November 24, 2024

Frauenbundesliga: Hamburg auf dem Weg zur Meisterschaft

In der Frauenbundesliga ist der Hamburger SK auf dem Weg zur ersten deutschen Meisterschaft seit den frühen 90er Jahren. Gegen Meister OSG Baden-Baden wurde 3,5-2,5 gewonnen, und das, obwohl Baden-Baden mit gleich 3 Ex-Weltmeisterinnen antrat. Der Abstiegskampf verspricht Spannung, Harksheide kam zu Karlsruhe zum ersten Saisonsieg und Lehrte erreichte ein überraschendes 3-3 gegen Deizisau. Die 5. Runde startete mit einer Überraschung: seit diesem Wochenende hat die Frauenbundesliga ein eigenes Logo, das erstmals präsentiert wurde und an alle Mannschaftsführer an allen Spielorten übergeben wurde.

Hier die Infos von den einzelnen Spielorten:

Austragungsort Bad Königshofen

Bad Königshofen und Hofheim spielten gegen Rodewisch und Bayern München. Am Samstag gab es zunächst klare Favoritensiege für Bad Königshofen gegen München und Rodewisch gegen Hofheim. Spannender war es am Sonntag, und hier gab es auch eine Liveübertragung der Partien bei Chess24. Bad Königshofen rang Rodewisch mit 3,5-2,5 nieder, die Entscheidung fiel erst nach über 5 Stunden im russischen Duell durch Olga Girya, die Anastasia Bodnaruk schon ihre zweite Saisonniederlage beibrachte.

Gleichzeitig gewann Hofheim 4-2 gegen München und sammelte damit wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Leider konnten die Münchener dieses Wochenende nur 5 Spielerinnen ans Brett bekommen, und die Hypothek des kampflosen Punkts war gegen Hofheim einfach zu hoch.

Bad Königshofen kommt damit als Tabellendritter zum Spitzenspiel nach Schwäbisch Hall Anfang Februar.

Austragungsort Berlin-Pankow

Zu zwei klaren Siegen kamen die Schwäbisch Haller Schachdamen in der Doppelrunde der Frauenbundesliga in Berlin-Pankow und wurden damit ihrer Favoritenrolle voll gerecht. Zunächst wurde die Gastgeberinnen von Rotation Pankow mit 5,5-0,5 geschlagen. Im zweiten Spiel des Wochenendes gab es ein 6-0 gegen den SK Lehrte.

Probleme mit der Anreise gab es keine, zwar waren alle Flüge zwischen 30 und 60 Minuten verspätet, doch pünktlich zum gemeinsamen Abendessen schafften es alle Spielerinnen ins Hotel, das auch Austragungsort war.

Die Begegnung gegen am Samstag Pankow war insgesamt eine klare Sache, die gewonnenen Partien waren alle recht eindeutig bis auf Jana Zpevakovas Partie an Brett 6, die nach wilden Verwicklungen in der Zeitnotphase, die am Ende leistungsgerecht remis ausging. Zeitgleich erreichte der SK Lehrte gegen den Haller Reisepartner SF Deizisau ein völlig überraschendes 3-3 Unentschieden, sogar ein knapper Sieg wäre da für den Underdog drin gewesen. Bemerkenswert die Siege von Fiona Sieber gegen Yuliya Naiditsch und von Lara Schulze gegen Zoya Schleining. Der Punkt ist für Lehrte natürlich enorm wichtig hinsichtlich Klassenerhalt. Schwäbisch Hall war also durchaus gewarnt, als es am Sonntagmorgen ans Brett ging, und alle Spielerinnen waren voll konzentriert.

Kurios verlief das Abendessen am Samstag. Der Wirt des italienischen Restaurants, bei denen die Haller Mannschaftsleitung reserviert hatte, nahm deutlich mehr Reservierungen an als er Plätze hatte. Als die Haller Delegation am Restaurant ankam, war alles besetzt, und man wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet. Für Chancengleichheit sorgte aber, dass auch die Delegation aus Lehrte von der gleichen Überbuchung betroffen war. Der Wirt hatte also bei einer Platzkapazität von ca. 50 Plätzen sein Restaurant gleich mal zu 50% überbucht. Mit etwas Verspätung bekamen aber dann doch beide Delegationen ihre Tische, und zu Ehrenrettung des Wirts muss man sagen, dass er alle Getränke übernahm und das Essen sehr gut war.

