links: Meri Arabidze, Nino Batsiashvili, 2.Vorsitzender Mario Meinel, Nataliya Buksa, Lela Javakhishvili, Pauline Guichard, Kapitän Gregor Krenedics, Ekaterina Atalik

In der letzten Runde ging es dann noch um die Verteilung der Plätze auf dem Treppchen. Schwäbisch Hall gewann auch gegen die SF Deizisau mit 4,5-1,5 durch Siege von Nino Batsiashvili, Meri Arabidze und Pauline Guichard und ermöglichte es damit Gastgeber Bad Königshofen durch drei klare Siege am Abschlusswochenende noch auf Platz 3 der Tabelle zu springen. Unten links Baden-Baden, rechts Bad Königshofen, die bei ihrer Heimrunde fast alle gemeldeten Spielerinnen vor Ort hatten.

Die Absteiger standen aufgrund des schweren Restprogramms der drei Tabellenletzten aus Hemer, München und Erfurt im Grunde schon vor der zentralen Endrunde so gut wie fest, und daran änderte sich auch wirklich nichts mehr, die Favoriten gaben sich keine Blöße. Den vielleicht noch wichtigen drittletzten Platz sicherte sich Hemer, im Falle von Rückzügen oder Aufstiegsverzicht bestände eine allerdings sehr geringe Chance, die Klasse noch zu halten. Hamburg sprang durch drei Siege in den Schlussrunden noch auf Platz 5 der Tabelle knapp vor Rodewisch und Aufsteiger Solingen, der mit seiner Mischung aus etablierten Spielerinnen und dem eigenen Nachwuchs eine tolle Debütsaison hinlegte. Dahinter landeten Harksheide und Leipzig, die das Abstiegsgespenst schon vor der Endrunde vertrieben hatten. Leipzig blieb in Bad Königshofen punktlos, das Fehlen der Topscorerin Klaudia Kulon (5,5 aus 6) aufgrund privater Verpflichtungen konnte man nicht kompensieren.

Hier ein Partieausschnitt des Meisters aus der Partie Nataliya Buksa-Milka Ankerst. Die Variante mit einem wunderschönen Mattbild nach Damenopfer kam leider nicht aufs Brett.

Hier eine kleine Fotoauswahl aus Bad Königshofen. Mehr gibt es auf dem Flickr-Kanal des Deutschen Schachbunds. Die Partien können hier nachgespielt werden.

Als Aufsteiger in die Liga stehen schon länger Löberitz, Karlsruhe und Kiel fest. Löberitz schaffte nach dem bitteren Abstieg letztes Jahr den direkten Wiederaufstieg. Bei Kiel gibt es noch ein kleines Fragezeichen, ob der Aufstieg wahrgenommen wird, als Nachrücker stünde aber der Zweite der 2. Liga West Hofheim bereit.

Außerdem wurde wieder der Schachtickerpreis vergeben. Preise waren wie schon mehrfach Original-Holzschnittarbeiten der Hamburger Künstlerin Elke Rehder, die sich unter anderem schon lange mit Stefan Zweigs Schachnovelle beschäftigt, einer der Holzschnitte hat auch ein Motiv der Schachnovelle zum Thema. Die Webseite von Elke Rehder, die im Hamburg geboren ist und am 4. Mai ihren 70. Geburtstag feiert, findet man unter dem Link https://www.elke-rehder.de/. Den Preis für die beste Nachwuchsspielerin holte sich im Endspurt mit 5/8 Punkten Antonia Ziegenfuß (Bild unten rechts), die seit dieser Saison für Hamburg an den Start geht. Mit 18 Jahren ist die Medizinstudentin eine der jüngsten Preisträgerinnen in der U23-Kategorie. Spannend war es in der Kategorie beste Spielerin. 4 Spielerinnen aus Schwäbisch Hall und Baden-Baden waren nach Prozenten (bei mindestens 8 gespielten Partien) eng beieinander, und erst die letzte Runde entschied. Nach dem Remis von Ekaterina Atalik gegen Elena Köpke war eigentlich Elisabeth Pähtz in der Pole-Position, sie schaffte dann aber auch nur ein Remis gegen Carolin Dirmeier vom FC Bayern München und lag damit auch noch knapp hinter Meri Arabidze, beide holten 9/11. Punktgleich mit Ekaterina Atalik war Josefine Heinemann, beide holten 7,5/9. Den Ausschlag für Ekaterina Atalik (Bild unten links) und damit die Titelverteidigung in dieser Kategorie gab dann der deutlich höhere Gegnerschnitt gegenüber Josefine Heinemann.