„Mit guten Freunden kann man weite Wege gehen“, muss ich mir wohl gedacht haben, als Walter Rädler mich fragte, ob ich denn meine Vorträge über die Schachgeschichte nicht filmisch aufarbeiten wolle. Also schrieb ich die ersten Drehbücher. Unterstützt wurde ich dabei von Walter, von Julian Groetzbach und von Elias Pfann.
In der tollen Zusammenarbeit mit den „Whiteboardern“ sind die erste 3 Kurzfilme nun fertig gestellt worden. – Und die Arbeit am nächsten Drehbuch beginnt. Noch haben wir eine weite Reise vor uns. … Der Anfang – Teil 1
Übersetzungen auf Deutsch folgen.
Die Idee, Schachgeschichte mit einem kurzen Animationsfilm zu vermitteln, finde ich didaktisch beachtlich. Technisch ist das Filmchen auch gut gelungen: sympathische Figuren, und das Englisch ist gut gesprochen und leicht verständlich. Die angekündigte Übersetzung ins Deutsche erscheint mir daher angesichts der primären Zielgruppe (Schüler, die heute alle Englisch lernen) ein unnötiger Aufwand.
Die Fakten im Film sind Basiswissen, d.h. der Film bringt Historikern nicht viel, interessant ist er dagegen für Schachlehrer als Unterrichtsmittel.
Davor sollten die Autoren aber noch vier inhaltliche Fehler korrigieren.
– Ursprung in Indien: Tschaturanga bedeutet nicht Kriegsspiel, sondern vier Glieder, womit die vier verschiedenen Figuren neben dem König gemeint waren, die die vier Teile der damaligen indischen Armeen repräsentierten. Und Würfel fanden Anwendung in einer Art von Wettrennen auf einem Spielbrett, ähnlich unserem Mensch-ärgere-Dich-nicht. Dieses „Thaayam“ (Awerbach) gilt als Vorläufer des Ur-Schachs. Ob und wie lange im Tschaturanga noch gewürfelt wurde, ist unter Historikern umstritten.
– Schach kommt nach Europa: tatsächlich wurde das Schachspiel im 9. Jh. von den Arabern nicht nur über das damals maurische Spanien nach Europa gebracht, sondern auch über das ebenfalls von Arabern beherrschte Sizilien nach Italien und weiter nördlich. Etwas später erreichte das Schach via Türkei und Schwarzes Meer auch Südrußland.
– Madrid 1575. Das Turnier war kein Match zwischen nur zwei Spielern, Ruy Lopez und Leonardo di Cutri, sondern nach heutigen Begriffen ein Länderkampf zwischen zwei Teams italienischer und spanischer Meister. Gemäß Silbermann konnten die Italiener den Kampf für sich entscheiden. In der Literatur gilt Madrid 1575 heute als erstes internationales Schachturnier, gefolgt erst 276 Jahre später von London 1851.
– Die große Zugregelreform im 15. Jh. wurde völlig ignoriert. Dies ist aus meiner Sicht der schwerste Fehler, war der Wandel vom arabischen zum europäischen Schach doch eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung zum modernen Schachsport.