September 17, 2024

Nach Annexion: Bremer Schachverband tritt Russland bei

Von Freunden umzingelt

Als letzten Montag die Russen kamen, war ich gerade auf dem Weg nach Hause. Nach einer mühevollen, aber immerhin gewonnenen Pokalpartie bei der Bremer SG freute ich mich auf ein Bier und mein Bett – doch daraus wird bekanntermaßen nichts, wenn die Russen vor der Tür stehen. Woher nur hatten sie meine Adresse?

Tatsächlich erschienen die Soldaten zu dritt und warteten bereits am Hauseingang auf mich. „Volksabstimmung, Towarisch“ raunte mir einer von ihnen schon im Treppenhaus verschwörerisch zu. Aber vielleicht verstand ich ihn auch nur falsch, denn sein Gewehr machte ein lautes Geräusch, als es melodisch gegen das Treppengeländer ratterte.

In der Wohnung musste ich erst einmal einen Wodka mit ihnen trinken, dann kamen sie zu ihrem Anliegen. Wladimir, offenbar der Anführer der kleinen Spezialoperation, der Kommissar, oder wie man im Schach sagt, der Mannschaftsführer – Wladimir also eröffnete mir in kurzen Sätzen etwas über „Annexion“, „Bremen Referendum“ und „Beitritt zur Russischen Schachföderation“.


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Was sollte das? Ich verstand, wie schon so oft in meinem Leben, nur Bauernhof. Oder Bahnhof? Dennoch reagierte ich einsichtsvoll, proaktiv und ergebnisoffen, denn Igor, einer der drei, groß und bärtig, war gerade dabei, die Blumentöpfe von unserer Fensterbank zu schießen. Kein Wunder, dass die Nachbarin schon an die Tür klopfte. Es war bereits nach zehn.

„OK“, sagte ich, „ich bin dabei. Macht sehr gerne, was Ihr wollt. Aber wo habt Ihr den Wodka hingestellt?“ Und nur wenig später hatten wir abgestimmt, die beiden Katzen und ich, feierlich der glorreichen, ruhmreichen und mitgliederstarken Russischen Schachföderation beizutreten. Und zwar mit dem gesamten Landesschachbund Bremen.


One man, one vote, one Landesschachbund

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