Conrad Schormann – Die OSG Baden-Baden ist Deutscher Mannschaftsmeister 2023. Mit einem ungefährdeten 6,5:1,5 über den SC Remagen-Sinzig sicherte sich der Titelverteidiger am letzten Spieltag den ersten Platz in der Abschlusstabelle. Mit 28:2 Punkten blieben die Baden-Badener einen Punkt vor ihrem Verfolger aus Viernheim, der einzigen Mannschaft, die es im Lauf der Saison 2022/23 vermocht hatte, Baden-Baden zu besiegen.
Die erste Mannschaft der OSG Baden-Baden, Deutscher Mannschaftsmeister 2023. | Foto: Stefan Spiegel/SC Viernheim
Als vierter Absteiger stehen nach dem letzten Spieltag die Schachfreunde Berlin fest. Nach einer Niederlage gegen Mülheim-Nord bleiben die Hauptstädter bei 11 Punkten und auf dem 13. Tabellenplatz vor dem Münchener SC, dem SV Deggendorf und dem TSV Schönaich, die schon vor dem letzten Spieltag als Absteiger festgestanden hatten.
Während im Meisterschaftskampf keine Sensation zu erwarten war, ging es in der Saison 2022/23 am unteren Ende der Tabelle dramatisch wie selten zu. Auch die beiden vorzeitig abgestiegenen Mannschaften aus Schönaich und Deggendorf waren keinesfalls Kanonenfutter, wie sich an 41 bzw. 47,5 Brettpunkten ablesen lässt.
Nachdem eine Niederlage am 14. Spieltag das Abstiegsschicksal des Münchener SC 1836 besiegelt hatte, ging es am 15. für drei weitere Traditionsclubs darum, am Ende nicht den vierten Abstiegsplatz zu belegen. Der Hamburger SK und der SV Mülheim-Nord liefen Gefahr, im Falle eines Sieges der auf dem 13. Platz liegenden SF Berlin von den Berlinern überholt zu werden.
Werder Bremen leistete den Hamburgern im Nordderby keine Schützenhilfe. 3:5 unterlag der HSK von 1830 und blickte fortan bang auf das Geschehen zwischen Mülheim und Berlin. Die Berliner wehrten sich hartnäckig, aber zogen mit 3,5:4,5 den Kürzeren. Wie knapp es unten in der Tabelle zugegangen war, lässt sich daran ablesen, dass Mülheim-Nord, das im Fall einer Niederlage hätte absteigen können, dank des Schlussrundensiegs über Berlin Rang sieben im Abschlussklassement belegt.
So viel Spannung kam oben nicht auf. Zwar hatte sich der SC Viernheim zur Saison 22/23 mit dem usbekisch-polnischen Weltklasseduo Nodirbek Abdusattorov und Jan-Krzysztof Duda noch einmal veritabel verstärkt, dazu blieb der in Viernheim am ersten Brett gesetzte Ex-WM-Kandidat Shakhriyar Mamedyarov (Aserbaidschan), aber speziell diese drei Eloriesen kamen nicht oft genug zum Einsatz, um ihre Mannschaft mit weißer Weste durch die Saison zu tragen.
Womöglich hatten die Verantwortlichen in Viernheim gehofft, dass auch der Titelverteidiger sich Blößen gibt. Anlass dazu gab es: Fabiano Caruana, Anish Giri und Viswanathan Anand kamen im Lauf der Serie gar nicht zum Einsatz, Levon Aronian nur zwei Mal – am letzten Doppelspieltag, als die Meisterschaft schon so gut wie feststand.
Aber im Unterschied zum Mitbewerber aus Südhessen gaben sich die Baden-Badener keine Ergebnisblößen. Wenn es für den Titelverteidiger knapp war – wie beim 4,5:3,5 über Solingen oder beim 4,5:3,5 über Kirchweyhe – dann stand dank Klasse und Routine am Ende eben doch ein Mannschaftssieg. Wenn es für Viernheim knapp war, dann blieben Punkte liegen: zwei beim 3:5 gegen Werder Bremen, einer beim 4:4 gegen den Hamburger SK.
Die Terminplaner der Liga hatten zwar wunderbar ein vermeintlich großes Finale in Viernheim mit dem Showdown gegen Baden-Baden angesetzt, die Gastgeber organisierten ein fabelhaftes Schachevent, aber sportlich war es in diesem Jahr nicht so kribbelnd wie im vergangenen, als Baden-Baden gezwungen war, Viernheim niederzuringen, um den Titel zu verteidigen. Seit ihrer ersten Meisterschaft 2006 hat die OSG Baden-Baden jetzt in jedem Jahr außer 2016 den Titel gewonnen, eine Serie für die Ewigkeit.
Im kommenden Jahr wird neu gemischt. Oben wird der SC Viernheim einen neuen Anlauf unternehmen, unten werden die Aufsteiger das Unternehmen Klassenerhalt angehen.
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