Die beiden Münchener Bundesligisten FC Bayern und SC 1836 laden jetzt zum dritten Münchener Bundesligawochenende in Folge, diesmal in die Bayern LB Sportarena, wo beide am Samstag und Sonntag ihre Begegnungen der fünften und sechsten Runde austragen. Die jeweiligen Schatzmeister mag die Reihe der Heimspiele und die dadurch überschaubaren Reisekosten freuen. Michael Reiß, Vorsitzender des Münchener SC 1836, wäre es allerdings sehr Recht, würden Reisekosten würden seines Ukrainers anfallen. Aber ob Pavel Eljanow in München mit von der Partie sein wird, ist noch unklar.
Zumindest in Lviv herrscht schachlich fast der Normalzustand. Am Wochenende bewiesen die Großmeister der westukrainischen Großstadt einmal mehr ihre Klasse beim Charity Cup. Angeführt vom ehemaligen Weltranglistenzweiten Wassili Iwantschuk schlug ein Quartett in einem Schnellschach-Match (mit zehn Minuten Bedenkzeit plus zehn Sekunden pro Zug) das norwegische Team Offerspil Oslo um Weltmeister Magnus Carlsen deutlich mit 11:5. Selbst der Weltranglistenerste musste in den Online-Freundschaftsspielen, das über das orthodoxe Osterfest auf die Situation der ukrainischen Geflüchteten in Norwegen aufmerksam machen sollte, zwei Niederlagen hinnehmen gegen die Asse aus Lviv.
Der einzige Ukrainer, der in München in der Bundesliga auflaufen könnte, befindet sich zwar in Sicherheit: Pawel Eljanow flüchtete in die Vereinigte Arabische Emirate (VAE), wo er als Trainer angestellt ist. Ob die Nummer vier des Münchener SC 1836 aber anreisen kann, steht noch in den Sternen. „Es gibt dort Restriktionen bei der Ein- und Ausreise“, berichtet Michael Reiß. Der Vorsitzende der 1836er versteht nur allzu gut, dass Eljanow in der derzeitigen Situation seine Schritte genau abwägen muss. Er gibt jedoch auch zu verstehen, dass der Großmeister gerne am Wochenende sein Oberhaus-Debüt beim drittältesten Schachclub Deutschlands feiern würde – zumal zwei wichtige Duelle anstehen: „Ob Pawel kommt, entscheidet sich kurzfristig“, erwartet Reiß mit Blick auf die „zähe Kiste“ in Sachen Bürokratie. Wichtig wäre für den MSC 1836 der Einsatz des Großmeisters auf jeden Fall, kommen doch mit BCA Augsburg und dem USV TU Dresden zwei Teams, die hinter dem Aufsteiger rangieren.
„Das gibt vier spannende Spiele“, prognostiziert Jörg Wengler. Die vier Teams, die am Wochenende in der BayernLB Sportarena (Osterwaldstraße 76) antreten, streben durchweg den Klassenerhalt in der Schach-Bundesliga an. Die besten Chancen darauf hat der Gastgeber: Die Denkstrategen des FC Bayern München befinden sich mit bereits 5:3 Zähler in einer komfortablen Lage. Mit zwei Siegen über den BCA Augsburg am Samstag (14 Uhr) und am Sonntag (10 Uhr) gegen Dresden könnte das Team von FCB-Kapitän Jörg Wengler sogar von Tabellenplatz sieben in die erweiterte Spitze vorstoßen. Obwohl Augsburg wie der MSC 1836 2:6 Punkte aufweist und die Sachsen bisher gar punktlos blieben, verortet sie der Bayern-Abteilungsleiter durchweg alle als „Mittelfeld-Mannschaften“. Klar sei auch, sein FCB sei „kein Spitzenteam, auch wenn wir gut gestartet sind. Mit Baden-Baden, Viernheim oder Deizisau können wir uns nicht messen“. Vor Dresden warnt Wengler besonders, weil der Tabellen-13. „unbedingt punkten muss“ und entsprechend stark antreten dürfte beim dritten Münchner Bundesliga-Wochenende in Folge.
Reiß sieht das dennoch gelassen. „Wir gehen unverkrampft rein“, sagt der MSC-Boss ungeachtet dessen, dass sein Oktett für die zwei Spiele noch nicht komplett steht. „Ein Spieler muss noch auf seine Familienplanung achten“, berichtet Reiß amüsiert wie leicht genervt. „Das ist halt der Preis, den wir zahlen, um gute ausländische Spieler im Kader zu haben.“ Vor dem Match am Samstag gegen Dresden wäre er schon „zufrieden, wenn wir ein 4:4 rausholen“. Falls doch nicht, bleibt immerhin am Sonntag die Chance gegen Augsburg.
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