November 22, 2024

Mit Glanz und Gloria

Das Reti-Memorial, welches seit 1979 im slowakischen Trnava ausgetragen wird, ist wie der Name schon vermuten lässt, eine Würdigung eines ganz Großen der Schachgeschichte. Obwohl er nie Weltmeister war, setzte Richard Reti (1889 bis 1929) in den 20er Jahren neue Maßstäbe mit einer anderen Herangehensweise an das Schachspiel. Diese Herangehensweise war damals absolut neu und wird heute gerne als die hypermoderne Spielweise bezeichnet.

Mit seinem Sieg gegen Weltmeister Capablanca beim Turnier in New Yok setzte er einen Meilenstein in der Entwicklung des Reti-Systems, welches mit den Zügen 1.Sf3 d5.2.c4 beginnt. Die damit verbundene Idee der indirekten Kontrolle des Zentrums gehört heute zum Grundwissen eines jeden Meisterspielers. Zugleich war diese Partie für den Weltmeister die erste Niederlage seit 1916, was den neuen Ideen mehr Auftrieb verlieh.

Stets war dieses Turnier auch eine gute Möglichkeit für die einheimischen Spieler sich in einem internationalen Turnier auf höchstem Niveau mit ausländischen Spielern zu messen. Gleiches galt auch für die ostdeutschen Spieler, für welche die Teilnahme an Turnieren im Westen nur in seltenen Ausnahmefällen möglich war. Nachdem Rainer Knaak bei der zweiten Auflage 1980 mit dem 2. Platz international auf sich aufmerksam machen konnte, gelang gleiches Kunststück Lothar Vogt 1982.

Sein Spielstil für die damalige Zeit war nicht gerade typisch, da er nicht nur auf die geschlossenen, sondern auch auf die halboffenen und offenen Systeme setzte. Bereits in der 1. Runde setzte er ein dickes Ausrufezeichen mit einem glänzend vorgetragenen Königsangriff. Nicht zu Unrecht prophezeite seinerzeit der Chefredakteur des Schachmagazins 64, Otto Borik, von ihm werden wir noch viel hören.

Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie.

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