Dezember 2, 2024

Auf Wiedersehen, Deggendorf und Schönaich! (13. Spieltag)

Conrad Schormann – Die ersten beiden Absteiger stehen fest. Die Aufsteiger SV Deggendorf und TSV Schönaich werden dieser Saison in der Schachbundesliga keine weitere folgen lassen – jedenfalls nicht 2023/24. Um bzw. gegen die beiden weiteren Abstiegsplätze wird weiterhin hart gerungen.

Der Meister 2022/23 steht nicht fest, aber so gut wie. Soll es am 15. und letzten Spieltag zu einem Titelshowdown zwischen Viernheim und Baden-Baden kommen, dann wird am 14. Spieltag Aufsteiger Remagen den mit drei Punkten führenden Titelverteidiger aus Baden-Baden besiegen müssen.

Der 13. Spieltag:

Max Hess erzielte den entscheidenden Punkt, der die Hoffnung seiner Berliner auf den Klassenerhalt erhält. | Foto: Paul Meyer-Dunker/Berliner Schachverband

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Eine jähe Unterbrechung des Dresdner Höhenflugs. Gegen den Deutschen Meister auf dem Weg zur Titelverteidigung hatten die Dresdner wenig zu bestellen. Das galt auch für Roven Vogel, der nach drei Siegen in Folge in Vincent Keymer seinen Meister fand.

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Arkadij Naiditsch, bislang 8 Punkte aus 9 Partien, hat plötzlich wieder die 2700 Elo in Reichweite. | Foto: Paul Meyer-Dunker/Berliner Schachverband

Nur Mateusz Bartel am Spitzenbrett vermochte einen halben Punkt für Dresden zu ergattern. Es wäre sogar mehr drin gewesen, aber ausgangs der Zeitnot verflüchtigte sich Bartels Druck, und er einigte sich mit Francisco Vallejo Pons auf remis.

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Mit bislang 9 Punkten aus 11 Partien hat sich Neuzugang Alexander Donchenko bei der OSG Baden-Baden prächtig eingeführt.

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3,5:2,5 für Berlin stand es, und die Chancen standen günstig für die Hauptstädter, vor eigenem Publikum die dringend notwendigen Punkte gegen den Abstieg einzufahren. Aber es stand sehr lange 3,5:2,5, die Lage war zwar günstig, gleichwohl nicht vollständig klar, und so standen vor dem Jubel über den Sieg zwei Stunden des Bangens und Zitterns.

An wem es hängen würde, war offensichtlich: Max Hess hatte Vorteil in Form einer Mehrfigur, und er hatte es in der Hand, den noch fehlenden vollen Punkt zu machen. Aber der nominell 150 Elo schwerere Ante Saric auf der anderen Seite des Brettes funkte mit seinen Freibauern bis zuletzt dazwischen. Präzision war erforderlich in einer heiklen Lage, in der ein Fehltritt das Blatt noch hätte wenden können.

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39…Txd4? war sehr mutig von Saric, aber nicht gut. 39…Kg7 hätte das Endspiel etwa im Gleichgewicht gehalten.

Am Ende wurden es gar 5,5 Punkte für Berlin. Emil Schmidek, mit einer einsamen Dame und einem offenen König gegen zwei Türme plus Läufer eigentlich auf verlorenem Posten, drehte die Partie mit ein wenig Hilfe seines Gegenspielers.

Aufsteiger TSV Schönaich bleibt mit vier Punkten am Tabellenende. Der Abstieg ist jetzt auch rechnerisch nicht mehr zu verhindern.

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Zum Schluss gewann sogar Emil Schmidek. Damit hatte er wahrscheinlich selbst nicht gerechnet. | Foto: Paul Meyer-Dunker/Berliner Schachverband

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Nach seiner Technik-Demonstration am Vortag hatte Georg Meier offenbar nicht genug. Beim Stand von 3,5:3,5 oblag es dem unter uruguayischer Flagge spielenden Deutschen, einen weiteren Punktverlust seiner Viernheimer abzuwenden und zumindest theoretisch in Reichweite des Tabellenführers zu bleiben.

Das allerdings bedurfte ausgiebiger Massagearbeit. Nach 73 Zügen war es vollbracht. Constantin Lupulescu vom weiterhin im Niemandsland der Tabelle rangierenden SK Doppelbauer Turm Kiel streckte die Waffen.

