(Andreas Jagodzinsky, 11.04.2022)
Am Ende stand das befürchtete 0-6 gegen Schwäbisch-Hall. Aber trotzdem war die Enttäuschung nicht allzu groß bei den Gastgeberinnen.
Zum einen konnte der SV Hemer – so jedenfalls das Feedback der Gastvereine – als Ausrichter überzeugen.
Auf das Team hinter dem Team werden wir in den kommenden Tagen einmal gesondert eingehen, denn vielleicht ist es auch eines der zahlreichen Probleme, die der Schachsport hat, dass es in anderen Sportarten, in denen vielleicht auch das Alter der Sportausübung gewisse Grenzen setzt, so dass man bspw. ab Mitte 30 ohnehin nur in irgendwelchen Ü-was-weiß-ich-denn-Wettbewerben mit gleichaltrigen Atlethen wetteifert, viele tragende Säulen in Vereinen gibt, die ihre Anerkennung nicht aus Wettkämpfen in unterklassigen Mannschaften, sondern im Einsatz für den Gesamtverein als Fahrer, Grillexperte, Platzwart oder anderem beziehen.
Zum anderen aber konnten wir auch sportlich zumindest in einzelnen Partien mithalten.
Der Spieltag begann mit einer Hiobsbotschaft. Auch wir hatten den in den diesen Tagen fast erwartbaren Coronafall. Alle Versuche, Ersatz zu beschaffen, scheiterten. Um nicht zu viel in der Vorbereitung zu verändern, verzichteten wir auf Ideen, wie das Freilassen von Brett 1. Von vorneherein war geplant, unseren Nachwuchsspielerinnen hier vor heimischem Publikum die Gelegenheit zu geben, gegen absolute Topspielerinnen zu spielen.
Und am Spitzenbrett sollte die Spielerin spielen, die sich mehr als jeder andere in der Vereinsgeschichte um das Schach in Hemer verdient gemacht hat. Carmen Voicu-Jagodzinsky hat als Spielerin, die unter den Top 100 der Welt stand, für Hemer vor vielen Jahren in der Verbandsliga und Verbandsklasse gespielt. In der sportlich schwierigsten Phase war sie sich nicht zu schade, in der Bezirksliga (das war damals die siebte Liga) zu spielen. Ehrenamtlich trainiert sie Jugendspieler vom blutigen Anfänger bis zu NRW-Spitzennachwuchsspielern wie Moritz Runte und Valerija Naumenko.
Sie spielte gegen die georgische Weltklassespielerin Meri Arabidze. Eröffnet wurde die Partie von der heimischen Bundestagsabgeordneten Bettina Lugk, die als Nachfolgerin von Dagmar Freitag zwar nicht direkt den Vorsitz des Sportausschusses im Deutschen Bundestag übernommen hat, aber sich zumindest sofort in den Sportausschuss orientiert hat. Sie verweilte auch nach dem Spielbeginn noch lange im Analysebereich und unterhielt sich unter anderem mit dem Präsidenten des Schachbundes NRW Ralf Chadt-Rausch. Assistiert bei der Eröffnung wurde sie von der Landtagsabgeordneten Inge Blask, die schon bei der Premiere im Woeste-Gymnasium 2019 in der 2. Bundesliga dabei war. Und auch unser Bürgermeister Christian Schweitzer ist regelmäßiger Gast beim Schach. Einer seiner ersten Termine nach seiner Wahl 2020 führte ihn zum NRW-Ligaspiel unserer Jugendmannschaft.
Von den weiteren Ehrengästen sollen auch der stellvertretende Vorsitzende des Stadtsportverbandes Christian Ritter und Arne Stopsack, einer der erfahrensten Hemeraner Lokalpolitiker und ehemaliges Mitglied des Schachvereins nicht unerwähnt bleiben.
Kommentiert wurde das Match von Marcus Schmücker, der wirklich spannende Partien zu sehen bekam und am Samstag sich über weit über 600 Zuschauer, die teilweise sehr intensiv den Dialog mit ihm suchten, freuen durfte.
Trotz des frühen 0-1 konnte sich das Team um Mannschaftskapitän Moritz Runte über viele gute Partien freuen. Katharina Ricken lieferte gegen die französische Topspielerin Deimante Daulyte-Cornette ein tolles Bundesligadebüt, stand phasenweise sogar besser und lehnte mutig ein Remisangebot ab. Am Ende setzte sich die Erfahrung jedoch durch.
Auch Kathrin Sewald erhielt nach wechselhaftem Verlauf ihre Chancen gegen Karina Ambartsumova. Leider ließ Kathrin ihre Gewinnchance aus.
Alisa Frey musste auch nicht unebdingt verlieren.
Für die meiste Spannung sorgte jedoch Hemers Eigengewächst Valerija Naumenko. Auf diese Partie und das Bundesligadebüt der 19-jährigen Abiturientin gehen wir noch gesondert ein. Aber eins sei hier schon verraten: Gegen WGM Jovana Eric hätte sie gewinnen können.
Nur Carmen hatte an diesem Tag keine Chance. Meri Arabidze überspielte sie ziemlich klar. Carmen behielt sich ihren großen Auftritt für den Folgetag vor.
Als das Team und das Team hinter dem Team abends beim Chinesen den Tag ausklingen ließ, war die Stimmung jedenfalls besser, als ich es jemals nach einer solch klaren Niederlage erlebt habe.
Den Bericht aus Sicht unserer Gegner, die auch auf unsere Chancen eingehen, kann ich zum Lesen nur empfehlen: https://www.schachklub-sha.de/frauenbundesliga-klares-6-0-gegen-hemer/
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