Am Morgen schlug sich Lehrte besser als es das klare Ergebnis von 6-0 aussagt. An Brett 6 hatte Jana Zpevakova Glück, als ihre Gegnerin mit knapper werdender Bedenkzeit die Nerven verlor und ihre zugegebenermaßen komplizierte Gewinnstellung sogar noch verlor. Auch Sabrina Vega-Gutierrez musste lange kämpfen, um ein völlig ausgeglichenes Endspiel noch zu gewinnen. An den Spitzenbrettern gewannen Ekaterina Atalik und Irina Bulmaga gegen die beiden stärksten Lehrter Nachwuchsspielerinnen Fiona Sieber und Lara Schulze ebenfalls nach hartem Kampf. Beide hatten am Vortag aufhorchen lassen, als sie ihre Partien gegen ihre nominell deutlich stärkeren Gegnerinnen aus Deizisau gewinnen konnten.

Im Parallelspiel mühte sich Deizisau zu einem knappen, aber ungefährdeten 3,5-2,5-Sieg gegen Pankow. Die deutsche Nationalspielerin Zoya Schleining gewann ihre Partie, alle weiteren Partien endeten trotz teilweise großem Deizisauer Vorteils remis.

Informationen und Fotos aus Berlin gibt es im Liveblog des Autors vom Samstag und Sonntag.

Austragungsort Baden-Baden

Hier kam es zum großen Showdown zwischen den punktgleich an der Tabellenspitze stehenden Mannschaften aus Hamburg und Baden-Baden, und beide Mannschaften waren dementsprechend auch mit der stärksten verfügbaren Aufstellung vor Ort.

Zunächst galt es für beide Mannschaften am Samstag die Pflicht zu erfüllen. Hamburg schlug Karlsruhe klar und profitierte auch davon, dass Karlsruhe nur 5 Spielerinnen ans Brett bekam, Monika Socko konnte sich also frühzeitig auf ihre sonntägliche Partie vorbereiten, und wie man unten sieht, tat sie das mit Bravour. Baden-Baden gewann 5-1 gegen Harksheide, herauszuheben sind hier die Remis von Laura Unuk und Maria Gosciniak gegen Anna und Mariya Muzychuk.

Am Sonntag gelang dann Hamburg der große Coup: gegen die Baden-Badener Startruppe gab es einen überraschenden 3,5-2,5-Sieg. Monika Socko gewann mit Schwarz gegen Anna Muzychuk und sorgte für die 1-0-Führung, die lange Bestand hatte. Den Ausgleich schaffte Annas Schwester Mariya gegen Sarah Hoolt, postwendend ging Hamburg aber wieder durch Sarasadat Khademalsharieh in Führung, die Alexandra Kosteniuk bezwang und ihre gute Form von der Blitz- und Schnellschach-WM, wo sie zweimal Silber gewonnen hatte, in die Bundesliga herüberrettete. Den Siegpunkt machte Filiz Osmanodja, die gegen die voll auf Sieg spielende Anna Zatonskih am Ende gewann. Damit ist das Tor zur Meisterschaft für Hamburg jetzt weit offen, da das Restprogramm sehr überschaubar ist. Mit Rodewisch wartet nur noch ein richtig starker Gegner, während Schwäbisch Hall noch gegen Bad Königshofen und in der letzten Runde gegen Baden-Baden antreten muss.

Hier ein paar Bilder von Thilo Gubler:

Im Abstiegskampf zurückgemeldet hat sich Tura Harksheide. Gegen Karlsruhe gab es mit einem 4-2 den ersten Saisonsieg, auch wenn Karlsruhe gegenüber dem Vortag die Mannschaft deutlich verstärkt hatte. Durch die Niederlage steckt Karlsruhe ganz tief im Abstiegskampf, da es das Restprogramm mit Rodewisch, Baden-Baden, Schwäbisch Hall und Deizisau in sich hat. Ob der fest eingeplante Sieg gegen Bayern München in 4 Wochen reicht, wird man sehen.

Die Entscheidungen über die Bundesligaaufsteiger sind übrigens schon gefallen, die zweiten Ligen beendeten dieses Wochenende ihre Saison. Die Aufsteiger sind die Absteiger der Vorsaison: Kiel, Leipzig und Erfurt schafften den direkten Wiederaufstieg.

Hier der Link zu den Ergebnisseiten beim DSB, hier der Link zu den Partien aus Baden-Baden und Bad Königshofen.