Gerade aus Almaty wieder in Deutschland eingetroffen, ging es für mich auch schon zum nächsten Turnier: das Staufer Open in Schwäbisch Gmünd. Dieses begann am 02. Januar direkt mit einer Doppelrunde.
Noch etwas ausgelaugt von den fünf Stunden Zeitverschiebung und der 15-stündigen Reise aus Almaty verlor ich prompt die erste Runde gegen meinen nominell schwächeren Gegner Gabriel Jülg. Absolut kein guter Start, doch mich packte der Ehrgeiz, das Turnier trotzdem noch wieder rumzureißen.
In der nächsten Runde war mein Gegner der 11-jährige Alfred Nemitz mit einer Elo von knapp über 2000. Da er gerade im Dezember 230 Elo in einem Monat gewonnen hatte, wusste ich natürlich, dass ich meinen Gegner absolut nicht unterschätzen sollte. Mir gelang eine schöne und zügige Angriffspartie, die hier mit 21.Txd4 Lxd4 22.Sf5 dem Ende entgegen ging.
In der dritten Runde kam ich gegen Ioannis Papadopoulos nach einer vielversprechenden Stellung nach der Eröffnung nicht über ein Remis hinaus. 1,5/3 war nun absolut kein Traumergebnis. Nun fing ich aber an, meine Elo nach und nach wieder reinzuholen: zuerst gewann ich gegen Bernd Schönwälder, nachdem ich hier mit dem Zug c5! seinen Springer auf das traurige Feld c8 verbannt hatte. Nach Sd5 würde Sxd5 exd5 Db3 mit Doppelangriff auf b7 und d5 folgen.
Danach folgte ein Sieg gegen Stefan Brem: hier schaffte ich mit Lh4 g3 Le7 eine Schwäche auf den weißen Feldern, die ich gleich mit Sg5, De8-h5 nutzen konnte. Die Endstellung spricht für sich.
Damit hatte ich mich an Brett 6 hochgearbeitet, wo ich gegen GM Philipp Schlosser ein Remis erreichte. Ich opferte motiviert einen Bauern, fand dann aber nicht wirklich die passende Fortsetzung, die genug Kompensation bietet. Mein Gegner ließ mich allerdings in ein ausgeglichenes Endspiel entkommen. In Runde 7 musste ich mich gegen GM Daniel Hausrath geschlagen geben, nachdem ich zuerst leicht unangenehm das Läuferpaar abgeben musste, dann in eine stark unangenehme Stellung mit Isolani abwickelte und letztendlich extrem unangenehm meine Dame gefangen wurde. 😀
In den letzten beiden Runden konnte ich zwei volle Punkte einfahren.
In der vorletzten Runde wartete der nächste 11-jährige Gegner auf mich: Christian Glöckler. Als ich das letzte Mal beim Böblinger Open im April 2022 gegen ihn spielte, hatte er noch ca. 1700. Nun steht er bei einer Elo von über 2100. In der Partie konnte ich ihn in einem Endspiel mit besserer Bauernstruktur überspielen. Hier fühlten sich die schwarzen Figuren schon nicht mehr ganz so wohl: der weißfeldrige Läufer auf c8 wird in dieser Partie gar nicht mehr ziehen können und auch der Springer auf a8 ist aus dem Spiel. Ich werde in den folgenden Zügen mit dem Manöver Lc4, Sd3, Le1-c3 einige Bauern einsammeln.
In der letzten Runde veropferte mein Gegner Samuel Minor sich hier mit 19.h4 Lxh4 20.Txe6. Ich spielte 20…Lxf2 21.Kh1 fxe6 22.Dg4 Kg7 und alles ist gedeckt.
Nach 23.Tc1 folgte 23…exd5 24.Txc4 dxc4 und die zwei Türme sind deutlich stärker als die Dame. Auch 23.Se7 funktioniert nicht wirklich: 23…Tf6 24.Tc1 Dd3 25.Tc7 läuft ins Matt nach 25….Df1+; 25.Sxg6 Txg6 26. Tc7 ebenfalls nach 26…Kf6 oder 26…Kh8.
Im Endeffekt sammelte ich also 6 Punkte aus 9 Partien und habe noch ein kleines Elo-Plus von 5 Elo-Punkten erreicht. Ich bin in diesem Fall besonders stolz darauf, dass ich mich nach meinem schlechten Start zurückkämpfen konnte und sogar noch ins Elo-Plus gekommen bin.
Besonders gut gefielen mir beim Staufer Open der Spielort, die Organisation und die Rundenzeiten: Der Spielsaal ist ein großer Theatersaal mit der Besonderheit, dass man immer weiter unten spielt, je besser man abschneidet. Im Bereich des Orchestergrabens befinden sich die ersten Bretter, während auf den oberen Stufen die hinteren Bretter spielen. Bei diesem Turnier ist also immer das Ziel möglichst weit unten im Saal zu sitzen. Die Rundenzeiten sind mit 9:30 Uhr und 16 Uhr für Doppelrunden meiner Meinung nach perfekt, weil man auch bei langer Spielzeit in der Vormittagsrunde trotzdem noch etwas Pause zwischen den Runden bekommt.
Als nächstes spiele ich den Nord-West-Cup in Bad Zwischenahn, der übrigens mein absolutes Lieblingsturnier ist. Dies wird schon meine 11. Teilnahme in Bad Zwischenahn sein.
Danach folgt das Chessemy Open (04.-12. März in Walsrode), welches ich euch auch wärmstens empfehlen kann. Es wird von meinem Vereins-Trainer Jonathan Carlstedt organisiert. Täglich wird nur eine Runde gespielt, an den Abenden gibt es Seminare und Vorträge zu verschiedenen Schachthemen. https://www.chessemy.com/Turniere-Events/chessemy-Open/
Bis bald,
eure Lara
Meine Homepage: www.laraschulze.de
Mein Instagram: https://www.instagram.com/laraschulze.chess/
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