Gestern ging die Europameisterschaft der Frauen in Montenegro zu Ende. Für die deutsche Delegation war es insgesamt eine enttäuschende EM. Keine Spielerin konnte sich für den World Cup der Frauen qualifizieren, beste Deutsche wurde Dinara Wagner auf Platz 20.
Für Dinara Wagner war es besonders bitter, da sie die Qualifikation für den World Cup um nur einen Buchholzpunkt verpasste. Mit einem Sieg in der letzten Runde gegen Mihaela Sandu schob sie sich mit sieben Punkten und einer Elo-Leistung von über 2400 noch auf Platz 20 vor, doch den letzten Qualifikationsplatz sicherte sich Alina Bivol, die am Ende einen Buchholzpunkt vor ihr lag. Dinaras einzige Niederlage in der neunten Runde gegen Stavroula Tsolakidou aus Griechenland erwies sich am Ende als das entscheidende Hindernis für die Qualifikation.
Hanna Marie Klek und Lara Schulze belegten mit jeweils 6,5 Punkten die Plätze 37 und 41.
Bei Hanna Marie verhinderten fehlende Punkte gegen stärkere und zwei Niederlagen gegen nominell schwächere Gegnerinnen ein besseres Ergebnis. Bemerkenswert war auch die Farbverteilung ihrer Punkte. Während sie mit Weiß 5,5/6 Punkte holte, war es mit Schwarz nur 1/5! Am Ende stand ein kleines Elominus von acht Punkten.
Lara spielte zwei sehr unterschiedliche Turnierhälften. Während sie in der 1. Turnierhälfte gegen nominell Schwächere zu unkonstant spielte und sicher nicht zufrieden war, gelang ihr eine starke zweite Turnierhälfte. Highlight war hier sicherlich der Sieg gegen IM Olga Badelka, aber auch die halben Punkte gegen die IMs Sabrina Vega Gutierrez und die französische Nationalspielerin Sophie Milliet sprechen für ihre starke zweite Turnierhälfte. Letztendlich war es die erste Turnierhälfte, die ein sattes Eloplus verhinderte, aber der Trend zeigt in die richtige Richtung!
Das wohl wechselhafteste Turnier spielte Fiona Sieber. Mit zwei Punkten aus den ersten fünf Runden sehr enttäuschend gestartet, gelangen ihr vier Siege in Folge, unter anderem in der achten und neunten Runde gegen die IMs Marta Garcia Martin und Sophie Milliet. Damit hatte sie zwei Runden vor Schluss sogar wieder die Chance auf die World Cup Qualifikation, 1,5 Punkte hätten dafür noch gefehlt. In Runde 10 und 11 gab es dann aber zwei Niederlagen gegen zwei weitere IMs, so dass es mit Platz 55 nur für einen Mittelfeldplatz und eine Leistung im Rahmen der Eloerwartungen reichte. Schade!
Unser Sorgenkind bei dieser EM war Josefine Heinemann. Mit 2,5 Punkten aus den ersten drei Runden hatte sie einen guten Start hingelegt. Danach ging aber fast nichts mehr. In den folgenden sieben Runden holte sie nur noch 1,5 Punkte und nach drei Niederlagen in Folge gegen deutlich schwächer eingeschätzte Gegnerinnen ließ sie sich für die 11. Runde nicht mehr auslosen. Am Ende dieses Horrorturniers stand ein Elominus von 68 Punkten. Das war nicht unsere Josefine, wie wir sie kennen, die z.B. bei der Schacholympiade im letzten Jahr am zweiten Brett der Nationalmannschaft u.a. gegen Gegnerinnen wie Anna Muzychuk wirklich stark verteidigt hat. Hoffentlich erholt sie sich schnell von diesem Rückschlag und findet zu ihrer alten Form zurück!
Wie bewertet ihr das Abschneiden der deutschen Delegation? Ist es gut, dass Dinara ihre Spielstärke über 2400 bestätigt hat oder überwiegt die Enttäuschung über die verpasste World Cup Qualifikation?
Hättet ihr euch von Lara und Fiona mehr erhofft oder haben sie mit Siegen gegen starke IMs Schritte in die richtige Richtung gemacht? Und zu guter Letzt: Wie schätzt ihr das Rennen um die fünf Plätze im Nationalteam für die Mannschafts-Europameisterschaft im Herbst dieses Jahres ein?
Fotos: European Chess Union, Lara Schulze
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