Im Schachland Deutschland haben wir viele Schach-Youtuber wie Niklas Huschenbeth, the big Greek, Schach-Panda…, viele kommerzielle Anbieter, mit chessbase auch in der Softwareentwicklung sehr aktiv, nur gab es keinen Schach-Podcast.
Michael Busse hat diese Lücke entdeckt und mit dem Schach-Geflüster mittlerweile knappe 150 Folgen entwickelt. Seinen Rundbrief lese ich auch sehr gerne. Sein Bericht für das Schachmagazin 64 finde ich ebenfalls ganz hervorragend!Seiten aus SM64_12_22-5_Busse_online (2) Dies halte ich für eine Pflichtlektüre für jede Schachspielerin und jeden Schachspieler.
Aus diesem Grunde stelle ich ihm einige Fragen.
Michael, du hast jetzt knanpp 150 Folgen vom Podcast Schachgeflüster gemacht. Bitte erkläre was das ist und wie du dazu kamst?
Die hinter dem Podcast steckende Idee lautet „Schach für die Ohren“. Auf meinen langen Autofahrten zur Arbeit wollte ich mir etwas über Schach anhören. Videos anzuschauen funktioniert eben im Auto nicht. Da es noch keinen deutschsprachigen Schachpodcast gab, habe ich kurzerhand selbst einen produziert. Podcasts kann man wunderbar nebenbei hören: Beim Autofahren, beim Bügeln oder in der Badewanne. Podcasthörer nehmen sich in der Regel viel Zeit. Ich finde, Podcasts heben sich daher wohltuend von vielen anderen, hektischen Medien ab.
Welches Interview hat dich besonders fasziniert, was aufgrund der vielen Topp-Leute sehr schwer zu beurteilen ist?
Mein gelungenstes Interview ist meiner Meinung nach mit Marc Lang, dem Blindschachweltrekordler. Besonders herausfordernd waren die drei Schachdamen aus Ströbeck. Im Vorfeld bekam ich eine Art Skript, an das ich mich als Interviewer halten sollte. Das Ergebnis ist aus meiner Sicht aber sehr gelungen, die Damen entpuppten sich als flexibel und sehr charmant. Nervig ist, wenn es mit der Technik nicht klappt und man das Interview ein zweites Mal aufnehmen muss. Das ist mir zum Beispiel mit Carsten Hensel, dem Ex-Manager von Wladimir Kramnik, passiert. Diese Episode hat aber – gemeinsam mit Helmut Pfleger und Jan Gustafsson – die meisten Zugriffe.
Durch die vielen Interviews bist du ein Experte im Deutschen Schach. Was gefällt dir am Schachland Deutschland?
Schach baut Brücken, über Generationen und kulturelle Unterschiede hinweg. Das brauchen wir mehr denn je. Die Leidenschaft für Schach ist in Deutschland spürbar vorhanden. Es gibt eine rege und in der Regel auch sehr freundliche Szene, von der ich sehr gerne ein Teil bin. Besonders mag ich die Atmosphäre bei Schachturnieren. Man sieht ja aktuell wieder bei den Deutschen Schach-Amateurmeisterschaften in Potsdam, dass die Menschen sich wieder am Brett begegnen wollen. Ein Raum mit hunderten von Menschen, in dem man eine Stecknadel fallen hören könnte. Wo gibt es das außer beim Schach?
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wo siehst du Steigerungspotential?
Die Vermarktung nach außen (Fernsehen, Tageszeitungen, soziale Medien…) könnte besser sein. Es gibt unheimlich viele Menschen, die Schachcontent erstellen, aber meistens bleibt alles in der Schach-Bubble. Organisationen wie die Schachbundesliga hätten an dieser Stelle ein riesiges Potenzial. Und die Schachvereine müssten sich stärker überlegen, wie sie die vielen Onlinespieler in den Verein bekommen. Warum nicht zum Beispiel ein wöchentliches Schachquiz im Gemeindeblatt?
Wie kann der deutsche Schachbund deiner Meinung nach das deutsche Schach nach vorne bringen?
Es klafft ein riesiges Mitgliederloch in der Gruppe der 20 bis 40-jährigen. Dort müsste der Schachbund meines Erachtens mehr unternehmen, zum Beispiel im Bereich Unisport. Mein eigener Schachverein hat zudem meines Wissens in den letzten fünf Jahren nur eine einzige E-Mail vom Deutschen Schachbund bekommen. Es ging dabei um Sonderkonditionen beim Autoleasing. Die meisten Vereinsmitglieder wissen ja gar nicht, welche tollen Aktionen es in Schachdeutschland überhaupt gibt: SchachdeutschlandTV, der Deutsche Schachgipfel: Das sind doch alles hervorragende Dinge, die der Schachbund in den letzten Jahren auf den Weg gebracht hat.
Wie geht es mit deinem Podcast weiter?
Ende letzten Jahres hatte ich eine kleine Motivationskrise. Die Hörerzahlen gingen zuletzt etwas nach unten, und die Vor- und Nachbereitung der Interviews hat mich zunehmend geschlaucht. Deshalb wird es 2023 mehr Solofolgen und Gastformate geben. Die Schachgedichte mit Martin Hahn gehen weiter, und neu ist der Kinder-Schachpodcast von Xenia Bayer. Ich muss mich endlich auch mal überwinden, die Interviews mit Bild als Video zu veröffentlichen. Da habe ich aber noch Hemmungen. Am Herzen liegt mir aber auch die Facebookgruppe mit inzwischen über 3.000 Mitgliedern. Sie ist neben dem Podcast mein zweites Standbein.
Wie kam es zu deinen Rundbriefen, die ich über alles schätze!
Naja, der Schachgeflüster Newsletter soll natürlich in erster Linie die Podcastfolgen weiter bekanntmachen und verbreiten. Aber es gibt eben auch Dinge, die man nicht per Podcast rüberbringen kann: Schöne Züge oder Partien, Schachbilder, lustige Memes und vieles mehr. Jeden Tag passiert so viel, das berichtet gehört! Für diese Formate bietet sich ein Newsletter einfach an.
Wo können sich interessierte bei dir anmelden, damit sie von deinen Aktivitäten profitieren?
Ausgangspunkt ist die Webseite www.schachgefluester.de. Von dort aus findet man Links zu allen möglichen Plattformen: Dem Newsletter, dem Schachblog, dem YouTube-Kanal, der Facebookgruppe, der LinkedIn-Schachgruppe und vieles mehr.
Ein Blick in die Zukunft! Du hast schon so viel tolles erschaffen, hast du neue Projekte im Auge?
Aktuell versuche ich, meine neue Seite www.schachtermine.com voranzubringen. Ich möchte dort eine umfassende Seite mit allen wichtigen Schachterminen (Turniere, Kongresse, Trainingslager…) etablieren. Viele Leute haben mir bestätigt, dass so etwas bisher fehlt. Dann freue ich mich auch, dass es meinen Leitfaden für Einsteiger und Eltern jetzt beim Schachdepot zu kaufen gibt. Demnächst möchte ich eine aktualisierte Version davon erstellen. Und ich habe mir vorgenommen, 2023 häufiger mal bei einem Schachturnier vorbeizuschauen und vor Ort Interviews zu führen. Das Hotel in Dortmund ist jedenfalls schon gebucht.
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