46 Spieler mit zwei Punkten aus den ersten zwei Partien, zu viele, um sie hier alle aufzuführen. Also beschränken wir uns auf die ersten drei, diejenigen, die dank der stärksten Gegner nach Wertung vorne liegen:
Noch vor all den Großmeistern liegen zwei 18-Jährige und eine 17-Jährige an der Spitze des knapp 450-köpfigen Felds, ein Trio, das dort zumindest nominell nicht zu erwarten gewesen war.
Jomon Jinan, einer von zahlreichen Indern in der 25. OIBM, hat in den ersten Runden zwei IM besiegt. “Beeindruckend” sei sein Turmendspielsieg in der ersten Runde gegen IM Christian Köpke aus Garching gewesen, sagt Turnierdirektor Sebastian Siebrecht. Nicht viel weniger gut waren die Gegner von Julian Wagner, Spitzenspieler des SC Kempten und einziger Spieler aus dem Führungstrio mit einer Elo unter 2000.
Katharina Katter aus dem steirischen Werndorf hat in diesem Jahr schon im europäischen Schach-Kontext von sich hören lassen. Bei der U16-Schnellschach-EM hat sie die Bronzemedaille gewonnen.
Hinter diesen dreien finden sich fast alle Topfavoriten – bis auf einen. Mit G.N. Gopal aus Indien musste in der zweiten Runde der erste GM einen halben Punkt lassen. Markus Hinterreiter von den SF Deisenhofen war im Turmendspiel nicht zu bezwingen. Schachfreund Gopal bekommt es morgen mit einem Landsmann zu tun – eben jenem Jinan Jomon, der die Tabellenspitze ziert.
Wer am Sonntag früh aufgestanden ist, konnte im Radio OIBM-Schach hören. Seit dem Kandidatenturnier hat das Sportradio Deutschland eine, mittlerweile sogar zwei wöchentliche Schachsendungen ins Programm aufgenommen. Am heutigen Sonntag hat der Schreiber dieser Zeilen mit Moderator Oliver Faßnacht über den Turnierauftakt am Tegernsee gesprochen und speziell über die Geschichte des englischen Supertalents Shreyas Royal.
Dieter Morawietz hat vor der zweiten Runde für seine Auftaktpartie den täglich ausgesetzten Schönheitspreis gewonnen. Morawietz war zu bescheiden gewesen, sein feines Damenopfer in der ersten Runde für den Preis anzumelden. Der Schreiber dieser Zeilen hatte es derweil übersehen, ebenso alle anderen am Turnier Beteiligten. Hätte nicht ein anonymer Schachfreund in einer YouTube-Kommentarspalte darauf aufmerksam gemacht, Morawietz’ Einschlag auf f7 wäre die Würdigung verwehrt geblieben.
Tykhon Cherniaiev, das ukrainische Ausnahmetalent aus Charkiw, das nach dem russischen Überfall auf sein Heimatland in Hamburg Unterschlupf und Unterstützung fand, ist seit Kurzem FIDE-Meister. Da nun dieser Titel “offiziell” in seinem FIDE-Profil vermerkt ist, spielte der 12-Jährige am Sonntag in der zweiten Runde am Tegernsee seine erste Partie neben einem Namensschild, auf dem “FM” statt wie bisher “CM” vermerkt war. “Wie ein Honigkuchenpferd” habe er sich gefreut, und, wer weiß, vielleicht hat ihm das FM-Schild den nötigen Schub beschert, um nach seinem Auftaktremis in der zweiten Runde Sascha Pollmann vom SV Werder Bremen niederzuringen.
Der gestern an dieser Stelle gepriesene Favoritenschreck Marcel Marentini hat in der zweiten Runde seinen Meister gefunden, genauer: den Deutschen Meister. Mit den schwarzen Steinen spielte Marentini gegen Costa bestens mit, bis ihm kurz vor der Zeitkontrolle im Bemühen um Vereinfachung ein Missgeschick unterlief, das den weißen Türmen einen Weg auf die siebte Reihe ebnete. Wenig später, siehe Diagramm rechts, war es auch schon vorbei. Nach 42. Lxc5 ging ein erster Bauer verloren, dem bald die ganze Partie folgen sollte.
Die ersten reinen GM-Paarungen wird es voraussichtlich in der vierten Runde geben. In der dritten heißt es an den Spitzenbrettern vielfach GM vs. IM. Aus deutscher Sicht spannend: Leonardo Costa wird sich mit Schwarz des tschechischen GM Jiri Stocek erwehren müssen. Josephine Heinemann führt die weißen Steine gegen GM Jan-Christian Schröder. Ihre Nationalmannschaftskollegin Jana Schneider wird sich derweil mit Schwarz gegen das englische Ausnahmetalent Shreyas Royal wehren müssen.
Zur Auslosung der dritten Runde
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