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Georg Meier (vorne, 4. von links) bescherte seiner Mannschaft den entscheidenden Punkt. | Foto: Stefan Spiegel/SC Viernheim

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Ähnlich wie nebenan bei Kiel versus Viernheim die Konstellation bei Hamburg versus Remagen: 3,5:3,5 stand es, und ob Hamburg den Aufsteiger schlagen würde, hing davon ab, ob Jonas Lampert seinen Mehrbauern im Damenendspiel würde verwerten können. Allerdings war Lamperts Aufgabe noch einmal schwieriger als die von Meier im Parallelkampf, theoretisch unmöglich sogar. Auch praktisch erwies sie sich als nicht zu bewältigen.

Die Hamburger hatten zumindest einen Kampf gerettet, den sie mit der Bürde eines weggeschenkten Punktes bestreiten mussten. Frederik Svane unterlief ausgangs einer eigentlich günstig verlaufenen Eröffnung ein taktischer Aussetzer, der ihn Material kostete.

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Raffiniert! 21…d3! verhindert, dass Weiß mit f3 die lange Diagonale stopfen kann.

Aus Hamburger Sicht ist dieser gerettete Punkt zu wenig. Mit zehn Zählern liegen die Hanseaten nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen. Etwas besser, aber noch nicht gerettet, steht Aufsteiger Remagen mit nun elf Punkten da.

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Schwarzer Tag für die SG Solingen. Im Match um Platz drei der Tabelle kassierte der Ex-Meister gegen eine blendend aufgelegte Truppe aus Deizisau (wie am Vortag wieder mit Peter Leko) eine deutliche Niederlage.

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Eigentlich war es ein Vier-Punkte-Match, aber die Aufstellung der abermals mit der zweiten Garnitur angetretenen Mülheimer spiegelte nicht die Bedeutung des Anlasses. Und so erfreuten sich die Bayern eines Befreiungsschlags, der sie von den Abstiegsrängen auf den elften Platz der Tabelle katapultierte.

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42…Td4? war verständlich, verliert aber die Partie. Das Abhandenkommen des h7-Bauern verkraftet Schwarz nicht. 42…Te7 mit intakten Rettungschancen wäre besser gewesen.

Der Münchener Sieg zeichnete sich früh ab, nachdem Parham Maghsoodloo schon ausgangs der Eröffnung auf Gewinn stand. Österreichs EM-Held und World-Cup-Qualifikant Valentin Dragnev steuerte früh einen weiteren Zähler bei, indem er Daniel Hausraths Caro-Kann mustergültig zerlegte.

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Beim Stande von 2,5:2,5 hofften die Münchner noch. Zwar war eine Niederlage von Leonardo Costa gegen den in der Bundesliga dutzendweise Elo sammelnden Nikolas Wachinger abzusehen, aber dafür hatte Sasa Martinovic gegen Lucas van Foreest Druck, und das ukrainische Duell am ersten Brett, Eljanov versus Shevchenko, schien in der Waage zu sein.

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Es kam dann anders, sehr zur Freude der Bremer, die sich mit einem Zwischenspurt jetzt definitiv gerettet haben, sehr zum Trübsal der Münchner, die jetzt mit acht Punkten arg unten drin stehen. Sicher ist jetzt auch, dass der MSC am letzten Spieltag das Lokalduell gegen die Bayern wird gewinnen müssen. Und weil selbst das nicht reichen könnte, wäre es noch besser, der Vergleich mit Deizisau am vorletzten Spieltag ginge nicht verloren.

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Wenn Schach weitgehend fehlerfrei gespielt wird, wenn noch dazu auf beiden Seiten die letzte Bereitschaft fehlt, Risiken einzugehen, dann geht Schach in aller Regel unentschieden aus. Acht solcher Fälle waren im Match der Aufsteiger Kirchweyhe und Deggendorf zu besichtigen.

Nach knapp fünstündigem Kampf steht auf beiden Seiten ein Punkt, der Kirchweyhe mehr hilft als Deggendorf. Während sich die Mannschaft aus dem Bremer Umland mit nun elf Zählern auf ein weiteres Jahr Bundesliga einstellen kann, steht den Deggendorfern Ende April ihr Abschiedswochenende bevor.

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Da kann Kirchweyhe-Chef Peter Orantek noch so lange rechnen, er wird kaum ein Szenario finden, in dem seine Mannschaft nicht die Klasse hält. | Foto: Michael Reiß/Münchener SC 1836