Ukrainischer Sonntag beim WR Chess Masters

Ob Yaroslav Bilenko vom deutschen Verein Schachfeunde Gerresheim jemals eine Partie gegen sein Schach-Idol Ian Nepomniachtchi spielen wird? Wer weiß. Einen Anfang hat der 15-Jährige am Sonntag beim WR Chess Masters gemacht.

Für Nepomniachtchis Gegner Wesley So führte Bilenko den feierlichen Eröffnungszug aus: 1.d4. Den Rest der dann folgenden katalanischen Partie übernahm dieses Mal noch der US-Großmeister.

Bilenko war einer von sechs jungen Ukrainerinnen und Ukrainern, die auf Einladung von Veranstalter Wadim Rosenstein die vierte Runde des Superturniers besuchten und die Supergroßmeister aus nächster Nähe erlebten. Alle sechs entstammen Flüchtlingsfamilien, die im Frühjahr 2022 nach der russischen Invasion ins Rheinland gekommen sind.

Dort begegneten sie bald Alexander Berelowitsch vom Düsseldorfer SK, Großmeister und Vereinskollege von Rosenstein. Berelowitsch hatte kurz nach dem Ausbruch des Kriegs begonnen, in Düsseldorf kostenloses Schachtraining für Kinder aus Familien von Geflüchteten anzubieten, eine Initiative, die Rosenstein unterstützt. „Als das WR Chess Masters entstand, kam bald die Idee dazu, die Kinder aus Berelowitschs Gruppe einzubinden“, berichtet Turnierdirektor Sebastian Siebrecht.

Es sollten noch einige weitere Ideen dazukommen. An jedem der bisherigen Turniertage waren Kinder und Jugendliche aus der Region im Hyatt Regency zu Gast: Simultan gegen Vincent Keymer, Simultan gegen Zhanyana Abdumalik, Schach-Workshops und Turniere. Der Sonntag schließlich sollte den jungen Ukrainerinnen und Ukrainern gehören.

Keine und keiner von ihnen verließ den Ort des Geschehens ohne Preis, ChessBase-Pakete und WR-Chess-Merchandise. Dazu gab es einen Hauptpreis zu gewinnen: den Siegerpokal natürlich, aber vor allem die Ehre, zur vierten Runde des WR Chess Masters an einem Brett den Eröffnungszug ausführen. Um zu ermitteln, wem diese Ehre gebührt, spielten das Sextett im Turniersaal der Supergroßmeister ein Blitzturnier. Yaroslav Bilenko siegte mit acht Punkten aus zehn Partien vor Mykhaylo Nezhyvenko (Deutscher Meister U10, 7,5 Punkte) und Mykola Korchynskyi (7,5 Punkte). Außerdem nahmen teil: Anhelina Bibliy, Mark Riebienkov, Platon Zakharchenko.

Die ersten Minuten der vierten Runde erlebten alle sechs aus nächster Nähe im Turniersaal. Hinterher schauten sie sich noch ein wenig hinter den Kulissen eines Superturniers um. Und heißt es: eifrig trainieren, um demnächst eine ganze Partie gegen Nepo&Co. zu spielen.