Die historische Leistung ist vollbracht – zum ersten Oktober 2022 durchbrach der stärkste deutsche Spieler die Schallmauer von 2700 Elo. Wobei er die Zielmarke genau traf, obwohl sein Live Rating zuvor schon bei fast 2713 lag. Es war so weit am 6. September in der polnischen Extraliga durch einen Sieg gegen IM Luch. Danach spielte Vincent grandios weiter und besiegte nacheinander und völlig überraschend mit GM Grandelius, GM Lagarde und GM Lupulescu drei 2600er. Im Live-Rating katapultierte er sich bis auf 2712,8! Die Nachrichten mit den Superlativen überschlugen sich, nach jetzt 6½ aus 7 gegen sehr starke Gegner und einer Elo-Leistung von rund 3000. Doch dann brach er überraschend ein, und verlor die letzten beiden Partien gegen GM Pechac und GM Tomczak, wodurch er 12,5 Ratingpunkte wieder abgab. Siehe die Meldung vom 6.9.22 unter https://www.chess-international.com/?p=61972
Die Leistung von Vincent ist für deutsche Verhältnisse singulär. Noch nicht einmal 18 Jahre alt, gelang es ihm, in die erweiterte Weltspitze vorzurücken und gegen stärkste Konkurrenz zu bestehen. Ja, sogar gegen Weltmeister Carlsen hielt er kürzlich im Minimatch gut dagegen, auch wenn es am Ende 1:3 zugunsten von Carlsen ausging. Vincent hat übrigens auch eine große Anziehungskraft auf das deutsche Schachpublikum, denn wenn er am Brett sitzt, dann fiebern Tausende von deutschen Schachfans bei seinen Partien mit!
Diese Erfolgsstory erinnert an den jungen Hübner, der Anfang der 70er seinen Durchbruch erzielte, Zitat aus der Wikipedia: Seinen internationalen Durchbruch schaffte er bei diesem Interzonenturnier Palma de Mallorca 1970, bei dem er hinter dem späteren Weltmeister Bobby Fischer den geteilten 2. Platz erreichte und sich für die Kandidatenkämpfe qualifizierte. Gleichzeitig erfüllte er die Großmeisternorm und wurde 1971 jüngster deutscher Großmeister.
Einen nicht geringen Verdienst an diesem Aufstieg hat sicher GM Peter Leko, mit dem Vincent seit Jahren trainiert – gefördert durch Grenke Leasing und auch den Deutschen Schachbund. Um sich die Geschwindigkeit seines Aufstiegs im Spitzenschach zu verdeutlichen, ist ein Blick auf seine Eloentwicklung angebracht:
01.04.2018 2403 Elo
01.11.2018 2502 Elo
01.02.2020 2557 Elo
01.08.2021 2602 Elo
01.10.2022 2700 Elo
In Worten: ein Elogewinn von 300 Punkten in 4,5 Jahren, und dabei ist noch zu berücksichtigen, dass ja in den Jahren 2020 und 2021 coronabedingt weniger Turniere als üblich gespielt wurden.
Grafisch umgesetzt sieht die Entwicklung wie folgt aus:
Ein „Chart“ mit intaktem Aufwärtstrend, über den sich jeder Firmenchef und jeder Börsenfan diebisch freuen würde!
Mit dieser Zahl steht Vincent aktuell in der Weltspitze der Junioren (U20) auf dem 5. Platz, wie folgende Auswertung zeigt:
Die nächstbesten deutschen Spieler in der Weltrangliste sind übrigens aktuell GM Matthias Blübaum mnit Elo 2647, Platz 98 und GM Donchenko mit Elo 2646 auf Platz 100.
Laut FIDE-Profil (https://ratings.fide.com/profile/12940690) belegt Keymer in Europa den Rang 21 und weltweit Rang 41 (wenn man die inaktiven nicht gelisteten Spieler dazurechnet). Das muss man auf sich wirken lassen: in dem jungen Alter bereits unter den besten 40 Spielern der Welt!
Ist Vincent damit am Ziel seiner Träume? Kann er sich zurücklehnen, und sagen: Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte? Sicher nicht! Denn jetzt wo er die Hürde überwunden hat, wird er weiter zu Spitzenturnieren eingeladen, und man sicher noch viel Positives von ihm hören! Seine zahlreichen Fans drücken ihm jedenfalls die Daumen!
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