(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 13.04.2022)
Nachdem sich die Hemeraner Spielerinnen und einige der zahlreichen Helfer, über die wir an anderer Stelle noch einmal berichten werden, am Samstagabend beim Chinesen erholt hatten, ging es am Sontag gegen den Deutschen Meister aus Bad Königshofen weiter.
Die Titelverteidigerinnen hatten den Meisterschaftspokal mitgebracht und einige ließen es sich nicht nehmen, Bilder vom oder mit dem Pokal zu machen.
Mittlerweile war Catriona Dartmann Aubanell eingetroffen, die an Brett sechs zu ihrem vierten Bundesligaeinsatz kam. Damit rückte Valerija Naumenko an Brett fünf vor.
Die Bretter zwei bis vier waren wie am Vortag mit Alisa Frey, Katharina Ricken und Kathrin Sewald besetzt.
Und am Spitzenbrett nahm erneut Carmen Voicu-Jagodzinsky Platz, die es mit der amtierenden Vizeeuropameisterin Iulija Osmak aus der Ukraine zu tun bekam.
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Um es vorwegzunehmen: in diesem Kampf war noch eher als am Vortag mehr drin.
Zwar hatte Alisa gegen WGM Tatiana Melamed von Beginn an einen schweren Stand und befand sich über einen langen Zeitraum in einer deutlich schlechteren Position,
Aber plötzlich griff ihre routinierte Gegnerin fehl, so dass Alisa plötzlich auf Gewinn stand. Nur noch ein präziser Zug und unsere Spielerin sollte mit einer Figur mehr auf Gewinn stehen. Doch ein unbedachter Leichtfigurentausch funktionierte nicht, so dass Tatiana mattsetzen konnte. Die Chance war vertan.
Wenn diese Partie, die nun als erste beendet war, ungefähr zur gleichen Zeit statt mit dem 0-1 Rückstand mit der 1-0 Führung zuende gegangen wäre, dann wäre hier etwas möglich gewesen.
Katharina Ricken hatte im Laufe ihrer Partie auch Chancen auf den vollen Punkt. Am Ende erzielte sie ein starkes Remis gegen WGM Belenkaya.
Ob Catriona, Kathrin oder Valerija ihre Niederlagen hätten vermeiden können, weiß man nicht. Insgesamt setzten sich in diesen Partien die erfahrenen und deutlich elostärkeren Gegnerinnen insgesamt sicher durch.
Aber dann gab es noch die beste Hemeraner Partie des Wochenendes, in der unsere beste Spielerin eine Glanzleistung ablieferte.
War sie am Vortag noch chancenlos gewesen, so zeigte sie in der Sonntagspartie gegen die junge Topspielerin aus Kiew, die sicher noch nicht am Ende ihrer Entwicklung ist, warum sie so viele Jahre für die rumänische Nationalmannschaft gespielt hat.
In der Vorbereitung war Carmen aufgefallen, dass Osmak über ein sehr großes Eröffnungsrepertoire verfügt. Es war also klar, dass diese mit Schwarz bestimmen würde, welche Eröffnung aufs Brett kommen würde. Unmöglich, alle denkbaren Eröffnungen noch einmal vorzubereiten!
Die Vizeeuropameisterin wählte Französisch, wogegen Carmen eine vermeintlich anspruchslose Variante spielte.
Allerdings setzte die Spitzenspielerin des Deutschen Meisters ungenau fort. Bereits nach zehn Zügen vermeldete der wieder launig durch den Tag führende Kommentator Marcus Schmücker, dass die Stellung nun klar besser sei für unsere Spielerin.
Wie Marcus in der Folge nachvollziehbar für die Zuschauer erklärte, war die Stellung aber nicht nur objektiv besser für Carmen, sondern entsprach auch genau ihrem Spielstil.
Ein schönes positionelles Qualitätsopfer vergrößerte den Vorteil. Und obwohl es keine leicht zu berechnenden Varianten gab, die zu einer einfachen Gewinnstellung führten, sondern viele kleine Zwischenziele erreicht werden mussten, um den Vorteil zu bewahren oder zu vergrößern, geriet Carmen nie vom richtigen Weg ab.
Nach der Partie erklärte sie im Interview mit Marcus, wie sie an einzelnen Stellen der Partie auf Schwierigkeiten gestoßen war, für die sie Lösungen suchen musste. Zwar sei ihr zu jedem Zeitpunkt der Partie klar gewesen, dass sie Vorteil habe. Aber genauso klar sei ihr natürlich auch gewesen, dass eine so starke Spielerin wie Iulija Osmak auch in schwieriger Stellung jederzeit auf eine sich bietende Gelegenheit gewartet hätte, um die Partie zu drehen.
Doch Carmen ließ nichts anbrennen.
In dem Moment, in dem ihre Gegnerin aufgab, war Bad Königshofens Teamchef Jürgen Müller einer der ersten Gratulanten. Für alle Zuschauer war erkennbar, wie gut unsere Spielerin an diesem Tag gespielt hatte. Und natürlich tat es allen Hemeranern gut, dass wir trotz der erwarteten Überlegenheit der beiden Spitzenmannschaften an diesem Wochenende zumindest eine Partie gewinnen konnten.
Quelle: https://www.svhemer1932.de/
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