Dezember 2, 2024

Abstiegskampf in München

FM Hartmut Metz – „Wir rechnen mit dem Abstieg“, bekennt Michael Reiß. Der Vereinsboss des Münchener Schachclubs 1836 sieht den letzten Heimspielen in der Bundesliga gelassen entgegen. Wenn der Tabellen-14. auf einem der vier letzten Plätze im deutschen Oberhaus bleibt, ist die Chance auf ein Novum dahin: Nach der Rückkehr der Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang wäre die bajuwarische Metropole die erste Stadt in der Republik, die drei Vereine in der Schach-Bundesliga stellt.

Für Maximilian Berchtenbreiter (hier in der österreichischen Bundesliga) könnte – zumindest in Reihen des MSC 1836 – an diesem Wochenende das Abenteuer Schachbundesliga enden. | Foto: Peter Kranzl

Eher sieht es aber vor dem Wochenende im Oberschleißheimer Hotel „Zum Kurfürst“ nach zwei Münchner Klubs in der nächsten Saison aus. „Ich gönne MSA den Aufstieg“, unterstreicht Reiß und saugt seine Sympathie für den Lokalrivalen aus dem Kader des Zweitliga-Meisters: „Die haben die Rückkehr verdient. MSA Zugzwang hat viele einheimische Spieler in ihren Reihen. Denen geben wir die Münchner Bundesliga-Fackel gerne zurück.“

Die Abteilung des FC Bayern München liegt zwar mit 10:16 Punkten als Tabellenelfter nur zwei Zähler vor dem MSC 1836 – aber die Bayern haben am Samstag (14 Uhr) am Schlosspark den Vorteil, gegen Absteiger SV Deggendorf (5:21) antreten zu dürfen. „Mit einem Sieg wollen wir den Klassenerhalt in dem brutalen Abstiegskampf vorzeitig sichern“, hofft Kapitän Jörg Wengler. Verlieren gleichzeitig die SF Berlin (9:17) gegen Altmeister SG Solingen (19:7) und der MSC 1836 gegen den mit deutschen Nationalspielern gespickten Tabellendritten SF Deizisau (21:5), ist das Stadtderby am Sonntag (10 Uhr) zwischen den Gastgebern und dem FC Bayern ohne Brisanz.

„Das wäre schön, wenn wir nach einem Sieg über Deggendorf locker in das Match gehen könnten und nicht mehr zittern müssten“, gesteht Wengler. Auf stadtinterne Schützenhilfe darf der Traditionsclub 1836 aber auch dann nicht bauen: „Das wäre unfair gegenüber den anderen Klubs, auch wenn es toll wäre, mit drei Vereinen aus München noch mehr Bundesliga-Heimspiele zu haben“, stellt Wengler vor dem „Lokalderby, das immer etwas Besonderes ist“, klar. Reiß sieht mit Deizisau und den favorisierten Bayern „das große Besteck“ vor sich liegen. In der zweiten Liga würde es für den Klubretter einfacher: „Die zweite Liga ist auch nicht schlecht! Die Bundesliga ist teuer und „nice to have“ – aber zusätzliche Mitglieder brachte sie uns nicht“, sieht Reiß das Oberhaus durchaus kritisch.

Ist der Abstiegskampf mit neun involvierten Klubs so spannend wie nie, herrscht an der Spitze gewohnte Langeweile: Herausforderer SC Viernheim (23:3) patzte gegen Werder Bremen, sodass das potenzielle Endspiel am Samstag gegen die OSG Baden-Baden (26:0) keinen Ausschlag geben dürfte. Der deutsche Rekordmeister würde dann spätestens am Sonntagmorgen gegen den Tabellenneunten SC Remagen Sinzig (11:15) den Titel perfekt machen. Es wäre die 17. Meisterschaft der Baden-Badener seit 2006!

Klaus Bischoff vom FC Bayern, Ehemann von Ingrid Lauterbach, die einst für den MSC Bundesliga gespielt hat und sich anschickt, DSB-Präsidentin zu werden. | Foto: Wolfgang Galow

Trotzdem weilt das eventuell künftige deutsche Schach-Oberhaupt in München: Ingrid Lauterbach will als erste Frau Präsidentin des Deutschen Schachbundes (DSB) werden. Die langjährige Deutsche-Bank-Führungskraft scheint wie geschaffen für das Amt bei dem in der finanziellen Klemme steckenden Verband. Als englische Nationalspielerin ist die 62-Jährige vom Fach – und hat mit ihrem Gatten, dem Bayern-Großmeister Klaus Bischoff, zusätzliche Fachkompetenz an ihrer Seite.

Ausrichter des Münchener Showdowns ist der MSC 1836. Spiellokal: Schreiner C3 Tagungscenter, Mittenheimer Str. 62, 85764 Oberschleißheim.