Markus Angst – Good News und Bad News aus dem Bernischen in Sachen öffentliche Gelder für den Schachsport: Während der Kanton Bern Schach wieder aus Mitteln des Sportfonds unterstützt, kündigte der Bieler Gemeinderat die Streichung des kompletten städtischen Beitrags ans Schachfestival an. Mittendrin im Geschehen: Peter Bohnenblust, OK-Präsident des Bieler Schachfestivals, Berner Grossrat und Bieler Stadtrat.
Gross war die Konsternation in Schachkreisen, als der Kanton Bern Anfang des vergangenen Jahres die Kantonale Geldspielverordnung so anpasste, dass Schach nicht mehr mit Mitteln aus dem Sportfonds unterstützt werden konnte. Dieser Alleingang des Kantons Bern erstaunte nicht zuletzt deshalb, weil die Frage, ob Schach Sport sei, spätestens seit der Aufnahme des Schweizerischen Schachbundes (SSB) in den Sportdachverband Swiss Olympic im Jahr 2000 vom Tisch schien.
Peter Bohnenblust reichte deshalb am 7. Juni 2021 eine Kleine Anfrage im Grossen Rat ein und fragte den Regierungsrat, warum dem Schachsport die Gleichbehandlung zur übrigen Schweiz betreffend den Bezug von Lotteriegeldern verwehrt werde und ob dieser Entscheid wieder rückgängig gemacht werden könne. Nach der negativen Antwort des Regierungsrats ruhte die Sache für ein paar Monate.
Bis am 17. März 2022, als der Grosse Rat eine Motion von sechs Ratsmitglieder aus verschiedenen Parteien überwies, die den Regierungsrat beauftragte, den Segelflugsport aus dem kantonalen Sportfonds zu fördern. Peter Bohnenblust nutzte diese Gelegenheit, um mit informellen Kontakten nochmals das Thema Schach aufs Tapet zu bringen. Und siehe da: Seit dem 1. Juli 2022 wird nicht nur Segelfliegen, sondern auch Schach wieder vom bernischen Sportfonds gefördert.
André Vögtlin, Präsident des Schweizerischen Schachbundes (SSB), begrüsst diesen Entscheid nicht zuletzt aus einem Grund: «Hätte Bern Schach aus der Sportfonds-Förderung gestrichen, hätte dies eine fatale Signalwirkung und Kettenreaktion Richtung andere Kantone haben können.»
So gross Peter Bohnenblust Freude über den Entscheid der Berner Regierung war, so gross war sein Schock, als der Bieler Gemeinderat (Exekutive) in der ersten Juli-Woche bekanntgab, im Rahmen einer grösseren Sparübung den städtischen Unterstützungsbeitrag für das Bieler Schachfestival in Höhe von jährlich 125’000 Franken (inklusive 30’000 Franken Miete des Kongresshauses) vollständig zu streichen. Damit würden über 30 Prozent des Gesamtbudgets wegfallen. «Da müssen wir ehrlich sein: Das Schachfestival in dieser Form mit internationaler Ausstrahlung wäre gestorben», sagt Peter Bohnenblust, OK-Präsident des Festivals. Er hofft nun, dass der Stadtrat (Exekutive), dem er ebenfalls angehört, bei der Budgetrunde im Oktober über die Bücher geht und für 2023 wenigstens einen Teilbetrag spricht.
Die vom Bieler Stadtpräsident Erich Fehr in einem Interview mit dem «Bieler Tagblatt» geäusserte Ansicht, wonach es sich beim Schachfestival nicht um einen von der Bieler Bevölkerung rege frequentierten Anlass handelt, konterte Peter Bohnenblust mit dem Verweis auf die Wertschöpfung für die Region. «Viele Festivalteilnehmer und Begleitpersonen übernachten in Hotels, Ferienwohnungen oder auf Zeltplätzen und frequentieren die Restaurants. Neben diesem wirtschaftlichen Aspekt hat das Schachfestival auch eine grosse Aussenwirkung und trägt den Namen der Stadt Biel in die ganze Welt hinaus.»
Er verweist auch darauf, dass das Bieler Schachfestival zwei Drittel des Budgets selbst stemmt. «Kulturelle Veranstaltungen hingegen werden oft bis zu 90 Prozent von öffentlichen Geldern finanziert.»
Wegen des politischen Prozesses – im Oktober berät der Stadtrat über das Budget 2023, im November kommt es vors Volk, bei einer allfälligen Ablehnung wird erst im April nochmals abgestimmt – wird es für die Planung des nächstjährigen Schachfestival knapp. «Wir tun jedoch unser Möglichstes, dass das Bieler Schachfestival auch im kommenden Jahr wieder stattfindet», sagt Peter Bohnenblust. «Es kann nicht sein, dass wir 55 Jahre Ehrenamtlichkeit einfach so aufgeben.»
«Das Bieler Schachfestival darf nicht sterben», sagt auch André Vögtlin. «Zusammen mit Dortmund und Wijk aan Zee gehört es zu den drei Top-Schachevents auf der Welt, welche die grösste Tradition aufweisen. Linares, das Tal-Memorial, das M-Tel-Masters und viele mehr wurden nicht weitergeführt. Wenn Biel verschwinden würde, wäre dies nicht nur überaus bedauerlich, sondern eine Katastrophe.»
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